Roter Mediator, schwarzes Spiel

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Beinahe wäre der Regierung im winterlich romantischen Sillian die romantische Choreographie entgleist. Dass sie es nicht tat, liegt wohl an Josef Ostermayer.

Der mächtige Staatssekretär hatte hinter den Kulissen alle Hände voll zu tun, die Wogen zwischen Schwarz und Rot zu glätten. Zunächst kalmierte er bei den durchgesickerten Millionenzusagen der SPÖ an die Krankenkassen. Dann leitete er seinen Freund Werner Faymann auch noch durch die Wirrnisse der Steuerreform. Und weil er das so gut machte, zog er sich in Abwesenheit nächtens an der Bar auch noch kleine Gehässigkeiten von schwarzen und roten Parteigängern zu, die auch gerne so einflussreich wären wie der unverbindliche Ostermayer.

Tatsächlich herrschte am Tag nach den einträchtig verkündeten Einigungen zumindest bei der SPÖ Katerstimmung ob des von der Union Osterfaymann für die Partei Erreichten.

Es gibt nun also eine Entlastung der Familien und der Selbstständigen sowie eine Besserstellung des Mittelstandes. Das bedient zum großen Teil die Kernwählerschicht der ÖVP, die mit der Familienentlastung auch noch bei jüngeren Wählern grasen darf. Prölls Widerstand hat ihm jedenfalls eine Steuerreform nach seinen Vorstellungen gebracht - und als Symbol zum Drüberstreuen auch noch die Begünstigung für Kirchensteuerzahler. Doch was geschah auf Seiten der SPÖ? Mit ihrem Papier der 400-Millionen-Zuschüsse an die Krankenkassen ist sie zum Teil gescheitert. Die nunmehrige Einigung sieht für das heurige Jahr bloß noch 50 Millionen vor (auch wenn sich diese Summe in den folgenden Jahren drastisch erhöht).

Der Unmut bei den SP-dominierten Organisationen ließ nicht lange auf sich warten: ÖGB und Arbeiterkammer fürchten nun unisono, "dass das nicht genügen könnte". Bei Lichte betrachtet mangelt dem Paket tatsächlich die Vollständigkeit.

Demnach müssen sich die Kassen zum Sparen verpflichten, doch wie sie das tun sollen, muss erst noch festgelegt werden. Was sind denn die Früchte, die Werner Faymann der SPÖ präsentieren kann? Dessen Erfolg liegt eigentlich bloß darin, dass die Regierung einen Arbeitsnachweis erbracht hat, den die SPÖ sich erkaufen musste.

Neue Herausforderung

Josef Pröll kann sich derweil unter seinem kleinen innenpolitischen Erfolg sonnen. Nicht lange allerdings. Denn auf die Steuerreform folgte eine "Mission Impossible" (Der Standard) in die Länder des Ostens, zur Rettung österreichischer Bankinteressen, da dräut am Horizont eine mindestens ebenso schwierige Herausforderung heran. Dann werden nämlich die Landeshauptleute Michael Häupl aus Wien und Onkel Erwin aus Niederösterreich vor der Tür stehen. Es wird dann um die Frage gehen: Wer soll die soeben beschlossene schwarze Steuerreform bezahlen? Sicher, Pröll kann am Konferenztisch von Sillian noch tönen, dass jeder seinen Beitrag leisten muss. Doch jene Landeshauptleute, die mit am Tisch bei den Regierungsverhandlungen saßen und mitstimmten (Niessl und Sausgruber), haben sich von dem Übereinkommen zum Teil schon verabschiedet oder verstummen angesichts des Protests, den Häupl schon einmal präventiv Richtung Sillian geschleudert hat. Es wird dann wieder einen Mediator brauchen: Josef Ostermayer? (tan)

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