Venezuelas "Comandante" folgt Kubas "Máximo Lider"

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Wenn das dem kränkelnden Fidel Castro nicht noch einmal auf die Beine hilft, dann nützt gar nichts mehr: Denn ein schöneres Geschenk als seinen überwältigenden Sieg bei den Präsidentenwahlen in Venezuela am Wochenende hätte Hugo Rafael Chávez Frias dem kubanischen "Máximo Lider" zu dessen offizieller Geburtstagsfeier nicht machen können - andererseits, vielleicht ärgert sich Castro sogar ein bisschen: Chávez schafft seine Mehrheiten im Gegensatz zu ihm noch immer ohne massive Wahlmanipulationen.

"Nun wird er innenpolitisch ganz frei schalten und walten können", meint der spanische Lateinamerika-Experte Carlos Malamud. Der seit 1999 regierende 52-jährige Bauernsohn und Ex-Fallschirmjäger wird nun nicht vor Februar 2013 aus dem Regierungspalast Miraflores in Caracas ausziehen müssen. Und damit wird der "Comandante" seinem Ruf als politisches Stehaufmännchen wieder einmal gerecht: 1992 überstand er nach einem von ihm angeführten und gescheiterten Putsch zwei Jahre Haft. Nach dem Wahlsieg von 1998 gelang ihm der Sprung an die Macht. 2000 ließ er sich per Ermächtigungsgesetz mit umfangreichen Sondervollmachten ausstatten. 2002 vom Militär gestürzt, gelangte er dennoch wieder an die Macht. Auch ein zweimonatiger Generalstreik und ein Referendum zur Amtsenthebung konnten ihm nichts anhaben. Chávez, der sich an Sonntagen in Fernseh-und Radiosendungen gern stundenlang über die Frage auslässt, ob es Leben auf dem Mars gibt, oder über Sport und Kulinarisches monologisiert, scheint mit der Macht untrennbar verwachsen zu sein.

Geheimwaffe Sozialarbeiter

Warum dem so ist? "Vor 1999 hatten wir eine de-facto-Apartheid. Die Armen wurden auch politisch und kulturell ausgeschlossen. Das Leben von zig Millionen Armen wurde mit Chávez von heute auf morgen ganz anders", sagt Edgardo Lander, Professor für Wirtschafts-und Sozialwissenschaften in Caracas.

Chávez "Geheimwaffe" sind die "Misiones". Sie wurden in der kritischsten Phase nach zwei Generalstreiks und einem nach 48 Stunden gescheiterten Putsch der Opposition eingeführt. In den Slums kümmern sich seither Fachkräfte und Freiwillige aus dem sozialistischen Kuba um Probleme wie den regelmäßigen Schulbesuch der Kinder, Sorgen alleinerziehender Mütter oder die Alphabetisierung älterer Bürger.

Die Opposition beklagt unterdessen, dass die seit Jahren wachsenden Öleinnahmen des fünftgrößten Erdölexporteurs der Welt durch Chávez' "populistische Maßnahmen" verschwendet und nötige Infrastrukturinvestitionen aufgeschoben würden. Eine zu starke heimische Währung habe die Zahl der Unternehmen seit 1998 von 17.000 auf 8.000 gedrückt. Außerdem werde der Klassenhass geschürt und die Gesellschaft tief gespalten: Cávez regiere fast wie ein Diktator.

Nach seinem jetzigen Wahlsieg will Chávez nun nach eigenen Worten die Revolution in Venezuela "vertiefen" und den "wahren Sozialismus" einführen. Ob das allerdings Wirklichkeit wird, bezweifeln viele: Denn "Chávez wird wegen seines Charismas und seiner Sozialprogramme vom Volk massiv unterstützt und geliebt - all seine Ideologisierungsversuche sind aber bisher kläglich gescheitert."WM/APA

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