6757894-1968_03_07.jpg
Digital In Arbeit

Die Belagerung

Werbung
Werbung
Werbung

Nach dem Fall von Jerusalem und der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n. Chr. konnten sich nur noch drei jüdische Festungen halten: Herodion, in der Nähe von Bethlehem; Machwar, östlich des Toten Meeres, Und Massada. Im Herbst des Jahres 72 n. Chr. blieb Massada die einzige jüdische Festung. Nach wochenlangen Vorbereitungen begann die römische Belagerung. An der Spitze des römischen Belagerungsheeres stand Flavius Sylva, der Kommandant der X. Legion. Das Belagerungsheer bestand aus 8000 bis 10.000 Kämpfern und einigen tausend Sklaven. Auf Massada selbst befanden sich 960 Seelen, die letzten Aufständischen und ihre Frauen und Kinder. An ihrer Spitze stand der letzte Führer der Sykaria. Die Belagerten gehörten der Sykaria- Gruppe an — Zeloten, die nach dem römischen Dolch Sykar genannt wurden, denn mit diesen Dolchen erstachen sie ihre Gegner im Nahkampf.

Uber das Ende dieser Festung berichtet Flavius Josephus, daß der römische Kommandant einen Wall aufschütten ließ, um den Abgrund zwischen Massada und dem gegenüberliegenden Berg zu überbrücken. Auf diesem Wall wurde ein 60 Ellen hoher Eisenturm errichtet, von dem aus römische Schießmaschinen die Belagerten auf der Mauer unter Schnellfeuer hielten, so daß diese hinter der Mauer Deckung suchen mußten und nicht mehr schießen konnten. Auf diesem Wall wurde außerdem eine Riesenbelagerungsmaschine errichtet, um Stunde für Stunde die Festungsmauer zu bombardieren. Nachdem eine Bresche in die Mauer geschlagen worden war, entdeckten die Römer zu ihrer Verwunderung, daß die Belagerten eine zweite Mauer aus Holz errichtet hatten. Diese Mauer bestand aus zwei Holzwänden, in deren Zwischenraum Erde gepreßt worden war. Die Erde wurde mit Wasser begossen. Da-

durch war die Mauer elastisch und kannte den Felsblöcken aus der Belagerungsmaschine widerstehen. Als Flavius Sylva dies sah, ließ er die Mauer mit brennenden Fackeln bewerfen, bis sie heftiges Feuer fing. Erst drohte das Feuer, auf die Belagerungsmaschine überzugreifen, doch schließlich brannte die Mauer lichterloh während einer ganzen Nacht. Der Belagerunigsring der 10.000 Krieger war so eng, daß es für die erschöpften Belagerten kaum noch ein Entrinnen gab.

Die letzten Tage

Die Belagerten töteten erst jeder seine Frau und die eigenen Kinder. Darnach wählten sie zehn Leute aus, die die Krieger töteten. Jeder der Krieger legte sich neben seine Frau und seine Kinder und umarmte sie und ließ sich töten. Darnach tötete der letzte Krieger die anderen neun, untersuchte, ob auch wirklich alle tot waren, zündete die Festung an allen Ecken an und stürzte sich in sein Schwert. Nur zwei Frauen und fünf Kinder versteckten sich in einer Zisterne und konnten die 960 Belagerten überleben. Diese wenigen Überlebenden waren es, die die Geschichte der letzten Tage Mas- sadas erzählten und die dann einige Jahre später von Flavius Josephus in Rom niedergeschrieben wurde.

Neues Leben aus Ruinen

Die Expedition in Massada war schon jahrelang die „fixe Idee“ von Prof. Jadin. Da der Staat Israel nicht imstande war, eine solche Expedition zu finanzieren, suchte Prof. Jadin auf der ganzen Welt Interessenten für dieses Projekt. Einige englische und amerikanische Millionäre spendeten den größten Teil des Budgets, und den Rest übernahm die englische Wochenzedtung „Sunday Observer11, die auch einen ständigen Korrespondenten bei den Ausgrabungen hat. Es ist Professor Jadin persönlich.

Kürzlich begann man mit dm Rekonstruktionsarbeiten, die Massada zu einer Touristmattraktion machen und zugleich die Ausgrabungen vor den Witterungsschädm schützen sollen. Massada ist nicht nur ein archäologischer Fund, sondern auch ein Ausflugsziel aller israelischen Jugendbünde, die Jahr für Jahr auf diesen Berg nach stundenlanger Fußwanderung gelangen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung