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Ein Kastell namens Machärus

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Der Berg Machärus (Mkaur), unweit des biblischen Toten Meeres, wurde kürzlich durch eine österreichische Filmexpedition besucht, die mit Förderung des Bundesministeriums für Unterricht den Berg Machärus in einem Farbfilm und Berg und Zugang zum ehemaligen Burgverlies auch in Photos aufnahm. Diese wohl einmaligen Aufnahmen zeigen die Bilder auf dieser Seite. Möge der hier folgende Aufsatz und die Verfilmung von Machärus dazu beitragen, daß die Öffentlichkeit sich für eine würdige Ausgestaltung der Todesstätte des heiligen Johannes des Täufers ehestens interessiere.

Es gibt kaum ein Ereignis, das in der Literatur und in der bildenden Kunst so häufig dargestellt wurde als der Tod des heiligen Johannes des Täufers. Oper, Drama, Dich- tinig'und“ unzählige “Gemälde zeigen Salome, die Tochter der Herodias, wie“ sie das Haupt des heiligen Johannes ertanzt.

Der heilige Johannes Baptist, in unzähligen Kirchen der Welt, die ihm geweiht sind, verehrt, in einer noch größeren Anzahl von Kirchen in Verbindung mit dem Taufbrunnen bildlich dargestellt, gehört wohl zu jenen Heiligengestalten, die der weitest verbreiteten Verehrung der Gläubigen sicher sind. Jesus hebt ihn (Mt. 11, 11) besonders hervor: „Wahrlich, Ich sage euch: Unter denen, die von Weibern geboren wurden, ist kein Größerer aufgestanden, als Johannes der Täufer.“

Seit der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius, geboren 37 nach Christi (also fast ein Zeitgenosse des heiligen Johannes Baptist, als dessen Todesjahr 29. n. Chr. angenommen wird) in seiner „Geschichte des jüdischen Krieges“ und in seinen „Jüdischen Altertümern“ die Festung des Herodes Antipas, Machärus, nahe dem Ufer des Toten Meeres, als Kerker und Enthauptungsort des heiligen Johannes bezeichnet und in seiner Geschichte beschrieben hat, ist dieser Todesort des Heiligen bekannt und kann wohl als einwandfrei beglaubigt gelten. Es gehört zu den unbegreiflichsten Seltsamkeiten, daß der Todesort des Täufers bis zum heutigen Tag besteht und einwandfrei festgestellt werden kann, daß jedoch an dieser für die Christen so denkwürdigen Stelle noch niemals eine Kirche, ja nicht einmal eine Kapelle oder sonstige Erinnerungsstätte errichtet wurde.

Josephus Flavius (Jüd. Krieg, VII, 6. 1) schildert das Kastell Machärus an der Grenze von Palästina und Arabien als starke Festung, bei der schon die natürliche Beschaffenheit des Platzes geeignet war, einer Besatzung festes Vertrauen, den Angreifern aber Furcht und Zagen einzuflößen. Denn die natürliche Befestigung an sich wird durch einen felsigen Hügel gebildet, der zu beträchtlicher Höhe ansteigt und schon deshalb sich schwer einnehmen läßt, auch hat die Natur selbst dafür gesorgt, daß er so gut wie gar nicht zugänglich ist.

Der jüdische König Alexander war der erste, der die günstige Lage dieser Örtlichkeit erkannte und eine Festung hier errichtete, die jedoch später vom römischen Feldherrn Gabinius im Kriege mit Aristobulus geschleift wurde. Als Herodes König geworden war, schien ihm der Platz mehr als jeder andere besonderer Sorgfalt und möglichst starker Befestigung wert, hauptsächlich wegen der Nachbarschaft der Araber, gegen deren Land hin die Festung einen günstig gelegenen Punkt bildet. Demzufolge umgab er einen weiten Raum mit Mauern und Türmen und gründete daselbst eine Stadt, die man erst passieren mußte, um in die eigentliche Burg zu gelangen. Gleichwohl versah er auch noch den oberen Gipfel selbst ringsum mit einer Mauer und errichtete in deren Ecken Türme von je hundertsechzig Ellen Höhe. Mitten in dem also befestigten Raum erbaute er dann einen Palast mit weitläufigen und prjjftkwaUflrbtGejijächern^ auch legte er an den geeignetsteh Stellen eine Reihe von Zisternen an, um das Wasser aufzufangen und die Umgebung reichlich damit zu versorgen.

Als Herodes Antipas, der Sohn Herodes „des Großen“, nach dem Tode seines Vaters seine Einsetzung zum Tetrarchen von Galiläa und Peräa erreicht hatte, heiratete er, anscheinend als Unterpfand des Friedens, die Tochter des Aretas, des Königs von Peträa. Dieses Königreich des peträischen Arabiens mit seiner Hauptstadt Petra (die heute noch als eines der Wunder Jordaniens gilt) wurde hierdurch zum Verbündeten der schwachen Tetrarchie des Herodes Antipas, die nur einen Teil des Reiches des großen Herodes umfaßte.

Wie Josephus Flavius berichtet, stand die Festung Machärus (vielleicht als Unterpfand) unter der Botmäßigkeit des Königs Aretas. Als Herodes Antipas sich in Rom in die Gattin seines Stiefbruders Herodes — die Evangelisten nennen den Bruder „Philippus“ — namens Herodias verliebte und sie, welche die Tochter ihres gemeinsamen Jruders Aristobulus war, heiratete, vervon Machärus zu ihrem Vater entfloh. Noch bevor es darüber zwischen dem König Aretas und dem Tetrarchen Herodes zum Krieg kam, geschah auf Vlachärus jenes Ereignis, wodurch diese Festung unsterblich wurde; die Einkerkerung und Enthauptung Johannes des fäufers.

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