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Nicht allein Dementis

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„Die DM wird nacht 7 Schilling wert“ Alle Spekulanten, die in Österreich ihre Schillinge in DM umgetauscht haben, um vielleicht doch noch an einer Aufwertung zu partizipieren, müssen nun zur Kenntnis nehmen, daß sie die DM wahrscheinlich zu einem überhöhten Kurs gekauft halben.

In den letzten Wochen haben Nachrichten aus Griechenland, aus afrikanischen Staateh, aus der Schweiz, aber auch aus der deutschen Bundesrepublik selbst immer wieder von einer geplanten neuerlichen Aufwertung der DM zu berichten gewußt. Hinter all diesen Nachrichten fanden die Wirtschaftsfachleute aus dem Nachbarland immer wieder englische Quellen.

Das letztemal war die „DM“ am 6. März 1961 aufgewertet worden. Damals befand sich die deutsche Bundesrepublik in einer wirtschaftlich ähnlichen Situation wie heute. Auch 1961 dementierte man ein halbes Jahr vorher, Ende September 1960, alle Aufwertungsgerüchte. Die dieses Gerücht aber am heftigsten bekämpften, der damalige Bundeswirtschaftsminister Erhard und Bun- desbankpräsident Blessing schritten anfangs März des darauffolgenden Jahres daran, das Austauschverhält

nis aer DM zum Donar una zum Gold um 5 Prozent zu verbessern.

Erhards Vergleiche

Auch heute, im September 1968, dementiert man in Bonn wiederum eifrig. Bundesminister Schiller sprach in den ersten Septembertagen, aus London soeben zurückgekehrt, von haltlosen Gerüchten, Bundesbankpräsident Blessing meinte vorige Woche ebenfalls, eine Aufwertung sei derzeit wohl nicht opportun. Jetzt gab auch der als Wirtschaftsfachmann in der deutschen Bundesrepublik geschätzte Altbundeskanzler Ludwig Erhard in einem Artikel in der Hamburger „Welt am Sonntag“ zu verstehen, mit einer DM- Aufwertung sei jetzt nicht zu rechnen. Gegen eine Aufwertung spreche nämlich derzeit:

• daß eine währungspolitische Korrektur keine beliebig oft zu wiederholende Aktion sei,

• die gute Zahlungsbilanz der ERD durch eine solche Maßnahme verschlechtert werde und daß er schließlich

• glaube, mit dem 2-Milliarden- Dollar-Kredit an Großbritannien (an dem sich die BRD mit 400 Millionen DM beteiligte) sei genug internationale Solidarität bekundet wor

den und daß cue Diskussion um eine Aufwertung der DM damit beendet set

Meint Erhard, im Jahre 1961 hätten ganz andere Gründe zur Aufwertung geführt, so verweist der Wirtschaftsredakteur der „Süddeutschen Zeitung“, Gerhard Czerwensky: „Der Stein des Anstoßes, der zur Aufwertung geführt hätte, bzw. jetzt führen könnte, sei damals wie hgute der-3 selbe gewesen.' ' ' Hohe ' deutsche Außenwirtschaftsüberschüsse _ be3

, nsinoįo,d iširi siri.c , swtS rrscfs lasten den internationalen Zahlungsverkehr trotz kräftigen Geld- und Kapitalexports; schwer. Der Aktivsaldo der deutschen Außenhandelsbilanz im Jahre 1967 beträgt 17 Milliarden DM und dürfte im Jähre 1968 die 20-Milliarden-Grenze überschreiten.

In zwei Punkten hat sich allerdings gegenüber dem Jahre 1961 die Situation gewandelt: damals war die deutsche Industrie noch lange nicht so exportaktiv wie heute, gewisse Industriesparten expandierten bis zu 75 und 80 Prozent ihrer Produktion, und 1961 waren Bundesminister und Bundesbankpräsident für eine Aufwertung — heute hatten beide nicht nur dementiert, sie haben auch überzeugende Argumente dagegen vorgebracht.

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