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Teure Alternative

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Fürs erste ist die Frage nach einer Aufwertung des Schilling vom Fenster weg: Die Deutschen, von den Franzosen zu einer Aufwertung der Mark gedrängt, auch zögernd dazu bereit, warten nun einmal ab. Politisch gesehen, mag diese Aufwertung erforderlich sein, um europäische Solidarität zu demonstrieren. Aus ökonomischer Sicht beurteilt, führte eine DM-Aufwertung einen gewaltigen Schritt von jenem Konjunktur-Aufschwung weg, der, auf Export-Hoffnungen gebaut, der deutschen Regierung einen lichten Hintergrund zu ihrem Bundestags-Wahlkampf abgeben soll (siehe auch unseren Beitrag auf Seite 6).

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Fürs erste ist die Frage nach einer Aufwertung des Schilling vom Fenster weg: Die Deutschen, von den Franzosen zu einer Aufwertung der Mark gedrängt, auch zögernd dazu bereit, warten nun einmal ab. Politisch gesehen, mag diese Aufwertung erforderlich sein, um europäische Solidarität zu demonstrieren. Aus ökonomischer Sicht beurteilt, führte eine DM-Aufwertung einen gewaltigen Schritt von jenem Konjunktur-Aufschwung weg, der, auf Export-Hoffnungen gebaut, der deutschen Regierung einen lichten Hintergrund zu ihrem Bundestags-Wahlkampf abgeben soll (siehe auch unseren Beitrag auf Seite 6).

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Aus österreichischer Sicht fallen derlei politische Überlegungen weg. Über die Frage, ob der Schilling eine DM-Aufwertung teilweise, ganz oder gar nicht mitmachen soll, könnte man demnach durchaus sachlich urteilen; losgelöst von den politischen Tagesfragen, animiert von ökonomischem Sachverstand. Nun aber scheint es, als hätten Finanzminister und Notenbank gerade dazu jede Beziehung verloren. Als in der letzten Woche das. Gerücht einer bevorstehenden DM-Aufwertung Konturen annahm, verkündete der Finanzminister prompt, auch der Schilling würde eine solche Entwicklung je-

denfalls teilweise mitmachen. Wahrscheinlich will er auch im Sommer 1976 den Österreichern klarmachen, daß es „daheim doch am schönsten ist“ und was man mit dem Schilling alles in Italien, Frankreich und England anstellen kann. Was dem Auslands-Urlauber möglicherweise wirklich gelegen käme (und der österreichischen Fremdenverkehrs-wirtsehaft demnach höchst ungelegen sein müßte), könnte zu einer mittleren Katastrophe der österreichischen Exportwirtschaft führen. Sie ist noch lange nicht von dem oft prophezeiten Aufschwung erfaßt, stagniert, kämpft um neue Märkte

und hat vor allem im Hinblick auf die hohen Produktionskosten große Schwierigkeiten, dabei zu reüssieren. Allein das Ausscheiden des französischen Francs aus dem sogenannten Hartwährungsblock brachte eine

weitere Diskriminierung unserer Exporte nach Frankreich, in den COMECON-Raum und nach einigen Nahost-Staaten. Ein Mitmachen mit der DM-Aufwertung würde diese Schwierigkeiten noch weiter verschärfen, zumal hierzulande die Inflationsrate doppelt so hoch wie in der Bundesrepublik Deutschland ist. Fürs erste, wie gesagt, ist die Gefahr gebannt. Doch schon zum nächsten Wochenende oder noch eine Woche später wird wieder die Frage einer DM-Aufwertung diskutiert, werden dadurch wieder Spekulationen aus-

gelöst, die auch den Schilling berücksichtigen. Es wäre nur zu schön, würden der Bundeskanzler und die Notenbank billige tagespolitische Überlegungen zurücktreten lassen und bedenken, was damit zu gewinnen oder zu verlieren ist. Die Alternative lautet schlicht und einfach: Billigpreis-Urlaube für Österreicher im Ausland versus Gefährdung unserer Exportchancen auf den Auslandsmärkten — und damit auch Gefährdung der Arbeitsplätze in Österreich.

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