Nagelprobe des Feminismus

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"Rechte von Sexarbeiterinnen sind Frauenrechte", lautet die Botschaft der Kampagne "Lust auf Rechte", der sich auch Frauenpolitikerinnen und Feministinnen des Landes angeschlossen haben. Genau diese Botschaft offenbart den grundlegenden Widerspruch dieser Kampagne. In keinem Bereich ist der Mensch verwundbarer - ist seine Würde verletzlicher - als in seiner Sexualität.

Rechtliche Verbesserungen für so genannte "freiwillige Sexarbeiterinnen" mögen in einem kurzfristigen und eingeschränkten Denken durchaus Sinn machen, doch im Grunde greifen solche Forderungen zu kurz und vergessen das Gesamtbild, was Prostitution eigentlich ist: der gravierendste Auswuchs männlicher Ausbeutung von Frauen.

Ausgerechnet Frauen fordern nun, Sexarbeit wie jeden anderen Beruf anzuerkennen und zu entstigmatisieren. Damit kommt dieser feministische Ansatz einer resignativen Einsicht und Niederlage gleich: Es hat sie halt immer gegeben, es wird sie immer geben.

Um die Probleme dieses Ansatzes zu verdeutlichen, braucht es zunächst nur zwei Fragestellungen: Wie würden die Vertreterinnen dieser Kampagne denken, wenn sie erfahren würden, dass ihr Partner eine Sexarbeiterin bezahlt hätte? Und wie würden solche Forderungen rezipiert werden, würden Männer sie erheben?

Diese Überlegungen machen deutlich, dass Prostitution nicht nur zwei Menschen in einer "Dienstleistung" betrifft, sondern eine ganze Gesellschaft verletzt und belastet. Hier ist somit der Ansatzpunkt: Es bedarf eines grundlegenden, langfristigen gesellschaftlichen Veränderungsprozesses, der vor allem die Männer einschließt. Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist nur dann Realität, wenn nicht geduldet wird, von beiden Seiten, dass Frauen zur Ware werden.

regine.bogensberger@furche.at

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