Der Schock sitzt tief: Österreichs Jugend wählt rechts. Der Protest gegen die aktuelle Politik und das Thema Ausländer trieben die jungen Wählerinnen und Wähler ins FPÖ-Lager. Doch rechtsradikal sind die wenigsten. Eine Reportage.Mitten im Siebten stößt man an einem kleinen Ort auf etliche junge FPÖ-Wähler. Vor der AMS-Servicestelle für Jugendliche rauchen Lehrstellensuchende und Schulabbrecher gleich neben oder mit Maturaschülern. Eine Maturaschule liegt Tür an Tür mit dem Arbeitsmarktservice in der Neubaugasse im siebten Wiener Gemeindebezirk.Wer hier die FPÖ und ihren
In der Volksschule Pfeilgasse in Wien wird Begabungsförderung großgeschrieben. Jedes Kind hat ein Recht auf Förderung, so das Konzept der öffentlichen Schule.Es wäre schlimm, wenn ein Kind die Volksschule verlassen würde und wir hätten nicht erkannt, welche Stärken es hat, die gefördert werden müssen". Dieser Gedanke wurde für Andrea Rieß, Direktorin der Volksschule Pfeilgasse im achten Wiener Gemeindebezirk, zur Leitlinie ihrer Schule. Im vergangenen Jahr wurde die Einrichtung als eine von vier öffentlichen Wiener Schulen mit dem "Begabungssiegel des Stadtschulrates"
Fällt beim kommenden Bundeskongress der grünen Partei der Startschuss für den Neuanfang oder für ein Krisenjahr?Es darf also wieder mehr und offen diskutiert werden bei den Grünen. An Gelegenheit und Anlässen wird es nicht mangeln. Der nächste sichere Ort für hitzige Diskussionen wird der grüne Bundeskongress sein, der am 17. und 18. Jänner in Klagenfurt über die Bühne gehen wird. Eva Glawischnig wird dann auch offiziell zur Bundessprecherin und zur Nachfolgerin von Alexander Van der Bellen gewählt werden. Einige freigewordene Plätze im Bundesvorstand werden neu besetzt.
Bildungsministerin Claudia Schmied will Vorarlberg zur ersten Region machen, in der völlig auf die gemeinsame Schule umgestellt wird. Aber was sagen die Vorarlberger dazu?Es könnte so einfach gehen: Schon jetzt nehmen im Bundesland Vorarlberg 51 der 56 Hauptschulen am Schulversuch Neue Mittelschule (NMS) teil. Es müssten also nur noch fünf Schulen gewonnen werden und Vorarlberg hätte keine Hauptschule im herkömmlichen Sinne mehr. Die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen hätte ein Bundesland erobert – aber nur fast.Denn die acht Allgemeinbildenden Höheren Schulen des Landes
Es gibt noch zu viele Opfer des nationalsozialistischen Regimes, deren Leidensgeschichte lange Zeit verdrängt wurde. Über die notwendige Vergangenheitsbewältigung in einem Dorf als ein Beispiel von vielen. Im März 1938 jährt sich zum 70. Mal der "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland. Große Teile der Bevölkerung jubelten Hitler am Heldenplatz zu. Zugleich setzte der NS-Terror gegen Juden, politische Gegner und viele weitere Gruppen ein. Dieses Dossier stellt die Frage, warum man auch nach 70 Jahren noch an die NS-Verbrechen und an die Mittäterschaft vieler Österreicher erinnern
Können Kinder ohne Vorurteile aufwachsen? Fachleute skizzieren Konzepte für ein vorurteilsbewusstes Leben.Eines Tages kamen meine Kinder zu mir und sagten: ,Wir mögen die Tauben nicht'", erzählt der bekannte Kinder-und Jugendpsychiater Max Friedrich. Etwas unüberlegt stimmte er seinen Kindern zu. "Ja, Tauben können überhand nehmen, die Gebäude beschmutzen und überdies Krankheitskeime übertragen." Dann fragte Friedrich seine Kinder, wo sie denn die Tauben gestört hätten? Da erzählten diese, dass an diesem Tag taubstumme Kinder den Kindergarten besucht hätten. "Da ist es mir nicht
Nach dem tragischen Tod des kleinen Luca bleiben viele Fragen und Schuldzuweisungen. Das ist verständlich und berechtigt. Doch eines kann mit Gewissheit gesagt werden: Der Tod des 17 Monate alten Kindes nach eindeutiger Misshandlung ist nur der Gipfel eines Eisberges. Denn die "g'sunde Watschn", das "Sei still und artig", das "Anders kapiert er es nicht!" hat immer noch Hochkonjunktur. Daher sind die reflexartigen Prügel für die Behörden zum Teil unverständlich (zum Teil wahrscheinlich berechtigt; aber auf die Grundsatzfrage, was die Jugendwohlfahrt sein will und kann, soll an dieser
Wieder einmal steht die Frage nach einer bundesweiten Schutzzone um Abtreibungskliniken auf der politischen Agenda. Eine Einigung ist fraglich; ebenso umstritten sind zusätzliche Maßnahmen zur Fristenlösung: Mehr Hürden oder mehr Hilfe?Schauplatz Fleischmarkt, Wien Innere Stadt, vor dem dort befindlichen Abtreibungsambulatorium: Eine Sicherheitswache steht am Eingang des Ambulatoriums fast Seite an Seite mit einem Abtreibungsgegner, der mit Transparent und gesenktem Haupt danebensteht. Etwas im Hintergrund dessen Kollegen. "Wir bedrängen niemanden, wir bieten Hilfe an", meint ein Aktivist
Die Bildungswissenschaftlerin und Schulleiterin Christa Koenne argumentiert für eine Pflichtschule ohne Nachhilfe. Es brauche daher Ganztagsschulen.Für Christa Koenne ist klar: Nachhilfe sei ein Zeichen dafür, dass unser derzeitiges Schulsystem massive Probleme aufweist. Aufgaben der Schule müssten in der Schule erledigt und nicht in Familien verlagert werden, sagt die langjährige Schulleiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Didaktik der Chemie an der Uni Wien. Tatsächlich sei es oft umgekehrt. „Was heute in der Schule passiert, trägt viele Konflikte in die
Eine aktuelle Studie zeigt: Viele Menschen wissen zu wenig über HIV/Aids und sind zu sorglos. Dabei wird seit Jahren aufgeklärt. Wo liegen die Grenzen von Prävention im Bereich Sexualität?Sie führte zunächst ein normales Leben: Wiltrut Stefanek war verheiratet, bekam einen Sohn und wollte sich schließlich nach zehn Jahren von ihrem Mann trennen. Im Zuge der Trennung versuchte ihr Mann, sich umzubringen. In der Psychiatrie dann die unfassbare Diagnose. Ihr Mann war HIV-positiv. Stefanek fand heraus, dass ihr Mann schon lange davon gewusst hatte. Und er hatte es vor ihr verschwiegen. Dann
Das heiß umstrittene Gesetz zur 24-Stunden-Betreuung muss noch den Elchtest bestehen. Eine Betroffene berichtet über ihre Erfahrungen. von regine bogensbergerUnd irgendwann schaffte es die Familie nicht mehr alleine. Über acht Jahre lang wurde die bald 99-jährige Mutter von Katharina Menches von ihren drei Töchtern gepflegt. Jede Frau sorgte drei Woche für ihre betagte Mutter, die nicht krank, aber schon sehr gebrechlich ist und nicht mehr alleine sein kann. "Dann aber wurde eine meiner Schwestern, auch schon über 60 Jahre alt, selbst krank", erzählt Katharina Menches, die noch voll im
Ist die Ehe angesichts der Rekordscheidungsrate ein Auslaufmodell? Nein, sagen Experten, ob Therapeuten oder Geübte vor dem Traualtar. Doch es bedarf einer "Schule" für Beziehungen.Man kann doch nicht dem Auto die Schuld geben, wenn man in die Mauer fährt", sagt der Wiener Psycho- und Hypnosetherapeut Peter Stöger. "Die Ehe ist kein Auslaufmodell. Es muss ihr aber von den Paaren, welche eine Ehe leben - nicht aber vom Staat oder der Kirche - eine neue Bedeutung gegeben werden." Stöger erklärt die hohe Scheidungsrate - Gesamt 49 Prozent, in Wien 66 Prozent - als Ausdruck einer "großen
Im Buch "Kindsein zwischen Leben und Überleben" werden 15 wahre Lebensgeschichten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geschildert. Ihre Kindheit ist geprägt von Gewalt, Missbrauch, Sucht, aber auch Behinderung und Flucht. Und trotzdem gelingt es einigen Betroffenen, der Gewaltspirale zu entkommen.Ich bin kein Kind, ich bin eine Frau", sagte Jaqueline immer wieder. Sie war nur schwer von dieser Meinung abzubringen, hatte sie doch diese Rolle so stark verinnerlicht."Ich bin kein Kind, ich bin eine Frau", sagte Jaqueline erneut - sie war erst fünf. Sie wurde von ihrem Vater missbraucht.
Der EU-Streit bleibt trotz Koalitionspakt der große Konfliktherd der Regierung. Beim Gipfel in Brüssel kommende Woche droht dem neuen Kanzler herbe Kritik.Einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Monate hat der neue Bundeskanzler Werner Faymann schon während seiner Regierungserklärung am Mittwoch im Parlament erhalten. Kaum hatte der frischgebackene Regierungschef begonnen, mit monotonen Worten das Europabekenntnis seiner Regierung herunterzulesen, begannen ihn die Abgeordneten von FPÖ und BZÖ bereits lautstark zu höhnen: "Verrat", "Umfaller", "EU-Lobbyist". "Sie haben ihr
Eine verschärfte Anzeigepflicht bei Kindesmisshandlung sei kontraproduktiv, so Experten: Opfer könnten sich zurückziehen, Ärzte gemieden werden.Ein Fall, mit dem Kinder- und Jugendanwälte nicht selten konfrontiert werden: Ein Mädchen nimmt allen Mut, den es hat, zusammen, wendet sich an seine Lehrerin und erzählt ihr, dass sein Vater es sexuell missbrauche. Was soll die Lehrerin tun, fragt die oberösterreichische Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger anlässlich eines Pressegesprächs gegen die geplante verschärfte Anzeigepflicht bei Verdacht auf Kindesmisshandlung
Vor allem mit der Geburt des ersten Kindes ändert sich das Leben vieler junger Eltern schlagartig. Schon in der Schwangerschaft beginnt eine Zeit der Unsicherheit und Angst. Wie können Familien besser unterstützt werden?Jakob ist ein Wunschkind. Lange haben seine Eltern nur auf eines gewartet: auf einen positiven Schwangerschaftstest. Erst mit Hilfe der Reproduktionsmedizin klappt es endlich. Von nun an gilt die Devise: Alles richtig machen!Als Jakob fünf Monate alt ist, suchen seine Eltern dennoch Rat in der Baby Care Ambulanz im Wiener Preyerschen Kinderspital. Sie sind erschöpft, der
Der Dokumentarfilm "Gangster Girls" zeigt anhand eines Theaterstückes mit Strafgefangenen den Sozialraum Haftanstalt auf. Was aber kann Theater bei den Beteiligten bewirken?Für Sophia gab es kurz vor Kino-Start des Filmes "Gangster Girls" noch eine ziemliche Überraschung: Sie wurde vergangene Woche nach fast drei Jahren Haft aus der Justizanstalt Schwarzau entlassen. Erstmals kann die Frau den Film, in dem sie mitspielt, anschauen, ohne nachher in ihre Zelle zurückfahren zu müssen. Endlich kann sie nachher in ihr neues Leben entschwinden, das sie nun beginnen möchte und das durch ihre
Soziale und geschlechtsspezifische Ungleichheiten können das Risiko, sich mit dem HI-Virus zu infizieren, erhöhen. Der Anteil von Frauen, die sich anstecken, ist daher wachsend, mahnt „UNIFEM“, der Entwicklungsfonds der UNO für Frauen, bei der Aids-Konferenz. Frauen sind zudem in Entscheidungsprozessen zur Aids-Bekämpfung zu wenig eingebunden.Frauen seien noch stärker von Diskriminierung durch HIV/Aids betroffen, sagt die aus Malaysia stammende Aktivistin Kirenjit Kaur im Gespräch mit der FURCHE im Rahmen der Aids-Konferenz in Wien. Überhaupt sei die Stigmatisierung das größte
Das Coming-Out Homosexueller ist ein lebenslanger, auch schmerzvoller Prozess.Ein homosexueller Politiker als Kanzler oder Kanzlerin von Österreich - wäre das nun endlich möglich? "Wenn derjenige populär genug wäre und das Wahlprogramm stimmt, warum nicht", meint Kurt Krickler, Generalsekretär der HOSI-Wien optimistisch.Im westeuropäischen Ausland sei dieses Thema ohnehin längt gegessen, sagt Krickler. "Da kräht kein Hahn mehr danach, ob jemand schwul ist oder nicht. Sicher wäre es in Österreich beim ersten Mal ein großes Thema, ein paar Homestories würden folgen, aber dann würde
An ihnen entzünden sich besonders heftige Diskussionen über Integration: an den Migrantinnen und ihren angeblichen Unfreiheiten. Sie werden oftmals als passive Opfer von Gewalt gezeichnet – zu Recht?Drei Frauen türkischer Herkunft plaudern in einem Wiener Café, als sie ein unbekannter Mann am Nebentisch anspricht und fragt, welche Sprache sie denn sprechen würden. Die Absicht der Frage wird sogleich klarer, pures Interesse an Sprachen war es nicht, denn er will wissen, ob die Frauen zwangsverheiratet seien. Diese Episode erzählt Gamze Ongan, und sie war eine dieser drei Frauen. Die
Bei vielen Eltern, deren Kinder Krippe oder Kindergarten besuchen, währte die ungetrübte Freude über den Gratis-Kindergarten in Wien ab September kurz. Alsbald mischte sich Sorgen in die Freude über das ersparte Geld von bis zu 226 Euro pro Monat: Wird die Qualität halten oder gar sinken? Werden die Gruppen größer, Pädagoginnen knapp und gestresster?Die Stadt Wien beruhigt erwartungsgemäß; der Praxistest muss freilich noch abgewartet werden. Die Nachfrage sei zwar gestiegen, hieß es aus der MA 10, Abteilung für Wiener Kindergärten, aber man gehe von einigen Doppelanmeldungen aus.
Die richtige Lehrstelle zu finden, ist für tausende Jugendliche eine frustrierende Suche. Wenn man aber als Mädchen einen bis dato männerdominierten Beruf lernen will, wird es besonders schwierig.Einmal habe ich nur ein lautes Lachen gehört", erzählt die 17-jährige Nadine. Wieder einmal hatte sie zum Telefonhörer gegriffen, die Nummer eines Tischlereibetriebes gewählt, um sich nach einer eventuell freien Lehrstelle zu erkundigen. Die Antwort kam prompt und war kurz: Sie bestand nur aus Lachen - übersetzt: "Also eine Lehrstelle wollen Sie? Aber Mädel, wenn das ein Witz sein soll, dann
Sieger und Verlierer der Emanzipation rückt Trautl Brandstaller in ihrem jüngsten Buch in den Mittelpunkt.Die Zukunft gehört weder dem Patriarchat noch dem Matriarchat. Frauen sind nicht die schlechteren, aber auch nicht die besseren Menschen", schreibt die Journalistin Trautl Brandstaller in ihrem jüngsten Buch "Die neue Macht der Frauen". "Aber die Beseitigung der krassesten Diskriminierungen, unter denen Frauen mit graduellen Unterschieden in den einzelnen Erdteilen bis heute leiden, wäre ein Beitrag, um die Welt etwas menschlicher zu machen."Die Frage, was die neue Macht den Frauen
Die nun diskutierte automatische gemeinsame Obsorge ist nicht das größte Problem nach Scheidungen: Beim Besuchsrecht gibt es noch mehr Streit.Wenn Barbara Lehner mit einem Kind auf einen Spielplatz geht, ist das keine ganz normale Situation: Lehner ist Besuchsbegleiterin bei der Arbeitsgemeinschaft Psychoanalytische Pädagogik in Wien. Sie kommt oftmals dann zum Einsatz, wenn schon einiges davor gründlich schiefgelaufen ist: eine Beziehung, ein Scheidungsverfahren und Regelungen um Besuchszeiten.Dann ist Lehners Hilfe die letzte Chance für einen Elternteil, meist den Vater, sein Kind
Kinderrechte und Kinderschutz sind gerne in aller Munde, in der Umsetzung hapert es. Beispiel: Das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz sei "kein großer Wurf", so Experten.Kindheit kann man auch mit der Reifung von Germteig und Käse vergleichen - zumindest, wenn es nach dem Reformpädagogen und Lebensberater Karlheinz Benke geht, der folgendes Bild zeichnet: Demnach ist der Germteig vergleichbar mit dem Entwicklungsdrang der Kinder. Wird aber am Teig gezogen, entstehen "emotionale Luftlöcher" wie im Emmentaler, die Verunsicherung symbolisieren. Die postmoderne Gesellschaft würde zu wenig
Bald wird ein Gentest Auskunft über die Gesundheit des Ungeboren geben - ohne Risiken für die Schwangerschaft, aber mit vielen ethischen Fragen.Der erste Blick auf ihr Kind nach der Geburt war ein Schock. Die Eltern hatten es sofort erkannt, kein Arzt hatte es ihnen sagen müssen: Ihr Kind hat das Down-Syndrom. Doch als Maria Grossauer ihr Neugeborenes wimmern hört, ist sie sofort von Muttergefühlen überwältigt: "Es war bald nach der Geburt klar, dass wir nur auf ihn gewartet haben. Er hat uns gefehlt“, sagt die 39-jährige Wienerin heute über das Leben mit ihrem vierjährigen Sohn
Für die Grünen verlief die Wahl enttäuschend. In der Krise und nach dem Wechsel an der Spitze der Grünen will Eva Glawischnig die Partei neu aufstellen, die Entfremdung zwischen Basis und Führung aufheben.Sechs Jahre stand Eva Glawischnig als "Kronprinzessin" an der Seite von Alexander Van der Bellen, der nach verfehlten Wahlzielen die Führung der Partei an die 39-Jährige übergab. Nun muss sie sich noch der Wahl beim Bundeskongress stellen.Die Furche: Frau Glawischnig, die Hofübergabe ist quasi erfolgt, heißt es nun vor allem eines: sich von Van der Bellen zu emanzipieren?Eva
Die RTL-Realityshow "Erwachsen auf Probe" sorgt für Aufregung. Wie können Jugendliche und werdende Eltern auf ein Leben mit Kindern vorbereitet werden?Kaum eine Sendung der jüngsten Zeit hatte für solche Empörung gesorgt. Auch nach der ersten Ausstrahlung der Reality-Show "Erwachsen auf Probe" bleiben Gegner, vor allem aus dem Bereich Kinder- und Jugendarbeit, bei ihrer Kritik: Die Sendung missbrauche Kinder für Quoten und gefährde die Bindung zu ihren Bezugspersonen.In der Show sollen vier Teenager-Pärchen mit vagem Kinderwunsch lernen, wie quasi der Ernst des Lebens mit Kind und Job
Die NGO „Südwind“ macht auf ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der chinesischen Spielzeugindustrie aufmerksam und fordert auch Konsumenten auf, Druck auszuüben.Wer dieser Tage Spielwaren kaufen möchte, soll nicht nur an die freudigen Kinderaugen denken, die ihn oder sie vor dem Christbaum erwarten. Geht es nach der entwicklungspolitischen NGO „Südwind“, dann sollten Konsument und Konsumentin auch viel weiter denken: bis nach China.Denn die Arbeitsbedingungen chinesischer Arbeiterinnen und Arbeiter in der Spielzeugproduktion seien alles andere als fair, sondern zum Teil
In der Diskussion um die gemeinsame Schule der Kinder bis 14 Jahre liegen alle Argumente pro und contra auf dem Tisch, ebenso Erfahrungswerte und Studien, die dafür und dagegen sprechen. In einem ersten Impuls könnte man also jenen, die die Debatte reichlich satt haben, recht geben. Doch dies wäre völlig falsch: Denn es muss in nächster Zeit eine politische Entscheidung der Regierungsparteien getroffen werden – und diese wird getroffen, spätestens im Herbst, wenn die ÖVP, bisher der vehemente Gegner einer solchen Schulform, ihr neues Bildungskonzept vorstellen will. Dass die mächtige
Die Töne zwischen Bildungsministerium und Lehrergewerkschaft werden immer missstimmiger. Die neue Lehrer-Plattform "ProfsPro" hat genug davon und will andere Klänge anschlagen."Wir sind nicht die Guten und keine Wunderwuzzis", stellt Daniel Landau gleich mal klar. Mit so vereinfachenden Schwarz-Weiß-Schablonen - hier die bösen Lehrer-Gewerkschafter, dort die braven Lehrer der neuen Plattform - kann der Mathematik- und Musik-Lehrer am Evangelischen Gymnasium in Wien schon gar nichts anfangen. Genauso wenig wie mit dem öffentlichen Stundenzählen, wenn es um die Lehrer-Arbeitszeit geht.
Die Kindheit - Zeit der Bildung vom ersten Tag an oder unbeschwertes Spielen und autonome Entwicklung? Leistung oder freie Entfaltung: Sind das Gegensätze oder Zwillinge? Die Kindheit ist im Wandlungsprozess, ist sie auch in Gefahr?Für den jüngst verstorbenen schwedischen Filmemacher Ingmar Bergman war die "Welt der Kindheit immer die unterste Schublade meiner Arbeit", wie er in seinem Buch Bilder (1990) niederschrieb. Er widmete sich der Suche nach den Abgründen eines Menschen; Kindheit gilt auch als Zeit von Wunden und Verletzungen durch Fehler der Erwachsenen.Abseits der sensiblen, tief
Wie sterben? Unter welchen Umständen nicht mehr weiterleben wollen? Die Patientenverfügung gibt dem Kranken die Autonomie, medizinische Leistungen abzulehnen. In der Praxis gibt es aber noch einigen Klärungsbedarf.Das wollen wir unseren Kindern nicht antun", sagt Frau N. und erzählt von drei Schicksalsschlägen in ihrer Bekanntschaft, die sie tief bewegt hatten: Drei Menschen wurden von einem Tag auf den anderen durch Krankheit oder Unfall zu Wachkomapatienten. "So dahinvegetieren, nein, das wollen wir nicht."Vor drei Wochen schloss die 62-jährige Niederösterreicherin und ihr Ehemann
Sie werden als pflegebedürftig und dahinsiechend oder als jung geblieben und agil gezeichnet. Wie gehen alte Menschen mit diesen Bildern um, und wie wollen sie gesehen werden?Ein verregneter November-Nachmittag in einem Wiener Café-Haus: Ein Paar trinkt Kaffee und liest die Zeitung. Wolfgang Micko, 71, und seine Frau Almuth, 72, müssen nicht lange nachdenken: Nein, weder Bilder von ewig jungen Alten noch jene vom angeblichen Pflegenotstand würden sie unter Druck setzen oder irritieren. Es würde ihn nur stören, wenn Sachverhalte absichtlich schlimmer dargestellt würden, meint der Oberst
Der Rechtsstaat wird für Asylwerber immer mehr ausgehöhlt, beklagen nun Hilfsorganisationen. Der jüngste Konflikt: In Tirol gibt es ab Jahreswechsel keine unabhängige Rechtsberatung mehr.„Tirol? Wer dort hinkommt, ist verloren.“ Dieses Urteil gaben ihm seine Kollegen im Aufnahmezentrum Traiskirchen noch mit auf den Weg, als der Asylwerber aus einem afrikanischen Bürgerkriegsland im September 2007 zur Grundversorgung nach Innsbruck überstellt wurde. Das war sein erster Eindruck von jenem Ort, wo er nun Fuß fassen möchte und sich auch zuhause fühlt.Der 50-Jährige will aber weder
Paare, die ein Kind aus dem Ausland adoptieren wollen, wissen es: Sie werden auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Doch selten war die Chance auf Adoption so ungünstig wie jetzt.Wären wir einen Monat früher dran gewesen, dann wäre unser Akt vielleicht schon in Äthiopien", klagt Verena Mayr-Vodak, Mutter von vier Kindern. Und vielleicht hielte sie bereits ein Foto des künftigen Familienmitglieds in den Händen: das Bild eines kleinen äthiopischen Mädchens, auf das sich die Familie so freut, als wäre ihre Mutter mit dem fünften Kind schwanger. Und dann hätten sie es in Äthiopien
Im November 2007 starb der siebzehn Monate alte Luca an den Folgen schwerster sexueller und körperlicher Misshandlung. Die Aufregung in Politik und Medien war enorm. Die damalige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky kündigte eine Reform des Jugendwohlfahrtsgesetzes an. Experten erarbeiteten Verbesserungsvorschläge im Bereich Kinderschutz. Zweieinhalb Jahre später droht das neue Gesetz, so zahlreiche Fachleute, in einer zahnlosen und verwässterten Variante besiegelt zu werden. Der leicht zu erratende Grund: Der politische Wille, mehr Geld in diesem Bereich in die Hand zu nehmen, ist bei
Das EU-Parlament will der Ausbeutung von Jugendlichen durch kostenlose oder schlecht bezahlte Praktika einen Riegel vorschieben. Das Ende der „Generation Praktikum“?Tod eines Praktikanten, heißt ein Theaterstück, das vor drei Jahren im Berliner Prater-Theater uraufgeführt wurde. Den Praktikanten suchte man in René Pollesch Stück jedoch vergeblich – allein die kreideweißen Umrisse seines Körpers auf dem schwarzen Bühnenboden sollten an ihn erinnern. Eine Inszenierung, vom Leben geschrieben; oder präziser gesagt: von einem geduldeten Missstand. Damals erregte der Umgang der
Würden die Behörden, die mit dem Fall der Linzer Familie betraut waren, Selbstkritik üben und Verantwortung übernehmen, gäbe es vielleicht eine Chance, für die Zukunft etwas zu lernen.Es kommt einem alles irgendwie sehr bekannt vor: Ein besonders tragischer Fall von Kinder-Vernachlässigung und elterlicher Überforderung tritt an die Öffentlichkeit. Das mediale Interesse ist enorm, die Bevölkerung fragt sich bestürzt "Wie konnte das passieren?", die Behörden tun nichts anderes, als die Schuld von einer Stelle auf die andere zu schieben. Und wenn das Interesse nachlässt, wächst Gras
Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Der Dokumentarfilm „Eine von 8“ porträtiert zwei betroffene Frauen in ihrem Umgang mit der Krankheit. Wie steht Österreich da in Bezug auf Früherkennung und Therapie der häufigsten Krebserkrankung der Frau? Diskussion um ein flächendeckendes Mammografie-Programm.Zwar sind Herzkreislauferkrankungen die häufigste Todesursache bei Frauen – doch fürchten viele Frauen eine Erkrankung weitaus mehr: Brustkrebs – ist hier doch ein Teil des Körpers betroffen, der von enormer Bedeutung für Frauen ist. Fast jeder und jede
Nachhilfe ist vielen ein Dorn im Auge: Eltern bezahlen viel Geld dafür, Experten betonen Defizite des Schulsystems. Für etliche Schüler ist sie aber die Rettung, wenn auch für besser gestellte.Dass es Fehler im System gibt, weiß Konrad Zimmermann nur zu gut – begegnet er doch fast täglich jenen, die unter diesen Fehlern zu leiden haben: Zimmermann ist Geschäftsführer des privaten Nachhilfe-Anbieters „LernQuadrat“ mit über 50 Standorten in ganz Österreich. Zimmermann nennt einige Gründe, warum Eltern in seinen Lernfilialen Hilfe suchen: Viele Eltern würden ihre Kinder eben
Was bedeutet die Pflege für Betroffene und deren Angehörige? Einblicke in den Alltag der Pflege zwischen Abhängigkeit und Überforderung.Eine Gruppe alter Menschen sitzt im Sesselkreis und unterhält sich über das Thema Ernte. Bald plaudern sie munter über köstliche Kartoffelgerichte und Entbehrungen während des Krieges. Die Gruppe befindet sich im Tageszentrum des Caritas Senioren- und Pflegehauses St. Barbara im 23. Wiener Bezirk, ihre Unterhaltung ist Teil des therapeutischen Angebots für Demenzerkrankte – eine Validationsrunde. Rund 23 ältere Menschen kommen täglich ins
Der erste Bericht zur Lage der Frauen in diesem Land nach 15 Jahren beinhaltet scheinbar wenig Neues. Genau darin liegt die große Gefahr, die mit der Präsentation des 544 Seiten starken Stücks verbunden ist: jene der Abstumpfung, des Weghörens, der Resignation. Denn ähnliche Befunde sind zum nächsten Frauentag 2011 wieder zu erwarten: Frauen holen in der Bildung auf, doch die Einkommensschere geht trotzdem immer mehr auseinander.Diese Aussage ist nur eine, die detailliert ausgeführt wird. Was nicht in Statistiken festgehalten wurde, aber aus dem Bericht deutlich wird: Irgendwer in
SPÖ, was nun? Nach dem Neustart der Koalition schwankt die so genannte Parteibasis zwischen Zweckoptimismus und verdrängtem Frust.Manchmal ist kein Statement auch ein Statement: Der Anruf bei Franz Bauer dauerte nur wenige Sekunden. "Ich will dazu nichts sagen", sagt der SP-Gemeinderat und Parteiobmann der niederösterreichischen Gemeinde Eggendorf auf die Frage, wie die Stimmung in der so genannten Parteibasis nach dem Ausrufen eines Neustarts der Großen Koalition sei. Das Gespräch war beendet. Die Gemeinde hatte bei den jüngsten Landtagswahlen 13 Prozent eingebüßt. Andere Gemeinden
Die Selbstbestimmtheit der Frauen ist wieder in Gefahr, warnt so manche Feministin. Erneut wird das Mutterideal hochgehalten: Stillen nach Bedarf, immer verfügbares Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes – der Anspruch der Mütter, alles perfekt machen zu wollen, ist so stark wie nie.Das ist im Kern die Kritik der französischen Philosophin und Feministin Elisabeth Badinter in ihrem Buch „Le conflit. La femme et la mère“ (Der Konflikt. Die Frau und die Mutter).Es gebe etwa einen moralischen Druck auf die Frauen, (so lange als möglich) zu stillen. Badinter will sich nicht
Eines von sechs Paaren in Westeuropa ist von ungewollter Kinderlosigkeit betroffen. Laut Experten nimmt die Zahl zu. Die Gründe sind vielfältig: Zu späte Familienplanung und medizinische Ursachen wirken ineinander. Die WHO hat Unfruchtbarkeit längst als Krankheit anerkannt. Nur wer selbst in dieser Situation ist oder im Umfeld ein solches Schicksal miterlebt, weiß um die große Leidensgeschichte dieser Paare. Sie haben oftmals mit ihrem eigenen Selbstwert zu kämpfen und müssen zudem unsensible Kommentare anderer ertragen. Für viele dieser Paare stellt die Reproduktionsmedizin eine
Immer mehr Eltern investieren alles in die Bildung ihrer Kinder. Die Förderung beginnt immer früher. Doch es formiert sich eine Gegenströmung zum „Förderwahn“: Die Zurück-in-den-Wald-Bewegung.Ab Herbst wird das Angebot für sprachinteressierte Eltern größer: Der erste chinesisch-deutsche Kindergarten wird in Wien Meidling eröffnet. „Chinesisch spielt eine immer wichtigere Rolle“, ist Karl Berger, der organisatorische Leiter des Kindergartens „Meidlinger Sonnenblume“, sicher. Ebenso sicher ist Berger, dass die rund 65 Plätze nicht nur mit Kindern aus der chinesisch
Österreichs Ordensspitäler fordern finanzielle Gleichstellung mit öffentlich-rechtlichen Krankenhäusern, deren Kosten voll abgedeckt werden.Die österreichische Gesundheitsversorgung würde ohne die Leistung der Ordensspitäler ziemlich rasch kollabieren, sind sich Politiker und Experten einig.Doch die grundlegende Wertschätzung ist nicht mehr ausschlaggebend, wenn es um das "liebe Geld" geht. Seit Jahren fordern die 32 Krankenhäuser, die von katholische Orden und der evangelischen Diakonie geführt werden, finanzielle Gleichbehandlung: "Gleiche Verantwortung, aber auch gleiche
Zwischen Geburts-Erlebnis und Klinikroutine, freundlichen Kreißsälen und hoher Kaiserschnittrate. Constantin Wulff porträtiert die Wiener Semmelweis-Klinik.
Der drastische Abbau bei der Post ist nach einem Runden Tisch zwar vorerst vom Tisch; die Stimmung in Teilen der Belegschaft ist aber trotzdem am Tiefpunkt angelangt.Die „frohe Botschaft“, dass die Kündigungswelle bei der Post vorerst vom Tisch sei, machte zwar Mittwoch abends schnell die Runde, stößt aber bei so manchem Post-Bediensteten vor allem auf eines: auf großes Misstrauen. „Ich glaube nicht, dass das vom Tisch ist“, sagt ein steirischer Schalterbeamter als erste Reaktion im FURCHE-Gespräch.Noch vor dem Gipfel der Spitzen aus Politik und Unternehmen am Mittwoch sprach er
Es ist ein meist unwidersprochener Satz: Eltern stehen heute vielfach unter Druck. Im Vorfeld der Tagung des Katholischen Familienverbandes Österreich „Eltern unter Druck“ am 28. April in Wien wurde nun vom Karmasin-Institut in einer Befragung erhoben, wie sich die Lage wirklich darstellt. Die Ergebnisse werden heute, Donnerstag, in Wien präsentiert. 500 Eltern aus ganz Österreich, die Kinder bis 17 Jahre im Haushalt lebend haben, wurden zu den Themen Erziehung, Schule und Vereinbarkeit von Familie und Beruf befragt.Die Ergebnisse zusammengefasst: Eltern sind mit ihrem Leben durchaus
Was tun Lehrerinnen und Lehrer mit störenden Kindern, wenn nichts mehr hilft? Formen psychischer Gewalt sind noch weit verbreitet, sagen Praktiker.Wenn gar nichts mehr hilft, dann kann es passieren, dass er „auszuckt“: Stolz sei er nicht darauf, erzählt Nikolaus Glattauer, aber es wirkt. Glattauer ist als Autor und Journalist bekannt, er unterrichtet aber auch. Er ist Integrationslehrer und Klassenvorstand an der Kooperativen Mittelschule Schopenhauerstraße im 18. Wiener Gemeindebezirk. Wenn er auszuckt, dann brüllt, tobt und schimpft er. Wenn er mit seiner tiefe Stimme losschreie,
Die Österreichische Stillkommission des Obersten Sanitätsrates unter dem damaligen Vorsitz des Kinder- und Jugendfacharztes Karl Zwiauer empfiehlt: "Stillen ist die optimale ausschließliche Ernährung für Säuglinge, idealerweise während der ersten sechs Lebensmonate. Spätestens im siebten Lebensmonat soll mit der Gabe von Beikost begonnen und dabei weiter bis ins zweite Lebensjahr und darüber hinaus gestillt werden, solange Mutter und Kind das wollen. Als Grundlage jeder Stillempfehlung ist jedoch der informierten Entscheidung und dem Wunsch der Mutter Rechnung zu tragen." Die
Eineinhalb Monate nach Start der Klasnic-Kommission wird der Ruf nach staatlicher Mithilfe zur Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in Einrichtungen immer lauter.Udo Jesionek gesteht: Er musste es sich schon überlegen, bei der Kommission unter Waltraud Klasnic zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche mitzumachen. Was den Präsidenten der Verbrechensopfereinrichtung „Weißer Ring“ und Protestanten letztlich dazu bewogen hat, teilzunehmen, war laut Jesionek die Zusage, dass alles, was die Kommission „verantwortungsvoll beschließt, von der Kirche auch
Störende Zwischenrufe werden an Gewicht verlieren, aber auch sonst dürfte das neue Gesicht im Nationalrat - die neue grüne Angeordnete Helene Jarmer - die Gewohnheiten der Parlamentarier ganz schön durcheinanderwirbeln. Denn mit Jarmer zieht die erste gehörlose Abgeordnete in den Nationalrat ein.Die 37-jährige Wienerin wird noch vor der parlamentarischen Sommerpause das Mandat der neuen EU-Abgeordneten Ulricke Lunacek übernehmen. Jarmer fungiert bereits als Behindertensprecherin. Ihr zur Seite gestellt werden zwei Gebärdendolmetscher, die bei persönlichen Gesprächen und Reden
Hat das Outing zunächst eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Wandlungsprozess und in der Sensibilisierung für Diskriminierungen eingenommen, stellt sich zunehmend die Frage, ob das Private mehr und mehr verloren geht. Dieses Dossier beleuchtet den schwierigen Coming-Out-Prozess homosexueller Menschen. Weiters wird die Frage behandelt, wie viele Einblicke ins Privatleben ein/e Politiker/in erlauben soll. Zuletzt steht die Zukunft der Talkshows und der Selbstinszenierung im Internet zur Diskussion. Redaktion: Regine Bogensberger Warum das Bekenntnis zu sich selbst Altes zerstören, Neues
Welches Kalkül steckt hinter dieser SP-Personalrochade? Ein misslungener Befreiungsschlag, meinen viele Beobachter.Der erhoffte Befreiungsschlag ist eindeutig misslungen: Auch nach der Personalrochade am vergangenen Montag wird eine Frage nur noch mehr die Beobachter beschäftigen: Wann geht Kanzler Alfred Gusenbauer, wann muss er gehen?Dass sich die Klugheit des Schachzuges erst später erschließen würde, glaubt der Politologe Peter Filzmaier im Furche-Gespräch ebenso wenig wie andere Kommentatoren und Beobachter. Halbherzig sind auch die Reaktionen aus der Partei. Wiens
Die Regierung hat sich auf eine abgeschwächte Reform des Familienrechts geeinigt. Die Novelle will sich zwar an neue Lebensformen annähern, hält aber doch am klassischen Familienbild weiter fest. Eine weitere „Modernisierung“ des Rechts wird daher gefordert.Es kam wie ein Gewitter mit leisem Donner und fast ganz ohne Blitze: Die Novelle zum Familienrecht, auf die sich die Koalitionspartner vergangene Woche geeinigt hatten und die nun als Initiativantrag im Nationalrat zur Abstimmung vorliegt. Nach einigen Anläufen und Tauziehen wurde nun eine Reform vorgelegt, die von manchen
Die designierte VP-Familienstaatssekretärin Verena Remler will sich erst einarbeiten, bevor sie zu Fragen der Familienpolitik Stellung bezieht. Sie wird kürzere Weihnachtsferien haben, es warten große Baustellen auf sie.
Der Anti-Aging-Boom wird zunehmend kritisiert und ein gesundes sowie aktives Altwerden beworben. Wohl fast jeder Mensch will alt werden, doch niemand will alt ausschauen und alt sein. Der Traum von der ewigen Jugend ist so alt wie die Menschheit, doch noch nie zuvor in deren Geschichte scheint der Mensch diesem Traum tatsächlich ein winziges Stück näher gekommen zu sein: Die Lebenserwartung steigt zunehmend sowie der Umsatz derer, die das Jungbleiben versprechen. Doch die wachsende Zahl älterer Menschen stellt die Gesellschaft vor neue große, vielfach noch ungelösten
Hinter der Diskussion um die Betreuung von Babys und Kleinstkindern verstecken sich die Zwänge unserer Leistungsgesellschaft, für die jeder einfach funktionieren muss.Es geht wieder darum, die Frauen in ein Korsett drängen zu wollen. Während das eine - die enge, starre Hausfrauenschürze - doch wirklich nur mehr von wenigen ernsthaft gemeint ist und endlich im Museum verstauben soll, versteckt sich hinter der Diskussion über die geeignete Betreuung von Kindern unter drei Jahren - im Mantel der modernen Idee - das Korsett der knallharten Leistungsgesellschaft. Es ist offenbar zur Zeit
Niemand will etwas gemerkt haben. Ein oft zitierter Satz nach solchen Familiendramen wie dem jüngsten Missbrauchs-Fall in Amstetten. Und doch ebenso schwer zu fassen wie die Motive des Täters. Ein Erklärungsversuch.Hinschauen wäre unerträglich, die leisen Zweifel im Innersten werden verdrängt, eine Welt für sich zurechtgebogen so weit und so lang es nur irgendwie geht. Nur damit ja alles so bleibt wie es ist. Und plötzlich steht man vor dem Scherbenhaufen dieser Welt.In vielen Missbrauchsfällen, den vielen weniger spektakulären als den Inzestfall in Amstetten, wird es nach dem
Die Ordensspitäler sind für ihre menschliche Zuwendung bekannt, doch auch in derDiagnose Dickdarmkrebs - rund 5000 Österreicher und Österreicherinnen trifft diese Nachricht jedes Jahr. Etwa die Hälfte von ihnen wird an der Krankheit sterben. Das müsste nicht sein. "Dickdarmkrebs ist kein unabwendbares Schicksal. Würden die empfohlenen Vorsorgemaßnahmen genutzt, könnte die Sterblichkeitsrate um 80 bis 90 Prozent gesenkt werden", sagt Oberarzt Christoph Kopf, Chirurg und Darmkrebsspezialist am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz.Vergangene Woche wurde das Ordenskrankenhaus
Am 7. September trifft die Opferschutzkommission unter der Führung von Waltraud Klasnic nach dem Sommer zur ersten Sitzung zusammen. Inzwischen ist die Zahl von Menschen, die sich wegen Missbrauchs in kirchlichen Einrichtungen an die Kommission wendeten, auf über 400 angestiegen. Wie geht es Klasnic, wenn sie von diesen vielen Schicksalen hört?„Das Thema ist immer bei mir“, sagt Waltraud Klasnic. Wo immer sie hinkomme, ob bei einem Theaterbesuch in Salzburg oder an einem Bahnhof, immer wieder werde sie angesprochen: Nicht, als ehemalige „Frau Landeshauptmann“ der Steiermark, sondern
Mitte des Jahres wurde der Kinderbeistand als Sprachrohr und Begleiter von Kindern bei heiklen Scheidungsverfahren gesetzlich verankert. Fachleute fordern Nachbesserungen.Seit 25 Jahren arbeitet der Wiener Psychoanalytiker Helmuth Figdor mit Scheidungskindern. Zurzeit rechnet man in Österreich mit 25.000 Kindern pro Jahr, die mit der Scheidung ihrer Eltern fertig werden müssen. Dazu kommt noch eine unbekannte Zahl von Kindern, deren Eltern sich trennen, die aber nicht verheiratet waren. Seit 25 Jahren hat sich Figdor mit einem Wunsch oder Rat an die Richterschaft gewandt: Bitte stellt den
Experten schlagen Alarm: Die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen liegt im Argen – vor allem im Bereich Prävention und Therapien. Ungehörte Hilferufe?Ruhig ist es an diesem Nachmittag Anfang Februar im Institut für Erziehungshilfe bei der 14er-Stiege Mitten im Karl-Marx-Hof im 19. Wiener Bezirk. Ruhig im riesigen Hof, ebenso wie in den Räumen des Instituts, das Kinder und Jugendlichen samt ihren Familien psychotherapeutische Hilfe anbietet. Man würde kaum erahnen, welche Betriebsamkeit hier sonst herrscht. Aber zurzeit sind Semesterferien. Kinder mit psychischen
Sie sind auf der Suche nach einem besseren Leben und geraten in die Fänge von Verbrechern: Der globale Menschenhandel stellt Behörden und die Zivilgesellschaft vor große Herausforderungen. Wie ist die Situation in Österreich, was muss sich verbessern?Ich schäme mich so, daher kann ich schwer darüber sprechen. Wie konnte ich zulassen, hineingelegt zu werden, ich, wo ich mich für so klug hielt. Wenn ich jemanden davon erzählen würde, würde diese Person mich verurteilen und glauben, ich hätte vor meiner Abreise davon gewusst. Es wird schwierig sein, sie zu überzeugen, dass ich nichts
Der US-Psychiater und Psychotherapeut Peter Langman versucht, ein tiefer gehendes Psychogramm von zehn jugendlichen Schul-Amokläufern zu zeichnen. Sein Anliegen: Wie können solche Taten verhindert werden?Zunächst schoss er scharf mit Worten: „Ich möchte mir einen Schulanfänger schnappen und ihn einfach in Stücke reißen wie ein Wolf, ihm zeigen, wer Gott ist“, schrieb Eric Harris in sein Tagebuch, angereichert mit sadistischen Fantasien. „Ich möchte mit meinen eigenen Zähnen einen Kehlkopf aus dem Hals reißen, plopp, wie bei einer Bierbüchse.“Es blieb nicht bei den grausamen
Aktuelle Bücher versuchen, das Böse im Menschen zu erklären und Hintergründe, die zu bösen Taten führen, zu beleuchten. Doch wie weit darf man dabei gehen, was können wir wirklich aus den grauslichen Fällen der Kriminalgeschichte lernen?Es darf in keinem Vorwort fehlen: In drei Büchern zum Bösen merken die Autoren, die Autorin eine Beobachtung an: Immer wenn ein schreckliches Verbrechen passiert, ist die erste Reaktion aus dem Umfeld: „Der doch nicht! Der war doch so normal und grüßte immer freundlich.“ Wenig später sehen die Menschen das schon anders: „Der war schon
Das aktuelle Buch "Kalte Kinder" geht der gnadenlosen Aggression und Gefühlskälte mancher Kinder auf den Grund. Es zeigt auf, was diesen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen fehlt und wie gegengesteuert werden kann.Der Fall hat in Deutschland relativ wenig Aufsehen erregt, und verstört doch umso mehr. Vier junge Leute, zwei Frauen, zwei Männer, prügelten Anfang 2008 einen Bekannten fast zu Tode, scheinbar grundlos. Er war der Freund eines der Mädchen. Warum ein Herumhängen von jungen Leuten an jenem Jännertag 2008 im hessischen Frankenberg zu einer Gewaltorgie eskalierte,
Darf oder soll eine 66-jährige Frau noch Mutter werden? Es sprechen wenige Argumente dagegen, solange sie sich gesund und agil fühlt. Ältere Frauen haben immer schon wesentliche Erziehungsaufgaben erfüllt. Wenige würden widersprechen, wenn man etwas zugespitzt behauptet, dass etwa Russland ohne die älteren Quasi-Mütter nicht mehr existieren würde.Darf aber eine 66-jährige Frau noch schwanger werden? Hier melden sich große Zweifel an. Das medizinische Prozedere einer künstlichen Befruchtung nach der Menopause mag für Reproduktionsmediziner wie dem Grazer Wolfgang Urdl ein
Die heiß umstrittene „Hormonersatztherapie“ für Frauen in den Wechseljahren polarisiert seit Jahren. Immer wieder gibt es von Befürwortern zweifelhafte Versuche, die Behandlung in einem harmloseren Licht zu zeigen.Sie bleibt ein Dauer-Aufreger: die sogenannte „Hormonersatztherapie“, die Beschwerden von Frauen in den Wechseljahren lindern kann, und – so die umstrittene These – vor altersbedingten Krankheiten schützen soll.Ihr Aufstieg war zunächst steil: Wurde sie doch von manchen Ärzten als „Jungbrunnen“ beworben. Der jähe Fall kam 2002 mit der Publikation der Ergebnisse
„Wechseljahre sind eine Krankheit und nicht natürlich. Sie sind von Menschenhand geschaffen. Frauen wurden um 1897 38 Jahre alt. Eine Hormonersatztherapie bedeutet daher eine Zurückversetzung der Frau in den ‚Naturzustand‘“. Diesen Auszug zitiert Petra Kolip, Sozialepidemiologin von der Universität Bremen, im Tagungsband „Wechseljahre multidisziplinär“ (Asgard Verlag, 2004). Die Autoren des Zitats: Ein deutscher Berufsverband von Gynäkologen. Meist kommen solcherlei Aussagen subtiler daher, ihre Wirkung verfehlen sie aber nicht: Die Wechseljahre werden meist mit einem Faktum
Laut Expertenpapier für die neue Lehrerausbildung soll die Bakip weiterhin für den Einstieg in den Beruf reichen.Das Wort „Kinderbetreuungseinrichtung“ wird langsam zum Unwort: Denn Kindergartenpädagoginnen stellen klar: Es gehe hier nicht nur um Betreuung, während die Eltern arbeiten, es gehe um elementare Bildung. Doch wie gut ausgebildet sind die Pädagoginnen im Kindergarten?Einige Experten und Expertinnen und auch Pädagoginnen selbst machen deutlich: Die fünfjährige Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (Bakip) reiche alleine nicht mehr aus. Die Berufsentscheidung werde
Die Ärzte treten in den Streik - gegen die Kassensanierungsreform. Geht es um die Freiheit des Arzt-Berufes oder nur um Macht? Drei Ärzte, viel Ärger und ebenso viel Solidarität.Der erste Weg führte die junge Ärztin zum Statistischen Zentralamt: Welche Wiener Bezirke sind im Wachsen, so die seltsam anmutende Frage einer Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie. Doch seltsam ist die Frage nur auf den ersten Blick. Vor neun Jahren wollte Andrea Taut nach langer Facharztausbildung ihre eigene Praxis eröffnen. Das begehrenswerte Ziel: ein Kassenvertrag bei der Wiener Gebietskrankenkasse,
Dass viele von uns nach freien Tagen genauso gestresst wieder zur Arbeit zurückkommen, wie sie gegangen sind, liegt nicht nur am Stau auf der Autobahn. Warum uns der Stress in die Freizeit verfolgt und wie man ihn abschütteln kann.Der Freitag ist geschafft, das Wochenende oder der Urlaub stehen bevor. Bei manch einem sind die Koffer schon seit Tagen gepackt, der andere blättert noch im Veranstaltungsteil der Zeitung. Während der eine in seiner durchorganisierten Urlaubswoche auch noch einen Crashkurs der Landessprache besucht, hetzt der andere von einem In-Lokal zum nächsten, um ja am
Warum immer mehr Jugendliche zu Drogen greifen und wie sie "Nein" sagen lernen.Ist die Jugend von heute suchtgefährdeter? Wissenschafter, die sich mit dem Phänomen Sucht auseinander setzen, sowie Therapeuten, die gemeinsam mit suchtkranken Menschen einen Ausweg aus ihrer Abhängigkeit suchen, bejahen diese Frage eindeutig. Aber warum?Es sei zum einen die wachsende Verfügbarkeit, betont Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Kalksburg. "Die Kinder haben heute mehr Geld als früher. Sie sind längst Zielgruppe geworden," erklärt der Suchtexperte anlässlich des Symposiums zu
Opfervertreter befürchten, dass der Runde Tisch der Regierung zum Thema Missbrauch am Dienstag eher wenig bringen wird. Das Thema sei zu weit gefasst, so Psychologe Holger Eich.Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Am kommenden Dienstag, dem 13. April, lädt das Justizministerium gemeinsam mit dem Familienstaatssekretariat zu einem Runden Tisch, um das Thema Missbrauch mit 30 bis 40 Fachleuten zu diskutieren. Drei Fragen stehen im Mittelpunkt, so die Veranstalter: Prävention von Missbrauch, Reaktion auf Missbrauchsfälle und Sensibilisierung für das Thema. Es gehe um Missbrauch im
Rund 190.000 Kinder und Jugendliche besuchen eine Musikschule. Wie gut funktioniert im „Musikland“ Österreich die Förderung des Nachwuchses?Schon würde man am liebsten zum Tanzen anfangen – als Schüler einer zweiten Klasse der Volksschule II im niederösterreichischen Tulln afrikanische Rhythmen am Xylophon erzeugen. Eine Musikpädagogin trommelt dazu und dann wird gesungen. Die Übung ist Teil des Faches „Elementare Musik- und Bewegungserziehung“.Einige Klassenräume oberhalb ertönt die Tuba. Die Kinder der dritten Klasse sitzen um einen Musiker und lauschen gespannt den tiefen
Was ist, wenn nichts mehr geht, wenn ein Rosenkrieg kein Ende nimmt und keine Einigung bei Obsorge- und Besuchsrechten erzielt wird: Eine Skizze der gerichtlichen Entscheidungsfindung und möglicher Auswege aus dem Konflikt.Wie wäre es, wenn ich die Mama doch ein bisschen lieb haben könnte", fragt ein achtjähriges Mädchen schüchtern: "Und wenn mich dann der Papa nicht mehr lieb hat?"Die Aussagen dieses Kindes sind nur der Gipfel eines monatelangen Streites um Obsorge und Besuchsrechte, der sich oft über Jahre hinzieht. Wie in diesem Beispiel: Nach der Scheidung behielten beide Eltern des
Kinderbetreuung im ländlichen Raum wie dem Lungau bewegt sich zwischen Traditionen und neuen Wegen; zwischen sinkenden Geburtenraten und veränderten Anforderungen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.Warst du bei der Tante Ilse oder bei der Tante Uta?", fragten sich Ramingsteiner Kinder der Generation 30 plus meist, wenn es um ihre Kindergartenzeit ging. Damals, in den 70er Jahren, gab es noch zwei Kindergärten.Heute gibt es im kleinen Dorf im Salzburger Lungau nur mehr eine Kindergartengruppe, aber auch die muss sich mit schrumpfenden Nachwuchs auseinander setzen. Die aktuelle Debatte
Vor 20 Jahren wurde mit dem Psychotherapiegesetz ein Berufsbild festgeschrieben – heute ist es etabliert, so Experten. Doch längt nicht alle Menschen, die eine Therapie brauchen, können und wollen eine in Anspruch nehmen, und viele verlieren sich im Dickicht von Angeboten.Es war ein langer, harter Kampf. Im Juni 1990 war es dann so weit: Österreich bekam ein Psychotherapiegesetz – ein neuer Beruf war geboren mit allem, was dazu gehört: Zugangsanforderungen, Ausbildungscurricula und Qualitätsstandards.Für einen der Kämpfer für das Gesetz war die damalige Einigung eine Überraschung:
Durch einen fehlerhaften Einsatz von Antibiotika können Bakterien resistent gegen Wirkstoffe werden. Österreich steht zwar im EU-Vergleich gut da, es gibt aber einige "Sorgenkinder".Ein Samstag im November, den man sich anders vorgestellt hat: Das dreijährige Kind der Familie fiebert hoch und ist extrem unruhig. Eine Ärztin des Notfalldienstes wird gerufen. Sie untersucht das Kind und stellt eine "beginnende" Mittelohrentzündung fest. Sie verschreibt ein orales Antibiotikum der Cephalosporin-Klasse, ein häufig in diesen Fällen verschriebenes Präparat. Die Eltern holen den in der
Ein 14-Jähriger erschossener mutmaßlicher Einbrecher: Tragischer Einzelfall oder extreme Folge von Frühreife einer neuen pubertierenden Generation: Was bewegt die heute 11- bis 14-Jährigen?Und plötzlich stehen sie im Blickfeld: die 11- bis 14-Jährigen. Zu Recht? Immerhin setzte sich die deutsche Wochenzeitung Die Zeit in ihrer Ausgabe 30, Mitte Juli, mit dieser Generation der Frisch- oder der Gerade-noch-nicht-Pubertierenden auseinander und entwarf – wie könnte es in dieser Zeit der Labels anders sein – auch gleich einen griffigen Namen für diese Altersspanne: „Keenies“: noch
Die Tradition der Genitalverstümmelung löst großes Unverständnis aus. Dass aber der weibliche Körper immer schon im Sinne der Schönheit oder Moral schmerzhaftesten Eingriffen ausgesetzt war und ist, wird oft vergessen.Wer kennt heute noch den Fall eines britischen Arztes, namens Baker Brown? Dieser nahm im 19. Jahrhundert bei zahlreichen Patientinnen eine Klitorisentfernung durch. Ein Einzelfall eines Verirrten? Keineswegs, wie die Dissertation Weibliche Genitalverstümmelung. Diskussion und Praxis in der Medizin während des 19.Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum von Marion
Der Katholische Familienverband widmete sich in einer Fachtagung der Frage, wie Paar-Beziehungen dauerhaft gelingen können. Positive Stimmung für ein Ideal.So vermint das Feld Paarbeziehung auch ist – für die Schweizer Bestsellerautorin und Psychotherapeutin Julia Onken steht dennoch fest: Paarbeziehungen würden nicht an Bedeutung verlieren, trotz steigender Scheidungs- und Singlerate. Denn der Mensch sehne sich nach verlässlichen und stabilen Beziehungen, betonte sie bei der Tagung „beziehungs-los“, die Mitte September vom Katholischen Familienverband in Wien veranstaltet wurde.
Für 1200 Kinder wurde das SOS-Kinderdorf Hinterbrühl zur zweiten Heimat.Ich war 30, arbeitete als Hotelfachfrau, und fragte mich zunehmend, ob ich diesen Beruf eigentlich noch länger machen möchte." Mit der Sinnkrise kam der mutige Aufbruch zu ganz Neuem: Brigitte Virgolini verließ die Hotel-Rezeption, ließ die anonymen, kühl wirkenden Hotelräumlichkeiten hinter sich und wurde Mutter von etlichen Kindern in einem freundlichen Dorf: Die heute 45-jährige Kärntnerin wurde SOS-Kinderdorf-Mutter im größten Standort Österreichs und Europas - in der Hinterbrühl in Niederösterreich.
SP-Bildungsministerin Claudia Schmied rückt in einer neuen Kampagne die Bedeutung der Bildung anhand prominenter Österreicher ins Blickfeld. Doch abseits rockiger Songs für die Bildung ringt Schmied mit der ÖVP darum, dem großen Interesse für die gemeinsame Schule nachzukommen.Anfang der Woche gab es für Bildungsministerin Claudia Schmied noch Grund zum Feiern: Sie startete am Montag feierlich die neue Kampagne „Bildungsreform für Österreich“, für die Sängerin Christina Stürmer einen Song beisteuert: eine fetzige und gendergerechte Version der Bundeshymne „Heimat bist du
Pflegefamilien wird viel abverlangt. Experten fordern eine bessere Betreuung der "zweiten Eltern" und eine Anerkennung als Profession.Ein Kind aus seiner Familie zu nehmen, ist ein schicksalhafter Eingriff, eine enorm schwierige Entscheidung. Aber wenn es sein muss, dann braucht man eine überzeugende Alternative für das Kind", sagt Friedrich Ebensperger, Geschäftsführer des Pflegeelternvereins Steiermark. Und genau diese Alternative ist ein rares Gut. In vielen Bundesländern herrscht mehr oder weniger dringender Bedarf an Pflegeeltern."Eine gescheite Alternative hat man aber nur, wenn man
Was wird nun aus der neuen Einigkeit in Sachen Ganztagsschule und was steckt hinter der Richtungsänderung der ÖVP in bildungspolitischen Fragen?Sie wurden vollmundig als „Schwenk“ in der Bildungspolitik interpretiert: die Aussagen von VP-Chef und Finanzminister Josef Pröll und von Außenminister sowie vom Obmann des Arbeitnehmerbundes ÖAAB, Michael Spindelegger, wonach Plätze für Ganztagsschulen ausgebaut werden müssten und sogar mehr Geld dafür in die Hand genommen werden soll.Als „Schwenk“ wollen dies manche Experten nicht interpretiert wissen. Der Politologe Peter Filzmaier
Drei Expertinnen diskutieren über die neue Macht der Frauen und deren Schattenseite.Die neue Macht der Frauen - wer diese postuliert, hat gewonnen: eine hitzige Diskussion. Aber gibt es sie denn überhaupt?Ja, meint die Machtexpertin Christine Bauer-Jelinek und teilt diese Macht sogleich in verschiedene Ebenen: "Auf der ideologischen Ebene hat der Feminismus ganze Arbeit geleistet", sagt Bauer-Jelinek, Wirtschaftscoach, Psychotherapeutin und Leiterin des Institutes für Macht-Kompetenz in Wien. Wer würde sich noch eine andere Meinung sagen trauen als jene, dass Gleichberechtigung in allen
Sein Vortrag trug den Titel „Was bedeutet ethisches Benehmen?“ und der bekannte Redner ging auch gleich mitten in die Praxis. Und wie könnte es bei Carl Djerassi anders sein: Der österreichisch-amerikanische Chemiker von der Stanford University, auch als „Vater“ des hormonellen Verhütungsmittels in Pillenform bekannt, versuchte anhand der Reproduktionsmedizin ethische Fragen der Wissenschaft aufzuzeigen. Djerassi war Gastredner bei der Auftaktveranstaltung der neu konstituierten Bioethikkommission am Dienstag in Wien.Anhand von Auszügen aus seinen Theaterstücken machte Djerassi
Buben spielen nach wie vor liebend gern den Kämpfer und Mädchen die Schöne. Wieso hält sich das so hartnäckig? Exptertinnen sehen gar eine Verstärkung der Klischees.Bubenerfahrene Eltern kennen es: Kein Waldspaziergang endet, ohne den Stock in der Hand, mit dem der Bub gegen vermeintliche Eindringlinge kämpft. Väter und Mütter von Mädchen berichten wiederum, dass das morgentliche Ankleiden zur Geduldsprobe wird, wenn gerade alle rosa Leibchen in der Wäsche sind. Verdutzt schütteln geschlechtssenible Menschen die Köpfe: Warum halten sich diese Stereotype so hartnäckig, warum
Spielende oder lärmende Kinder werden von Erwachsenen oft als störend empfunden. Aber kindgerechtere Lebensräume stecken immer noch in den Kinderschuhen.Kinder schaffen sich ihre Spielräume. Spiel findet meist dort statt, wo es Erwachsene eben nicht geplant haben. Diese Erkenntnis von Fachleuten wie (Reform-)Pädagogen entlockt den allermeisten Eltern ein zustimmendes mild-lächelndes oder frustriertes Seufzen, und schon fallen einem zahlreiche Beispiele ein:Wie etwa die Straßenbahn-Fahrt mit drei aufgeweckten Buben zwischen drei und fünf Jahren kürzlich in Wien. Die Straßenbahn ist
Österreich steht unter Druck, das Spenden von Samen und Eizellen zuzulassen. Die Justizministerin äußert Bedenken. Drohen Designerbabys aus dem Katalog?Zwei Paare hatten den starken Wunsch nach Kindern – doch der ersehnte Nachwuchs wollte sich nicht einstellen. Bei einem Paar hat die Frau verklebte Eileiter, zudem ist ihr Mann zeugungsunfähig. Nur die Samenspende eines anderen Mannes könnte helfen, doch genau das ist in Österreich verboten: Samenspenden dürfen nicht verwendet werden, um eine Eizelle außerhalb des Mutterleibes zu befruchten (s. u.). Das zweite Paar hat anders
Wie steht es hierzulande um die Integration behinderter Kinder in Regelschulen? Nur mäßig gut, so Experten. Besondere Beispiele zeigen aber auf: Ein Durchbrechen von Grenzen ist möglich.Werkunterricht, Montag Morgen: Rund ein Dutzend Kinder von sechs bis zehn Jahren basteln eine Raupe. Während eine Gruppe der Kinder selbstständig ihre Raupen fertigstellt und flink mit Schere und Klebstoff hantiert, braucht ein weiteres Kind besondere Unterstützung. Der Bub schneidet mit Hilfe einer Sonderschulpädagogin Papierformen aus, dann legt er wieder seinen Kopf auf den Tisch und scheint
Mit der Vervielfältigung von Lebensformen drängt sich die Frage auf, welche Bedeutung dem Ideal der klassischen Familie noch zukommt und zukommen soll. Immer häufiger sprechen Familienpolitiker und Expertinnen von Wahlfreiheit. Doch hinter dem Begriff verbirgt sich ein erbitterter Kampf um Werte.Es war ein eigenartiges Familientreffen mit einigem Zündstoff: Die kleine Marie feierte ihren siebten Geburtstag. Sie lebt mit ihrer Mutter bei deren neuem Ehemann. Die beiden haben ein gemeinsames Kind bekommen. Der neue Mann der Mutter hat selbst zwei Kinder, die mal beim Vater, mal bei der
Das Europäische Jahr zur Bekämpfung der Armut geht bald zu Ende. Die Armut von Familien und vor allem von Kindern wird allzu leicht verdrängt, dabei ist sie besonders folgenreich.Zu Thomas Berghuber kommen Menschen, die nicht mehr wissen, welche Rechnung sie zuerst zahlen sollten. Berghuber ist Geschäftsführer der Schuldnerberatung Oberösterreich und seit über 20 Jahren damit beschäftigt, Menschen aus der privaten Finanzkrise zu helfen.Sein Hauptklientel sind Niedrigeinkommensbezieher, erklärt er: #Wenn bei diesen, obwohl sie halbwegs mit dem Geld auskommen, ein kleines Problem dazu
Die Liebe im Zeitalter der grenzenlosen Freiheit wird mit der andauernden Suche nach Liebe verwechselt, lautet die These von Sven Hillenkamps Buch. Doch so sehr er den Nerv einer Generation auch trifft, so wenig überzeugend scheint der aufgezeigte Ausweg: Die Rückkehr zur Vernunftehe. Und vielleicht ist das genau die Absicht.Zwei Menschen sitzen sich gegenüber, sie schlürfen Kaffee, sie schauen sich an und mustern sich, sie stellen sich Fragen, sie versuchen zu lächeln, sie treffen sich zum ersten Mal, nachdem sie sich in einer Partnersuchmaschine im Internet ein paar Mal hin und her
Die Schule in der Klusemannstraße in Graz ist bisher das einzige Gymnasium, das beim Schulversuch Neue Mittelschule teilnimmt. Die Einrichtung hat bereits eine langjährige Erfahrung als Gesamtschule.Der Schüler ist nervös. Er steht vor der Tafel und präsentiert ein ausgewähltes Buch. Er muss frei sprechen, eine Textpassage vorlesen und Angaben zum Buch auf einem Plakat festhalten. Er verhaspelt sich manchmal bei den Zeitformen. Aufmerksam oder etwas ermüdet hören die Mitschüler zu.Eine gewöhnliche Deutschstunde in einer dritten Klasse Unterstufe - fast: Denn so gewöhnlich ist das