Wenn die Familie beim Sterben fehlt

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Am Internationen Tag für Hospiz- und Palliativ Care soll das Engagement der ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Hospizbewegung gewürdigt werden.

Das Sterben wird zunehmend eine einsame Sache. Doch diese traurige Tatsache wollte und will die österreichische Hospizbewegung nicht hinnehmen. Fast 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren im Jahr 2008 ehrenamtlich in der Begleitung sterbender Menschen und ihrer Angehörigen tätig.

Am 7. Oktober stehen die ehrenamtlichen Hospizbegleiter, die sonst im Stillen arbeiten, einmal im Scheinwerferlicht: An diesem Tag wird weltweit die Arbeit in der Hospiz- und Palliativ Care gewürdigt. In Wien wird dazu eine Enquete stattfinden. Das Motto ist heuer: „Die Stimme erheben. Für jene, die selbst keine Stimme haben oder schon sprachlos geworden sind“, erklärt die Präsidentin von Hospiz Österreich, Waltraud Klasnic. Für den Obmann des steirischen Hospizvereins, Karl Harnoncourt, ist klar, was am Internationalen Tag besonders hervor gehoben werden muss: Mit dem ehrenamtlichen Engagement sei ein neues Element in der modernen Gesellschaft etabliert worden. „Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Früher war die Familien- und Nachbarschaftsstruktur dafür da, dass man sich um jene kümmerte, die nicht mehr konnten. Das war eine Selbstverständlichkeit. Diese Betreuung gibt es vielfach nicht mehr“, sagt der pensionierte Internist und Bruder des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt. „Die Hospizbewegung hat in unserer Erfolgsgesellschaft die Aufgabe übernommen, die ursprünglich vom Familienverband erfüllt wurde und nun nicht mehr erfüllt werden kann.“ Für Harnoncourt braucht der Mensch für seine Selbstverwirklichung die Hingabe für andere.

„Der Mensch braucht die Hingabe“

Die Finanzierung der ehrenamtlichen Arbeit ist immerzu eine Zitterpartie. Man suchte Sponsoren in der Wirtschaft und wurde beim Österreichischen Sparkassenverband fündig.

Doch auch wenn diese neue, außerfamiliäre Struktur in der Sterbebegleitung zunehmend an Anerkennung gewinnt, wie Beteiligte betonen, und selbst wenn man aus der Phase der Pionierarbeit, die vor 20 Jahren einsetzte, hinausgewachsen ist, bleibt vieles noch zu tun, wie auch Klasnic betont, doch es gehe vorwärts. Ein aktuelles großes Projekt ist etwa der Ausbau von Palliative Care in Pflegeheimen. Die Palliativmedizin kommt zum Einsatz, wenn ein Mensch ohne Aussicht auf Heilung seiner Krankheit Schmerzlinderung sowie Hilfe in psychosozialen Belangen erfährt. In Vorarlberg wurde palliative Pflege bereits flächendeckend in Pflegeheimen umgesetzt, als nächstes sei laut Klasnic Niederösterreich beim Aufbau an der Reihe. Weiters wird verhandelt, dass Hospiz- und Palliativ-Care-Angebote in ganz Österreich leistbar und flächendeckend angeboten werden. Dazu gibt es einen Stufenplan, der bis 2012 umgesetzt werden soll. Die Palliativ- und Hospizversorgung ist Ländersache und dementsprechend vielfältig. Es habe nun weitere Fortschritte im Auf- und Ausbau verschiedener Dienste gegeben, sagt Klasnic.

Als weiteres Anliegen nennt die Präsidentin von Hospiz Österreich einen, wie sie selbst einräumt, heiklen Punkt: Der Dachverband macht sich für ein verfassungsmäßig verankertes Euthanasieverbot stark.

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