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Der Katholische Familienverband widmete sich in einer Fachtagung der Frage, wie Paar-Beziehungen dauerhaft gelingen können. Positive Stimmung für ein Ideal.

So vermint das Feld Paarbeziehung auch ist – für die Schweizer Bestsellerautorin und Psychotherapeutin Julia Onken steht dennoch fest: Paarbeziehungen würden nicht an Bedeutung verlieren, trotz steigender Scheidungs- und Singlerate. Denn der Mensch sehne sich nach verlässlichen und stabilen Beziehungen, betonte sie bei der Tagung „beziehungs-los“, die Mitte September vom Katholischen Familienverband in Wien veranstaltet wurde. Die Fachtagung widmete sich der Frage, die wohl vielen Menschen unter den Nägeln brennt: Wie können Beziehungen dauerhaft gelingen?

Onkens wichtigster Rat: Er oder sie müsse zuerst sich selbst erkennen, wissen, wer er oder sie ist. Erst dann kenne man seine Grenzen und sei offen für den anderen. Onken nennt die häufigsten Fallen, in die Liebende immer wieder tappen: Etwa wenn Partner versuchen, den anderen umzuerziehen oder eine Eigenschaft vermissen, die der andere nie zu besitzen vorgegeben hat. Eine weitere Falle: Zu große Nähe, zu vieles gemeinsam machen. Auch die Gewohnheit lässt viele Beziehungen erkalten. Man höre auf sich zu bemühen, sich für den anderen attraktiv zu machen, so Onken. Ihr Fazit: „Verliebtsein ist ein Geschenk – doch Liebe will gelernt sein.“

Ideal und Wirklichkeit

Diese Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch die Ratschläge der Experten und Expertinnen, die bei der Tagung Antworten auf die Frage versuchten, wie Beziehungen stabiler werden könnten. Unter den Fachleuten waren auch die Familiensoziologin der Universität Wien Ulrike Zartler und die Juristin sowie Mediatorin Barbara Petsch, die auch bei der FURCHE-Diskussion teilnahmen (siehe rechts).

Das Ideal einer dauerhaften Beziehung wird zwar noch immer von großen Teilen der Bevölkerung geteilt, aber es ist brüchiger geworden, wie Zahlen deutlich machen: In der Wertestudie 2008 (siehe Kasten) geben 28 Prozent der Befragten an, die Ehe für eine überholte Institution zu halten, 1999 waren es 20 Prozent, 1990 nur elf Prozent. Die Ehe verliert also stark an Prestige, vor allem bei jungen, höher gebildeten und weniger religiös eingestellten urbanen Gruppen. Dennoch habe sie noch hohen symbolischen Wert für die jeweiligen Biografien, betont Zartler. In der Jugendwertestudie wird eine höhere Sympathie der jungen Menschen für die Ehe deutlich: Über drei Viertel der Befragten geben an, einmal heiraten zu wollen. Auf die Frage, ob eine dauerhafte Beziehung wichtig sei, um glücklich zu werden, sagen 2008 bloß 48 Prozent Ja, 1999 waren es noch 54 Prozent (laut Wertestudie). Die Zustimmung sinkt mit dem Bildungsgrad: Besonders Schulabbrecher sprechen einer festen Beziehung große Bedeutung zu (71 Prozent), Hochschulabsolventen stimmen nur mehr mit 32 Prozent zu. Auch haben feste Beziehungen für ältere Menschen mehr Gewicht als für jüngere. Frauen sind auch skeptischer, was auf ihre früher eingeengte Rolle zurückgeführt wird: 27 Prozent lehnen die Aussage, dass die Ehe oder eine dauerhafte Beziehung zum Glücklichsein notwendig sei, ab, während dies bei den Männern 21 Prozent tun.

Tiefe Sehnsucht nach Verlässlichkeit

Was hält nun Paare zusammen: Hier zeigt die Wertestudie eindeutig: Treue, Respekt und Anerkennung, Verstehen, Bereitschaft zu Beziehungsarbeit, eine glückliche sexuelle Beziehung sowie Kinder werden am häufigsten als Beziehungskitt genannt. Weniger wichtiger geworden ist der Anspruch, gemeinsam Zeit zu verbringen sowie materielle und soziokulturelle Fragen (etwa Einkommen, Herkunft).

Trotz der Statistiken, die eine zunehmende Skepsis gegenüber Ehe und Dauerhaftigkeit ausdrücken, vernehmen doch Praktiker wie etwa Onken die tiefe Sehnsucht der Menschen nach Verlässlichkeit. Umso wichtiger war es für den Familienverband, dass nicht immer nur negative Beispiele in der öffentlichen Diskussion hervorgehoben würden, sondern auch gelungene, um resignative und düstere Stimmungen umzukehren.

Trotz veränderter Gesellschaft – Paarbeziehungen werden nicht an Bedeutung verlieren, sind sich die Experten der Tagung und der FURCHE-Diskussion einig. Es werde unterschiedliche Segmente in der Gesellschaft geben, meint etwa Ulrike Zartler. Mit anderen Worten: Ehewillige neben eingefleischten Singles oder Sammlern von Lebensabschnittspartnern.

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