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Hans Fronius als Maler

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Hans Fronius ist .uns als einer der besten Graphiker veitraut. Sein graphisches Werk, wie es sich jetzt im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz darbietet, schließt eine reiche und vielgestaltige Welt in sich. In ihrer Mitte steht der Spieler, der Mensch. Er liebt die Geste, die Pose. Er bewegt sich im Tanz wie im Traum. Er erzählt Anekdoten und Schauergeschichten. Kubin ist nahe. Gespenster gehen um und Larven. Düster brüten das Leid und der Tod.

Welten stürzen zusammen — wilder Zerstörung schreckliche Botschaft. — Städte liegen im Frühlicht, im Nebel. Weiden stehen verloren am Ufer. Raben umkreisen den spiegelnden Tümpel. Häuser tragen stöhnend den Schnee.

Fronius liebt die warme, tonige Darstellung. Daher seine Vorliebe für die Kreidezeichnung, die Monotypie, die Lithographie. Seine Graphik tendiert zum Malerischen — darin unterscheidet er sich grundlegend von Kubin. Fronius hat auch immer gemalt, doch hat er seine Bilder nie ausgestellt. Die Linzer Galerie Kontakt kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, Fronius als Maler debütieren zu lassen. Insgesamt 28 Ölbilder aus den letzten zehn Jahren werden gezeigt.

Vorweg sei gesagt: es ist der gleiche Fronius. Der Spieler, der Mensch: Werner Krauß. Vor dem grünen Hintergrund steht das wissende Antlitz mit den dunklen Augen, tief in den Höhlen, zwischen Rosa, Weiß und Blau. Die eine Hand weist aus dem Bilde hinaus — wohin? Der mächtige Hut, das lebendige Antlitz, das leuchtende Hemd, die weisende Hand: sie bilden eine strenge Vertikale, und doch vergißt man das alles über dem lohenden Farbklang. wo das Weiß dominiert. Die Farbe schlingt und windet sich wie bei Gerstl. Das Psychologische wird spürbar wie bei Kokoschka, am stärksten bei dem Bildnis Otto Beneschs.

Man wird sich bevqjßtv wift,,(jtgg)j,, i’ro-j, nius der österreichischen Tradition verbunden ist, ohne . jsh,seiu9;. Eigepstäisdig-w keit aufzugeben.

Auch die Landschaft gleicht einem lebenden Wesen, dessen Porträt eingefangen wird. Das zerstörte Hamburg: auf gebrochene Häuserf luchten unter düsterbewegtem Himmel. Gmunden: Spiel des Lichtes auf dem funkelnden See. Winterlandschaft: Weiden beugen sich ihrem Schicksal, dem Wind. — Düsterkeit ist da. Die Pieta: dem Leid ausgeliefert,

von kahlen Wänden umstellt, wachsen die Mutter und ihr toter Sohn zu einer Einheit zusammen: Seht an, ob ein Leid gleich sei dem meinen.

Düster sind diese Bilder, und doch ist ein Licht darin wie bei Rembrandt. Nur ist es nicht goldgelb, sondern weiß. Das Licht schimmert auf wie eine Hoffnung. Hier steht die Farbe für eine metaphysische Wirklichkeit. Darum geht es Fro- nius auch in seiner Graphik. Denn für ihn ist Kunst mehr als Spiel mit formalen Möglichkeiten.

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