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Der Name des Autors genugt nicht!

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Warum sind die Autoren nicht vorsichtiger? Die Verleger können ihre Feinde werden — das hat sich schon oft bestätigt; soeben wieder an zwei beim Publikum recht beliebten Schriftstellern. Sven Stolpe kennen wir von vielen guten Romanen („Spiel in den Kulissen“, „Leicht, schnell und zart...“, „Das Mädchen von Orleans“ und vor allem „Frau Brigitta lächelt“). Mit freudiger Neugier nimmt man das jüngst erschienene Werk zur Hand („Mittsommernacht“, Josef-Knecht-Verlag, Frankfurt 1957. 301 Seiten) — und traut seinen Augen nicht. Eine simple, eintönige, unbedeutende Geschichte wird da erzählt: ein gutes, gutes Mädchen, ein schlechter, schlechter Bub, ein grauslichgrausliches Genie, ein lieber, lieber Priester, ein armer, armer Vater, ein tragisch-tragischer Freund. Aus Mangel an Einfalt verdrehen diese sich ineinander — es lohnt sich nicht, diese Geschichte auch nur nachzuerzählen. Wie kommt Sven Stolpe dazu, dieses Buch nach den anderen Werken zu veröffentlichen? Ganz einfache Lösung: Es muß dies eines der ersten Werke Stolpes gewesen sein, denn das schwedische Original erschien bereits 1945, und im Josef-Knecht-Verlag, Frankfurt, erschien jetzt erst,1957, die Uebersetzung. Weil Stolpe einen guten Namen hat, aber derzeit vielleicht kein neues Manuskript, gibt man ein ganz altes heraus und — betrügt den Autor und das Publikum.

Das gleiche passierte Consilia Maria L a k o 11 a. Ihr Roman „Der Mönch im Feuer“ war gut, sehr gut; man horchte auf und wartete, ob vielleicht einmal wieder etwas von ihr erscheinen würde. Siehe da: Lakotta: „Genevieve gewinnt“ (Tyrolia-Verlag, Innsbruck, 460 Seiten). In diesem Roman sind die Proletarier zu arm, die Kapitalisten zu reich und spleenig und hartherzig, die reiche Genevieve, die ihren sozialen Auftrag erkennt, zu edel. Soziale Probleme in Form von Romanen aneinandergereiht, sind abstoßend — auch wenn sie von einer Autorin stammen, deren Name gut klingt. Davon hat nur der Verleger etwas.

Der Name eines Autors allein genügt nicht, um Bücher herauszugeben; ein guter Name mit einer immer reifer werdenden Dichtung kann uns erfreuen. Jedenfalls: Wir Leser werden vorsichtiger, wenn die Autoren es nicht sind. ..

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