Eine einschmeichelnde Rarität – „Zazà“
Svetlana Aksenova brilliert am Theater an der Wien in der Titelpartie einer in Vergessenheit geratenen Oper.
Svetlana Aksenova brilliert am Theater an der Wien in der Titelpartie einer in Vergessenheit geratenen Oper.
Mit „Pagliacci“ hat Ruggero Leoncavallo die Welt erobert. Seine „La Bohème“ wurde nie so populär wie Puccinis gleichnamige Oper. Auch dass Arturo Toscanini im November 1900 in Mailand seine fünfte Oper, „Zazà“, aus der Taufe gehoben hat, blieb ohne Langzeitfolgen, denn dieser veristische Vierakter ist ziemlich in Vergessenheit geraten.
Dabei hat sein Stoff nichts an Aktualität verloren: die bürgerliche Scheinmoral, gezeigt am Beispiel der französischen Varietésängerin Zazà. Sie träumt von einem bürgerlichen Leben an der Seite eines gewissen Milio Dufresne. Allerdings nur so lange, bis ihr der sie eifersüchtig verfolgende Kollege Cascart die Augen öffnet und mitteilt, dass ihr Liebhaber seit Jahren verheiratet ist. Das bestätigt sich bei einem Besuch in seiner Wohnung. Dort trifft sie auf Milios entzückende Tochter Totò. Erst als Milio sie als Hure beschimpft, bringt Zazà die Kraft auf, sich von ihm zu trennen. Sie enttäuscht Cascarts Hoffnungen, zu ihm zurückzukehren, konzentriert sich fortan auf ihre Bühnenkarriere.
Perfekt zeichnet und führt Christof Loy die Personen in seiner Inszenierung in atmosphärischen Bühnenbildern der Entstehungszeit der Oper (Raimund Orfeo Voigt). Packend stellt er die Scheinwelt des Theaters der brutalen Wirklichkeit gegenüber. Souverän führte Stefan Soltész in dieser Saisoneröffnungspremiere am Theater an der Wien das ORF RSO Wien und den (aus dem Off singenden) Arnold Schoenberg Chor durch die klangsinnliche, mit Zügen des Neoklassizismus gespickte Partitur. Svetlana Aksenova als brillante Zazà und der exemplarisch wortdeutliche Christopher Maltman als Cascart ragten aus dem qualitätvollen Sängerensemble heraus.