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Amerika kann haben: Schild

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Ronald Reagans „Star-Wars”-Rede vom 23. April 1983 hat in politischen und wissenschaftlichen Kreisen der USA eine neue Strategie-Debatte ausgelöst. Das ehrgeizige Projekt eines Raketen-Abwehr-Systems, zu dem jetzt mit Hochdruck Forschungsarbeiten betrieben werden, hat viele Anhänger, aber noch mehr Gegner. Wir lassen hier einen der SDI-Kritiker zu Wort kommen.

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Ronald Reagans „Star-Wars”-Rede vom 23. April 1983 hat in politischen und wissenschaftlichen Kreisen der USA eine neue Strategie-Debatte ausgelöst. Das ehrgeizige Projekt eines Raketen-Abwehr-Systems, zu dem jetzt mit Hochdruck Forschungsarbeiten betrieben werden, hat viele Anhänger, aber noch mehr Gegner. Wir lassen hier einen der SDI-Kritiker zu Wort kommen.

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Vor einiger Zeit hatte ich ein Treffen mit etlichen früheren amerikanischen Verteidigungsministern, zwei ehemaligen Generalstabschefs sowie mehreren Generälen und Militärexperten, denen ich meine Meinung zu Präsident Ronald Reagans Strategischer Verteidigungsinitiative (SDI) präsentierte. Dabei wurde ich von meinen Gesprächspartnern in einer Anzahl von Details korrigiert, grundsätzlich aber stimmten diese Leute mit meinen Ansichten einmütig überein.

Nicht, daß ich selbst ein Experte in Militärfragen bin, die Leute, die mir gegenübersaßen, wissen viel mehr über diese Dinge. Aber diese Übereinstimmung ist doch charakteristisch für eine Situation, in die man geradezu hineingestoßen wurde, weil zu einer Zielsetzung nationaler Politik erklärt wurde, was zuvor überhaupt nicht diskutiert worden war.

Jedermann wurde von der Ankündigung der SDI überrascht. Auch Emotionen spielen bei dieser ganzen Angelegenheit eine große Rolle, schließlich geht es darum, wie die USA in Zukunft verteidigt und welche Wege dazu beschritten werden sollten, ohne dabei der Gefahr einer nuklearen Konfrontation ausgesetzt zu sein.

Ich bin überzeugt: Wenn Präsident Reagan seine „Star Wars”-Rede vom 23. März 1983 nicht gehalten hätte, in der er die Verteidigung gegen ballistische Raketen zu einem nationalen Ziel der USA erklärte, würde er dieses ganze Problem heute gar nicht haben. Die Forschungsarbeiten gingen weiter, auch wenn es dafür vielleicht nicht ganz soviel Geld gäbe wie heute.

Da ja auch die Sowjets auf diesem Gebiet forschen, hätte diese Frage am Verhandlungstisch still und diplomatisch diskutiert werden können. Natürlich wäre die Raketen-Abwehr auch dort zu einem ernsthaften Problem geworden, auf keinen Fall aber wäre sie eine derart schwerwiegende militärische, politische und psychologische Angelegenheit, zu der sie durch das Vorgehen des Präsidenten erst geworden ist.

Es geht also weniger um die Frage der Raketen-Abwehr selbst, sondern um die ganze Politik rund um die SDI und um die unglückliche Art und Weise, in der sie bekannt gemacht wurde. Dabei sehe ich vier Dimensionen: • die militärische Dimension, wobei ich vor allem auf die destabilisierende Wirkung hinweise, die dadurch erzielt wird, daß die SDI zu einer Zielsetzung nationaler Politik erklärt wurde sowie dadurch, daß sie mit der in den frühen siebziger Jahren entwik-kelten traditionellen Rüstungskontrolle unvereinbar ist;

• die politische Dimension sehe ich darin, daß SDI zu einem Haupthindernis für die weitere Entwicklung der amerikanischsowjetischen Beziehungen werden dürfte;

# die psychologische Dimension besteht darin, daß die Sowjets ihre Meinung bestätigt sehen, die USA strebten nach einer strategischen Überlegenheit über die

UdSSR;

• die wirtschaftliche Dimension schließlich betrifft die neuen Milliardenausgaben für militärische Zwecke und die Bedeutung, die diese Ausgaben für die ökonomische Gesundheit der USA haben werden.

Wie bekannt ist, schließt das Programm Technologien ein, die es nicht nur in der Realität noch

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