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Die SPÖ als Kirchen- Partei?

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Dem SPÖ-Abgeordneten und Zentralsekretär Karl Blecha ist eigentlich kein ‘Vorwurf zu machen, daß bei seinem Auftritt vor der Arbeitsgemeinschaft katholischer Journalisten zum Thema „Sozialdemokratie und Religion” kaum Neuigkeiten herausgekommen sind: Blecha ist eben Zentralsekretär der Sozialistischen Partei und nicht der „Amtskirche”, wie man auf gut sozialistisch feststellen könnte.

Es ist auch deshalb nichts Bedeutendes herausgekommen, weil Blecha ein Vollblutpolitiker ist, der nicht so ohneweiters auf den Mund fällt, der, bevor er eine „unnotwendige” Wahrheit sagt, lieber in gewundenen Erklärungen viel redet und dabei nichts sagt.

Dabei hat Blecha seine Zuhörer in manchen Dingen nicht im Zweifel gelassen: Zu seiner sachlichen Legitimation, immer wieder das Spannungsverhältnis zwischen Staat und Kirche, zwischen SPÖ und Religion Stellung zu nehmen, erklärte Blecha, er stufe sich selbst als Kirchgänger ein - wobei es dahingestellt bleibe, was unter dieser verwaschenen Formulierung zu verstehen ist.

Ansonsten ließ Blecha keinen Zweifel darüber, daß er seinen Lebensunterhalt als Sozialist und nicht als Katholik verdient. In seinem Werben um die Katholiken trug er bisweilen recht stark auf: „Ein Großteil ein großer Teil der Christen hat längst seine Heimat in unserer Partei gefunden.” Selbst von den praktizierenden Katholiken sei ein Drittel innerhalb der SPÖ zu suchen. Der Denkfehler, daß sich das katholische Lager nicht nur in ein sozialistisches und ein nichtsozialistisches teilt, störte ihn dabei nicht außerordentlich.

Mehr als unbefriedigend waren für seine Zuhörer die verschiedenen Antworten, die er auf die Frage suchte, was denn der Unterschied sei zwischen einer politischen und einer politisierenden Kirche. Letztlich, so Blecha, ist die politisierende Kirche die, die eine Wahlempfehlung abgibt - und das sei abzulehnen. Die wichtigste Frage, wer nämlich zu entscheiden habe, wann politisiert wird und wann nicht, tastete er nicht an. Und ließ damit den Eindruck bestehen, die mächtige SPÖ sei berufen, hier den entsprechenden Richterspruch zu fällen.

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