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In- und Ausländer

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Wenn man eine prinzipiell idealistische Sicht des Verhältnisses zwischen Inländern und Ausländern vertritt, wie dies etwa die grüne Spitzenkandidatin Madeleine Petrovic tut, die aus der Gleichheit aller Menschen auch die staatliche Gleichbehandlung ableitet, dürfte es keine Schwierigkeiten geben und machen, möglichst viele Ausländer aufzunehmen, zu integrieren und mit allen Vollrechten der Staatsbürger auszustatten.

Doch so sympathisch und wohl auch christlich dieser Zugang zum Problem auch ist, er kollidiert mit unüberwindlichen innerstaatlichen, weltweit wirksamen, aber auch mit entgegenstehenden psychologischen Realitäten. Der Schiller-Vers „Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen“ gilt leider nicht nur für Sachen, sondern auch für Menschen, die ja häufig5 zu Sachobjekten de- K’ rt werden.

ein Staat läßt eine unbeschränkte Einwanderung zu. Nach den großen Wanderungsbewegungen, die durch politische und militärische Katastrophen ausgelöst wurden, wird die Praxis überall immer restriktiver. Und kein Staat gesteht allen auf seinem Territorium Lebenden dieselben Rechte zu wie den Staatsbürgern, man muß schon zufrieden sein, wenn die Menschenrechte gewahrt bleiben, was bekanntlich in vielen Staaten auch für Staatsangehörige nicht der Fall ist.

Unter diesen Umständen stellt die staatliche Politik, auch die eines demokratischen Rechtsstaates wie Österreich, eine Gratwanderung zwischen den Geboten der Humanität, Caritas und Solidarität auf der einen und denen der Zumutbarkeit im Hinblick auf knappe Mittel und Räume, aber auch auf die Belastbarkeit der eigenen Bevölkerung, auf der anderen Seite dar.

Eine direkte und volle Umsetzung humanistischer Prinzipien scheitert an objektiven und subjektiven Faktoren, die jedoch nicht zum Anlaß oder Vorwand genommen werden dürfen, das Mögliche und Vertretbare zu tun und dem Egoismus ungezügelt zu frönen. Auch hier ist es die Maßfrage, die die Verantwortlichen zu klugem Handeln in Abwägung aller Folgen zwingt.

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