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„Don Carlos“ -Operntrumpf!
(Staatsoper, Wien) Die Ubersiedlung ist geglückt: Herbert von Karajans „Don Carlos“-Inszenie-rung, die fünf Jahre lang ein Trumpf der Salzburger Festspiele war und heuer bei den Osterfestspielen Zwischenstation machte, ist jetzt an der Staatsoper gelandet. Und das in keinem Moment zum Nachteil dieser immer mit Begeisterung aufgenommenen Verdi-Produktion. Im Gegenteil: Wo in Salzburg das Breitwandspektakel fast episch ausgebreitet wird, hat sich in Wien alles gestrafft. Die imposante Kathedrale im Autodafebild fällt zwar jetzt weg, aber sonst sind alle Szenenbilder Günther Schneider-Siemssens geblieben wie sie waren. Düster, imponierend, monumentale Pracht.
Karajans Inszenierung hat auch hier die edle gemessene Schönheit, die sie von Beginn an auszeichnete. Eine klare Führung der Personen, in der die Regungen, Wünsche, Sehnsüchte, die psychischen Spannungen stets deutlich fühlbar sind, ohne daß die Figuren die Klischeeform der großen Oper sprengten.
Neu im Ensemble ist vor allem Ruggero Raimondi: Ein dramatischer König Philipp mit großer, donnernder Stimme, eine gespaltene Persönlichkeit, ' die im Kampf um die Sicherung der Macht und bei dem Versuch, wenigstens die Trümmer seines persönlichen Glücks zu retten, resignieren muß. Mirella Freni ist heute wohl die ergreifendste Eli-sabetta von Valois, mit strahlender Höhe und einer Diskretion des Spiels, die ihresgleichen sucht, Jose Carreras ein hinreißender Carlos.
Piero Cappuccilli ist wie stets ein Parade-Posa: in Ubereinstimmung von Darstellung und Gesang die dominierende Leistung des Abends. Vor allem Agnes Baltsa: In Salzburg hat sie diese Eboli draufgängerischer, waghalsiger gesungen. Aber Ka-rajan führt sie minuziös, behutsam, fast liebevoll. Zu Recht tobte das Publikum nach fast jeder Arie und am Schluß. Karajan hat es noch einmal gezeigt: Diesen „Don Carlos“ macht ihm kaum einer nach.
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