6912772-1981_15_01.jpg
Digital In Arbeit

Friede! Shalom!

Werbung
Werbung
Werbung

Es erscheint mir von symbolhafter Bedeutung, daß heuer am 19. April das jüdische und das christliche Osterfest zum selben Zeitpunkt gefeiert wird.

Während sich die Juden am Pessachfest, als wäre es ,,gestern geschehen", an die Befreiungstat Gottes erinnern;’an die göttliche Her- ausholung aus der Sklaverei Ägyptens. feiert die Christenheit den Ostersonntag als den Tag der A uf- erstehung ihres Herrn.

Das jüdische Ostermahl, welches wir im Kreise unserer Familie und mit Freunden feiern, dürfte wohl gleichzeitig das Letzte Abendmahl gewesen sein, an das sich die Christen in der Eucharistie erinnern.

Da das Judentum seine Tage nach dem Mondkalender zählt, fallen jüdische und christliche Osterfeste oft auf verschiedene Tage. Daß dies heuer gleichzeitig und am selben Tag gefeiert wird, soll uns Anlaß zur Freude und Besinnung auf beiden Seiten sein.

Nur zu oft erblickte in der Ver

gangenheit eine fehlgeleitete Christenheit das Bild von der „triumphierenden Kirche" und der im Staube liegenden „verstockten Ju- denheit". Gerade in der Karwoche mußten Juden immer wieder Schmähungen und Demütigungen aller Art erleiden. Erst die geistliche Umkehr der Kirche und ihr neues Verstehen des Judentums erbrachte die Wende.

Seit dem Zweiten Vaticanum stehen Juden und Christen einander als Partner im Heilsplan Gottes gegenüber.

In dieser Sicht entbiete ich allen christlichen Mitbürgern Österreichs den österlichen Friedensgruß und hoffe, daß dieser Wunsch in einer lichtvolleren Zukunft zur Realität zwischen den Konfessionen und Völkern werden möge.

Shalom!

Diesen „Osterwunsch eines Juden“ hat der unermüdliche Verfechter einerjüdisch-christlichen Versöhnung noch vor seinem jähen Tod vor wenigen Wochen der FURCHE übermittelt - ein Vermächtnis, das nicht mit ihm.ge- storben sein darf.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung