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Am vergangenen Samstag hat die Südtiroler Volkspartei im Rahmen ihrer 40. Landesversammlung ihren neuen Obmann gekürt. Eine Neuwahl war notwendig geworden, nachdem Roland Riz seinen Entschluß bekundet hatte, nicht länger an der Spitze der Partei zu bleiben.

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Am vergangenen Samstag hat die Südtiroler Volkspartei im Rahmen ihrer 40. Landesversammlung ihren neuen Obmann gekürt. Eine Neuwahl war notwendig geworden, nachdem Roland Riz seinen Entschluß bekundet hatte, nicht länger an der Spitze der Partei zu bleiben.

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Insgesamt hatten sich fünf Kandidaten für die innen- wie außenpolitisch bedeutsame Funktion des Parteiobmannes gemeldet. Der bisherige Landtagsabgeordnete Siegfried Brugger, der von Haus aus als aussichtsreichster Anwärter galt, erhielt mit 55,8 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit. Sein stärkster Gegner, Landtagsabgeordneter Hubert Fras-nelli, brachte es nur auf 29,8 Prozent.

Unmittelbar nach seinem Sieg kündigte Brugger, mit seinen 39 Jahren ein sehr junger Politiker, an, er werde „ein Obmann für alle sein" -was man nicht unbedingt als eine sehr kräftige Aussage bezeichnen kann. Es gilt für ihn, sich sowohl gegenüber der Regierung in Rom als auch in den eigenen Reihen zu behaupten. Und da erwartet ihn ein gewaltiges Pensum, nämlich die schon längere Zeit fällige und von den jüngeren Wählerschichten geforderte Parteireform. Bei der Landesversammlung und bei der Begegnung mit der Presse am Tage vorher machte er einen netten Eindruck. Aber „nett" zu sein ist nicht die Eigenschaft, die man sich von einem Obmann der größten Partei Südtirols erwartet.

Brugger hat jetzt etwa anderthalb Jahre Zeit, um sich zu profilieren.

Vorderhand wird er für die Restamtszeit von Roland Riz als Parteiobmann fungieren, und 1994 wird schon erneut gewählt.

Auch die „Nachpaketära" birgt noch genug Probleme, wie die jüngsten Erklärungen des italienischen „Regionenministers" Raffaele Costa durchblicken ließen. Hat dieser doch die internationale Verankerung des „Paketes" negiert, um wieder einmal die Südtirolfrage als „rein interne italienische Angelegenheit" darzustellen. Welcher Geist hinter solchen Erklärungen steckt, kann man daraus ersehen, daß Costa gleichzeitig auch eine Grenzrevision gegenüber Slowenien und Kroatien verlangt hat. Costa hat sich in diesen Tagen noch eine weitere Kapriole geleistet, indem er, in Beantwortung einer Anfrage zweier MSI (Neo-Faschisten) Kammerabgeordneten, die Anwendung der deutschen vor der italienischen Sprache in Südtirol scharf kritisierte.

In seinem Bericht nahm auch der scheidende Obmann Riz zu den Äußerungen Costas Stellung. Er sagte unter anderem: „Sollte aber die italienische Regierung - was ich nicht annehme - auch der Meinung des Regionenministers sein und das Südtirolproblem als rein innerstaatliches betrachten, das heißt, sich nicht an die Abkommen und die internationalen Verpflichtungen halten, und Systeme der Wortbrüchigkeit und Vertragsverletzung zur Anwendung bringen, dann werden wir uns zur Wehr setzen. Dann verlangen wir eben unsere Unabhängigkeit und werden diese auch ausrufen."

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