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Idee Bauhütte

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Große Ereignisse werfen — wie man sagt — ihre Schtten voraus. So ein Ereignis ist zweifellos die Errichtung der neuen niederösterreichischen Landeshauptstadt, und einer der vielen Schatten ist das allgemeine Dilemma, in das wir mit dem wissenschaftlichen Fortschritt geraten sind: Die für Kultur notwendige Einheit von Kunst und Wissenschaft und damit auch von Kunst und Bau existiert nicht mehr.

Versuche, sie in irgendeiner Form wieder zu finden, sind gescheitert. Die Gründe hat Andreas Lehne anläßlich des ersten niederösterreichischen Kunstgesprächs auf der Schallaburg dargestellt.

Ein Prozent der Bausumme für Kunst am Bau (so lautet die staatliche Regelung) ist ein beschämend niedriger Wert. Die nunmehr im Entwurf für ein niederösterreichisches Kunstförderungsgesetz vorgesehenen zwei Prozent sind eine Aufwertung. Sie werden schmerzlindernd wirken - mehr nicht.

Bauten wie die Wotruba-Kir-che oder das Hundertwasser-Haus zeigen mindestens die anzustrebende Richtung an, die wei-terzuverfolgen zielführend erscheint (siehe U-Bahn-Bau in Stockholm). Allerdings wurden in Schweden Künstler, Architekten und Ingenieure zu einer Gemeinschaft vereint.

Anläßlich des Kunstgespräches, zu dem Landesrat Liese Prokop in die Schallaburg geladen hatte, konnte natürlich auch nicht

sofort der aus dem Labyrinth führende Ariadne-Faden gefunden werden. Einige Vorschläge, basierend auf einer Stellungnahme, die eine mit dem Thema befaßte Arbeitsgruppe der Zeitschrift „Morgen“ und junge Künstler unterstützt hatten, wurden—wenn auch mit Skepsis — ernstgenommen:

Mit Planung und Durchführung von Bauvorhaben sollen Künstler, Architekten und Ingenieure gemeinsam beauftragt werden. Auch bei Wettbewerben soll das als Bedingung gestellt werden. Die Bauhütten-Idee soll eine ständige und intensive Zusammenarbeit ermöglichen. Die Bevölkerung soll frühzeitig eingebunden werden.

Zu beachten wäre, daß die Mitglieder solcher Teams tatsächlich übereinstimmen, daß gegenseitiges Verstehen vorhanden ist. Notwendig wäre ein Organ, das über Qualität entscheidet, eventuell ein Kunstbeirat — diesem Vorschlag wurde mit Skepsis begegnet. Uberaus wichtig wäre das frühzeitige Kennenlernen. Eine umfassende Dokumentation für Künstler könnte da helfen — anstelle von Katalogen vielleicht eine entsprechende Beilage der Zeitschrift „Morgen“, dazu Atelierbesuche und regelmäßige freie Gespräche.

Berechtigte Hoffnungen — zumindest auf Gespräche - bestehen: diesem ersten Kunstgespräch werden, wie Landesrat Liese Prokop versicherte, weitere folgen.

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