6959532-1984_42_23.jpg
Digital In Arbeit

Keine Zuckerln

Werbung
Werbung
Werbung

Meiner hier vor einigen Wochen geäußerten Ansicht, daß wir in Österreich beim Katalysatorauto durchaus nicht auf die BRD (oder andere EG-Länder) warten müssen, haben sich mittlerweile so gut wie alle relevanten politischen Gruppen angeschlossen. Derzeit sieht es sogar so aus, als könnte es bereits im kommenden Jahr zu einer flächendeckenden Versorgung mit bleifreiem Benzin — einer wichtigen Voraussetzung für den Betrieb von Katalysator-Fahrzeugen — und zu zwingenden Vorschriften für neuzugelassene Kraftfahrzeuge oder zu massiven Anreizen zum Umsteigen auf abgasarme Fahrzeuge kommen.

An Zuckerln für Katalysator-Fahrzeuge werden u. a. eine Begünstigung bei der Kfz-Steuer, ein niedrigerer Verkaufspreis (durch Reduzierung der Mineralölsteuer) für bleifreies Benzin und eine höhere zulässige Höchstgeschwindigkeit diskutiert.

Obwohl derartige Anreize auch in anderen Ländern überlegt werden, hielte ich eine derartige Lösung — für Österreich jedenfalls — für falsch. Aus prinzipiellen und aus ökonomischen Gründen.

Aus prinzipiellen Gründen, weil ich glaube, daß der Förderungsdschungel hierzulande ja wirklich ausreichend dicht ist und ich beim besten Willen nicht einsehe, daß jemand bloß dafür, daß er von allen anerkannte technische Auflagen erfüllt, bereits eine Anerkennungsprämie bekommt. Mit der1 gleichen Berechtigung könnte man auch eine Belohnung für alle Wohnungs- und Hausbesitzer fordern, die ihre Gas-, Wasser- und Elek-troinstallationen dem heutigen Stand der Technik entsprechend ausführen lassen.

Aus ökonomischen Gründen bin ich gegen eine Förderung des Umsteigens auf Katalysator-Autos durch eine steuerliche Begünstigung dieser bzw. durch eine massive steuerliche Benachteiligung der alten Fahrzeuge, weil die Folgen schwer absehbar sind. Sollte es nämlich zusätzlich zum jährlichen Ersatz der ausgedienten durch neue PKW im Umfang von rund 200.000 Neuzulassungen zu weiteren nennenswerten Neuzulassungen durch das Umsteigen auf — steuerlich oder sonstwie — begünstigte Katalysator-PKW kommen, wäre das ' eine gewaltige Belastung unserer ohnehin chronisch defizitären Handelsbilanz. (100.000 PKW entsprechen einem Importwert von etwa 10 Milliarden Schilling!)

Sinnvoller erscheint mir daher, bei Neuzulassungen ab einem möglichst frühen Zeitpunkt das Vorhandensein eines Katalysators zwingend vorzuschreiben und auf alle anderen Ordnung spolitischen Eingriffe zu verzichten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung