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Widerstande gegen Reformplane
Die Aussichten auf eine Reform abzuschätzen ist ziemlich schwierig, da die einzelnen Gewerkschaften im TUC über Stimmblöcke verfügen, die wiederum je nach der Mehrheit innerhalb der Einzelgewerkschaft eingesetzt werden. Würde etwa morgen abgestimmt, dann hätte die Reform geringe Chancen. Aber in einem halben Jahr oder nächstes Jahr, nach einer fühlbaren Besserung der wirtschaftlichen Lage, könnte ohne weiteres eine Mehrheit für eine Reform zustande kommen, solange man die lohnpolitische Position der Gewerkschaften unangetastet läßt. Denn auch die Gewerkschaften sind über die zahlreichen Streiks nicht gerade glücklich, zumal die meisten sogenannte „wilde Streiks“ sind. Nicht ohne Berechtigung weisen Gewerkschaftsvertreter allerdings hin, daß diese wilden Streiks oft die Folge von schlechtem Magement, von schlechten „labour relations“ sind. Zweifelsohne sollte eine Reform der Gewerkschaften künftig die Betriebsführung erleichtern und den Lohnauftrieb dämpfen und sich der Produktivitätsentwicklung anpassen. Offen bleibt freilich die Frage, in welcher Weise der (emotionelle) Widerstand einiger Gewerkschaften gegen technische und organisatorische Neuerungen beseitigt werden kann. Als Beispiel kann dafür die Eisenbahnergewerkschaft dienen, die die Einführung des kostensparenden Containerverkehrs zwischen den verschiedenen Häfen verhindern will. Neben einer Änderung der institutionellen Zustände sollte, so regt man an, der einzelne Funktionär aufgeklärt und der Führungsnachwuchs produktivitätsbewußt erzogen werden.
Eine solche Aktion könnte doch wohl nur dann erfolgreich sein, wenn die Gewerkschaften klassenkämpferische Ziele aufgäben. Weder auf Seiten der Gewerkschaften noch auf Seite der Unternehmer lassen sich derzeit Anzeichen dafür erkennen. Deshalb wird es noch lange dauern und ein dornenvoller Weg zurückzulegen sein, bis die Gewerkschaften in die moderne Gesellschaft integriert sind. Das Kabinett Wilson kann bloß die ersten Gehversuche veranstalten.
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