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Ohne Aufsehen

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Als vor einigen Wochen der Pilot des guatemaltekischen Präsidenten Vinicio Cerezo erschossen wurde, war das in großen Zeitungen nur eine kleine Meldung.

Noch kein Jahr ist der 44jährige Christdemokrat im Amt, aber er wird bereits mit massiven Vorwürfen konfrontiert: 325 Menschen seien während seiner Amtszeit aus politischen Gründen ermordet, 78 verschleppt worden. Die Menschenrechtskommission Guatemalas mit dem Sitz in Mexiko wirft dem Präsidenten Untätigkeit ge-genü ber Menschenrechtsver-letzungen vor.

Cerezo ist sicher über den Verdacht erhaben, die Gewalt in seinem Land nicht eindämmen zu wollen. Die Vorgänge in Guatemala zeigen nur, wie schwierig es in Lateinamerika für die gemäßigten politischen Kräfte ist: Cerezo wird nicht nur von der linken Guerilla bekämpft, sondern die rechten Militärs halten ihn selbst für einen Linken. Er hat zwar eine Militärregierung abgelöst, aber die Militärs haben nach wie vor bestimmte Kontrollrechte, und die Strukturen der dominierenden Oligarchie aus Militär, Wirtschaft und Großgrundbesitz sind intakt geblieben.

Guatemala liegt abseits des Informationsstromes. Das Interesse an diesem mittelamerikanischen Staat ist gering — im Gegensatz zum Interesse an Nicaragua oder El Salvador.

Ein ausgewiesener Priester in Nicaragua sorgt für mehr Aufregung in der öffentlichen Meinung der westlichen Welt, als 100 Tote in Guatemala — besonders wenn es sich „nur“ um Studenten oder Gewerkschafter handelt.

Denn das haben die Killerkommandos der Rechten indes gelernt: Der Terror richtet sich nicht mehr gegen exponierte Persönlichkeiten, sondern er wütet unter jenen, deren Tod kein Aufsehen erregt.

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