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Teufelskreis der Gewalt

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Terror und Gewalt machen auch vor Kirchen nicht halt - jedenfalls in einigen Staaten in Mittelamerika nicht. Nach der Ermordung des Erzbischofs von San Salvador, Oscar Romero, könnte ganz El Salvador in Flammen aufgehen. Und das Beispiel der Revolution, von Nicaragua bereits vorexerziert, könnte außer in El Salvador auch in anderen Staaten dieses Raumes Schule machen: in Giatemala und Honduras.

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Terror und Gewalt machen auch vor Kirchen nicht halt - jedenfalls in einigen Staaten in Mittelamerika nicht. Nach der Ermordung des Erzbischofs von San Salvador, Oscar Romero, könnte ganz El Salvador in Flammen aufgehen. Und das Beispiel der Revolution, von Nicaragua bereits vorexerziert, könnte außer in El Salvador auch in anderen Staaten dieses Raumes Schule machen: in Giatemala und Honduras.

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„Christ sein ist gesetzwidrig in unserem Land . . . Wenn Christus nach El Salvador käme, er würde von neuem gekreuzigt . . ." Solche Worte im „Land des Erlösers" (El Salvador) offen auszusprechen, kommt einem selbstunterschriebenen Todesurteil gleich.

Derjenige, der es dennoch tat, der Jesuit Rutilio Grande, starb auch knapp einen Monat später, am 12. 3.1977, tatsächlich: Auf dem Weg in sein Dorf wurde auf ihn und seine Begleiter aus Maschinenpistolen das Feuer eröffnet. Rutilio und zwei Campesinos (Landarbeiter) verbluteten . . .

Der Mord an dem Jesuitenpater Rutilio Grande, der sich für die Armen und Unterdrückten eingesetzt hatte - und zwar im Sinne des Evangeliums, nicht irgendeiner politischen Gesinnung, blieb nicht ohne Folgen. Bestürzt von diesem Ereignis, wandte sich der kurz zuvor ernannte neue Erzbischof von San Salvador nun auch immer mehr den Problemen der Ausgebeuteten seines Landes zu. Sein Name: Oscar Arnulfo Romero.

Drei Jahre lang konnte Erzbischof Romero sich für die Rechte der Armen in seinem Land einsetzen, dann brachten professionelle Killer den schärfsten Kritiker der sozialen und politischen Zustände in El Salvador ebenfalls zum Schweigen: Während einer Messe am 24. 3. traf ihn die Kugel eines Scharfschützen mitten ins Herz.

Erzbischof Romeros Ermordung ist gewissermaßen die logische Folge der Zustände in einem Land, in dem jedes öffentliche Eintreten für die Rechte der Armen und Ausgebeuteten als „subversive Aktion" gilt, jeder der das tut sofort als „Agitator" und „Kommunist" hingestellt wird.

Wem immer aber solch ein Stempel aufgedrückt wird, der ist zum Freiwild der halblegalen ultrarechten Terrorgruppen erklärt, bei denen Morde und Folterungen zum täglichen politischen Geschäft gehören. Das ist in El Salvador nicht anders als im Nachbarstaat Guatemala.

Morales Ehrlich, Generalsekretär der Christdemokratischen Partei El Salvadors, beschrieb die Spirale des Terrors in seinem Land vor kurzem:

„El Salvador befindet sich in einem Teufelskreis der Gewalt. Da ist in erster Linie die Gewaltherrschaft der Regierung, die mit Morden und Entführungen das Volk terrorisiert, um sich an der Macht zu halten. Dies wiederum erzeugt die Gegengewalt der Linken, die einerseits erzürnt auf die Untaten reagieren, anderseits die Regierung stürzen wollen. Es entsteht dadurch ein Klima der Instabilität, das zu Kapitalflucht, Betriebsschließungen, erhöhter Arbeitslosigkeit und zu sozialen Unruhen führt, die die Regierung wiederum mit verstärkter Repression zu unterdrücken versucht."

Ein Teufelskreis, aus dem es anscheinend kein Entkommen gibt: Seit Anfang dieses Jahres haben die sozialen Unruhen in Zentralamerika über 1000 Opfer gefordert, über 600 Menschen sind im Jänner und Februar allein in El Salvador durch politische Gewalttaten umgekommen.

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