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„Primas" der FURCHE

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Man sieht dem Propst des Stiftes Klosterneuburg, dem Generalabt der österreichischen Kongregation der regulierten lateranen-sischen Chorherren vom Orden des hl. Augustinus, Gebhard Ferdinand Koberger, die 75 Lebensjahre nicht an.

Begegnet man seiner markanten Persönlichkeit, so strahlt einem ein ebenso freundlich-zuversichtliches, wie klug-tatkräftiges Gesicht entgegen. Wird aus der Begegnung ein Gespräch, oder gar konkrete Zusammenarbeit, sieht man sich alsbald angesteckt von der inneren Gelassenheit des Priesters und Ordensmannes.

Es ist jene Gelassenheit, die tief in der Glaubensgewißheit verwurzelt, einen nicht die Hände in den Schoß legen läßt, sondern zum Tun und Hoffen drängt.

Es ist unmöglich, mit diesen Zeilen die Fülle seines Priesterlebens nachzuzeichnen. Der am Heiligen Abend 1909 in Döbling geborene Wiener wird nach Einkleidung und feierlicher Profeß am 30. 6. 1935 zum Priester geweiht. Nach seinem ersten Seelsorgerwirken in Floridsdorf findet Gebhard Koberger schon 1938 als Novizenmeister des Stiftes und als Sekretär des Propstes ein verantwortungsschweres Arbeitsfeld in der Ordensgemeinschaft.

Als Kanzleidirektor muß er das harte Los der Vertreibung der Chorherren zwischen 1941 und 1945 aus dem altehrwürdigen Stift bewältigen. In medio tribulatio-nis!

Doch das Jahr 1945 bringt auch

für Klosterneuburg wiederum „Auferstehung" und Erneuerung. Sein Anteil an dieser Renovatio ist groß.

Der Kanzleidirektor, der Sekretär des Propstes und des Kapitels wird 1953 selbst zum Propst und — schon ein Jahr später - zum Generalabt der österreichischen Augustiner Chorherren gewählt. Und

wieder muß von der überzeugenden, tatkräftigen Persönlichkeit des Ordensmannes die Rede sein, wenn hier nur ausschnitthaft sein weiteres Wirken im Weinberg des Herrn aufgezählt werden kann: als Vorsitzender der Superioren-konferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, als Erzbischöflicher Kommissär der Caritas, als Konzilsvater des II. Vatikanischen Konzils, als Abtprimas der Augustiner-Chorherren-Konföderation und seit 1976 als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Verlagsgesellschaft der FURCHE.

Die zahllosen Freunde der FURCHE, Redaktion und Mitarbeiter, Beiräte und Gesellschafter, haben besonderen Grund, an diesem Heiligen Abend des Jahres 1984 Verehrung und Dankbarkeit dem großen Freund und Förderer, dem Mentor, dem „Primas" ihres publizistischen Wirkens auszusprechen.

Als im April 1976 es um Sein

oder Nichtsein der FURCHE ging, war Gebhard Koberger der Sprecher unserer Arbeitsgruppe, die sich die Erhaltung dieses Blattes zur Aufgabe gesetzt hatte. Gebhard Koberger war es, der auch das entscheidende Gespräch mit den österreichischen Bischöfen am 30. Juni in Salzburg initiierte. Er gab uns den Mut und die Tatkraft zur Erhaltung dieser für Österreichs Kirche und das Zeitgespräch, wie in den letzten Jahren immer wieder bestätigt wurde, unverzichtbaren Zeitung.

In seinem Testament vom 30. Mai 1959 schrieb der Begründer der FURCHE, Friedrich Funder: „Die FURCHE möge einer furchtlosen Sämannsarbeit gewidmet sein." Und weiter: „Die FURCHE soll ihre Aufgabe darin erblicken, ein hohes geistiges Forum zu sein, auf dem Wahrheit und christliche Weisheit auch innerhalb weltlicher Dinge so vorgetragen werden, daß sie auch von dem Andersdenkenden ohne Widerwillen aufgenommen werden und ihn durch innere Würde gewinnen."

In den großen Auseinandersetzungen und Krisen, die unsere Welt von heute bewegen, hat die FURCHE ihre unverwechselbare • Stimme zu erheben. Diesem Anspruch gerecht zu werden, soll unser Bemühen sein. Daß wir es aber immer wieder versuchen können und dürfen, verdanken wir dem Propst von Klosterneuburg, unserem Freund Gebhard Koberger, dem dieser Geburtstags-Salut gilt. Gott möge es ihm lohnen. Ad multos annos!

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