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Provinziell

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In einer Zeit, in der das Interesse der gebildeten Öffentlichkeit an der Philosophie eher nachgelassen hat, könnte Wilhelm Wei- schedels Werk „Der Gott der Philosophen” dazu beitragen, dieses Interesse wieder zu wecken. Prof. Weischedel (1905-1975) bezeich net die Gottesfrage richtigerweise als „die zentrale Problematik der Philosophie von Thaies bis zu Nietzsche und Heidegger”.

Der erste Band umfaßt einen historisch-kritischen Überblick der philosophischen Theologie von der Antike bis zu Martin Heidegger, im zweiten Band befinden sich die kritischen Anmerkungen des Verfassers zur’ zeitgenössischen Diskussion über das Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie.

Es gibt viele Dinge, die an diesem Werk zu loben sind: etwa daß der Autor das Problem der beiderseitigen Anspruchnahme von göttlicher Offenbarung und Vernunft auf die Glaubwürdigkeit der Philosophischen Theologie im Griff hat und auf die möglichen Widersprüche in dieser Auseinandersetzung hinweist; daß er das Schaffen so schwer verständlicher Denker wie Schelling und Heidegger einfach darstellen kann.

Dennoch muß vor einem durchgehenden Fehler gewarnt werden, den Prof. Weischedel mit vielen deutschen Philosophen und Theologen protestantischer Herkunft gemein hat: einen erstaunlichen Provinzialismus!

In diesem Buch, daß die Philosophische Theologie behandeln soll, findet man nämlich Denker wie William James, Bertrand Russel, Jean Paul Sartre, Henry Bergson oder Martin Buber genausowenig erwähnt, wie anglikanische, schottische oder neo- thomistische Philosophen, die diese Fragen bis ins kleinste Detail behandelt haben. Die geistige Welt ist noch weiter und breiter als dies vom höchsten Turm einer deutschen Universität aus erscheinen mag.

DER GOTT DER PHILOSOPHEN, Grundlegung einer philosophischen Theologie im Zeitalter des Nihilismus. Von Wilhelm Weischedel, dtv Wissenschaft, München 1979, 793 Seiten, zwei Bände, öS 154,50.

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