6875078-1978_40_31.jpg
Digital In Arbeit

Publikumsbedürftiis: Mehr eigene Umwelt

Werbung
Werbung
Werbung

Die Erfüllung des im Rundfunkgesetz für den ORF festgelegten föderativen Progammauftrags liegt in erster Linie bei den neun Landesstudios, deren Selbständigkeit und Funktionsfähigkeit bereits im Rundfunkgesetz 1966 verankert worden ist. Während im Hörfunk die Kompetenzen der Landesstudios gesetzlich klar geregelt sind, ist dies im Fernsehbereich nicht mit der gleichen Eindeutigkeit der Fall.

So enthält das Gesetz für die unabhängigen Fersehintendanten die Verpflichtung, „die Interessen der Länder“ zu berücksichtigen. Gleichzeitig wird festgehalten, daß die Fernsehprogramme unter Mitwirkung aller Studios zu entstehen haben. Weiters ist festgelegt, daß die Landesintendanten für alle in ihrem Bereich zu gestaltenden Fernsehprogramme verantwortlich sind, ebenso findet sich der Satz im Gesetz, daß die Beiträge aus dem jeweiligen Bundesland von den Landesintendanten festgelegt werden. Diesen Bestimmungen im Gesetz steht klar gegenüber, daß für die Ausstrahlung der Fernsehprogramme 1 und 2 ausschließlich die Fernsehintendanten verantwortlich sind. Um diese Bestimmungen in Einklang zu bringen, wurden in den vom Kuratorium beschlossenen Allgemeinen Pro-grammrichtlinien für die Zusammenarbeit zwischen Fernsehintendanzen und Landesstudios detailliertere Arbeitsrichtlinien festgelegt

Mit dem Konzept der Regionalisie-rung des Fernsehens wurde eine Neuorientierung vollzogen. Sie bedeutet im Kern vermehrtes Einbringen der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeit der Bundesländer in beide Fernsehprogramme. Das Konzept sieht vor:

• Von 1977 bis 1980 etappenweise technische Ausrüstung der Landesstudios mit elektronischen Kamerasystemen, Adaption von Richtfunkstrecken, Zubau eines Fernsehstudios bei jedem Landesstudio.

• Verstärkte Einbringung von Programminhalten aus den Bundesländern in beide Fernsehprogramme, Entwicklung neuer Programmformen mit Schwerpunkt in FS 2.

• Trennung der Sender nach Bundesländergrenzen.

Das Landesstudio Oberösterreich

verfügt seit Mä$z über eine elektronische Kameraeinheit (Ikegami) und die entsprechenden Bearbeitungsgeräte. Im April begannen im Studio Oberösterreich als erstem Landesstudio die Ausbauarbeiten für den Fernsehzubau. Das Studio wird voraussichtlich im Februar betriebsfertig sein.

Im Programmangebot haben sich die Beiträge aus den Landesstudios seit 1974 wesentlich gesteigert:

Die Hauptsendung der Landesstudios im Fernsehen ist das „Österreich-Bild“. Es ist 1974 in die redaktionelle Verantwortung der Landesstudios übergegangen, doch ist bei dieser Sendung eine straffe Koordination notwendig. Das „Österreich-Bild“ hat etwa 2 Millionen Zuseher und zählt (Indexbewertung 4,6) zu den beliebtesten Sendungen. Ober-österreich liegt im „Österreich-Bild“ (neben dem Wiener Bereich) an der Spitze, in den letzten drei Jahren wurden insgesamt etwa 450 Filmber richte gesendet.

Die zweite Hauptsendung in der Verantwortung der Landesstudios ist das „Österreich-Bild am Sonntag“. Es hatte im April 1975 mit einem Beitrag vom Landesstudio Oberösterreich über die Frage der Pendler Premiere.

Weitere ständige Sendereihen im Fernsehen sind die Volkstumssen-dungen „Sing mit“ und „Spiel mit“, alternierend aus den Landesstudios.

Im Mai 1977 hatte, ebenfalls in Linz, die neue, mit der Elektronikkamera produzierte Fernsehreihe „ö 9“ Premiere. Sie sollte im Bereich der Landesstudios für die Mitarbeiter, die bisher vorwiegend für den Hörfunk gearbeitet hatten, eine Fernseh-Lernphase einleiten.

Ebenfalls eine neue Sendereihe aus den Landesstudios, mit den neuen elektronischen Geräten produziert, ist die Sendung „Club Regional“ am Samstag in FS 2 um 17.00 Uhr. Oberösterreich hat sich in der ersten Folge im Mai mit dem Thema Vereine und der Auswirkung der Vereinstätigkeit auf Gesellschaft und Familie befaßt. Die Reihe „Club Regional“ wird im Herbst 1978 fortgesetzt.

In FS 1 gibt es noch eine Reihe von Einzelinitiativen, so den Bundesländerwettbewerb für Fernsehstücke -aus Oberösterreich wurde ein Stück

des Autors Friedrich Zauner, „Job für Kutschera“, sowie im vergangenen Jahr von Franz Xaver Hofer „Sprachgestört“ produziert. Für 1978 befinden sich ebenfalls zwei Stücke von oberösterreichischen Autoren in Produktion.

Die Bemühungen um weitere Theaterübertragungen aus den Bundesländern werden fortgesetzt: Aus Oberösterreich wurde zuletzt die Oper von Helmut Eder „Der Aufstand“ aufgezeichnet und gesendet.

Außerdem wird eine Reihe von Dokumentationen in Zusammenarbeit mit dem Landesstudio Oberösterreich auf dessen Vorschlag produziert. Aus Oberösterreich zu erwähnen: Dokumentationen über Kremsmünster, über Alfred Kubin („Im Schattenreich der Dämmerung“), eine Stundendokumentation über Plastik in Österreich „Am Beispiel des Forum Metall“.

Auch in den Informationssendungen in ZIB 1 und ZIB 2 haben sich die Anteile der Landesstudios ausgeweitet.

Die Einbeziehung der Landesstudios in die Fernsehproduktion wird in den nächsten Jahren konsequent fortzuführen sein. Wenn sich auf der einen Seite das Progammangebot für das österreichische Fernsehpublikum durch die Heranführung von Fremdprogrammeo, insbesondere aus der Bundesrepublik ausweitet, wird man auf derahderen Seite nicht das Bedürfnis des Publikums übersehen dürfen, mehr über sich und seine eigene Umwelt zu erfahren. Das bedeutet die Forderung, daß die eigene Region, die politische, gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt der eigenen Umwelt im Fernsehen zum Ausdruck gebracht werden muß. Die Partizipation des Publikums am Medium, die Bürgernähe des Fernsehens, muß in besonderer Weise im regionalen Bereich Berücksichtigung finden. Hier muß das Fernsehen die Funktion der kulturellen Animation erfüllen. Es muß Dinge in Bewegung bringen.

(Der Autor ist Intendant des ORF-Landesstudios Oberösterreich.)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung