Hohenzollernstreit: Der Prinz braucht Geld

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Es ist schon bitter, wenn die Vorfahren steinreich waren und man trotzdem nichts erbt. Kolumnistin Brigitte Quint über einen Prinzen, der seine Ahnen in ein historisch besseres Licht rücken will.

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Es ist schon bitter, wenn die Vorfahren steinreich waren und man trotzdem nichts erbt. Kolumnistin Brigitte Quint über einen Prinzen, der seine Ahnen in ein historisch besseres Licht rücken will.

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Da gibt es diesen Nachfahren von Wilhelm II., Georg Friedrich Prinz von Preußen. Er ist der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers – und offenbar knapp bei Kasse. Damit das nicht so bleibt, will er seine Finanzen mit den ehemaligen Anwesen, Gemälden und Juwelen seines Ururopas aufpolieren. Offenbar steht er auch kurz vor der Delogierung. Er hat vor, mit Sack und Pack ins Schloss Cecilienhof einzuziehen.

Dumm nur, dass der Prinz kein rechtmäßiger Erbe dieser Besitztümer ist. Sie gehören Bund, Ländern und den Niederlanden. Damit sich das ändert, hat der Adelsspross eine Anwaltsdelegation angeheuert; mit dem Ziel, die kaiserlichen Ahnen in ein historisch besseres Licht zu rücken. Denn nur der, der beweisen kann, dass seine Urväter nicht mit den Nazis sympathisiert haben – oder noch besser, Opfer oder im Widerstand waren –, kriegt enteignetes Eigentum zurück.

Im Falle der Hohenzollern herrscht in Deutschland aber das Narrativ, dass es zwischen dem alten Herrschergeschlecht und den braunen Parvenus eine Art Schulterschluss gegeben hat. Das zu widerlegen dürfte schwierig werden.

Ich kann Prinz Georg verstehen. Irgendein Vorfahre von mir besaß einmal ein Zinshaus im Einzugsgebiet von München. Warum er es verkaufen musste, entzieht sich meiner Kenntnis. Man stelle sich vor, dieses Haus wäre noch in Familienbesitz. Die ganze Welt staunt über die Münchner Mietpreise. Ich wäre dann eine davon, die sie eintriebe. Von meiner Yacht aus. Während ich Schampus tränke und einen Gucci­-Badeanzug trüge. Dass ich Geschichtsbücher studieren würde, glaube ich nicht. Die würden mir nur die Laune verderben.

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Grüß Gott, Sie Flegel!" oder "Die armselige Tante".

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