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Salzburg er Schlagerexpreß?

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Wann macht Karajan endlich wieder etwas Neues, fragen sich alle. Das Salzburger Osterfestspielpublikum, das in Hinkunft für den teuersten Sitzplatz bereits 1800 Schilling hinblättern wird und (Plattenfirmen eingeschlossen) seit Jahren auf den neuen „Parsifal“ wartet. Aber vielleicht kommt er 1980 in der Wiener Staatsoper, wo Karajan auch im zweiten Jahr nur auf „Troubadour“-, „Figaro“- und „Boheme“-Wellen ritt und wo er 1979 nach der Ubersiedlung des jahrealten Salzburger „Don Carlos“ zu den Osterfestspielen diesen auch noch in Wien via TV verkauft. Oder bei den Sommerfestspielen, wo er 1919 wenigstens trAida“ neu herausbringen soll.

So gesehen, war Karajans Pfingstfestival heuer - nach seinem prächtigen Brucknerfestival - sicher das imponierendste Ereignis: Ein Gustav-Mahler-Zyklus, in dem man, Konzert für Konzert, aus sei-

ner Deutung von „Fünfter“, „Sechster“ und Lied von der Erde, sein Konzept nachprüfen konnte. Da störte auch nicht, daß er jede dieser Symphonien bereits mehrmals aufgeführt hat.

Der Erfolg dieses Pfingstfestivals müßte Karajan aber auch zu denken geben. Doch wofür entscheidet sich der Maestro für 1979? Mozart, Prokofieff, Bruckner, Debussy, Ravel ... von überall ein bißchen. Stücke, die kaum zueinander passen. Kunterbunt zur Abendstund'. Und da seine Konzertprogramme vorwiegend davon bestimmt werden, welche Stücke er gerade für Platten aufnimmt, kann man nur annehmen, daß er diesmal an einer Plattenkassette arbeitet, die „Classic Hits“ heißen wird. Ob aber dem Festspielpublikum, das an die 800 Schilling für 60 bis 70 Minuten Musik zahlt, diese Reise per klassischem Schlagerexpreß lieber sein wird? Ich zweifle.

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