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Verständigung — Verrat?

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In Beirut wagte der Chef einer israelischen Wochenzeitung, Ex-Abgeordneter Uri Avnerij, einen ungewöhnlichen Schritt. Er wählte im Osten von Beirut, eine Telefonnummer im Westen, bat PLO-Führer Arafat an den Apparat und verabredete sich zu einer mehrstündigen Begegnung.

Die Welt sah ohnmächtig dem Blutvergießen im Libanon zu, ohnmächtig wartet sie nun, ob es zu weiterem Blutvergießen im von der PLO besetzten Westen von Beirut kommt. Der Gang des Israeli zum eingekesselten Gegner — mutet dieser Schritt nicht so menschlich, so bejahenswert an wie die Demonstration Zehntausender Israeli am vergangenen Wochenende für „peace now”, für ,J?rieden — jetzt”?

Uri Avnerij wurde als Verräter beschimpft, seine Verhaftung gefordert. PLO-Gremien hatten unterdessen in einer Resolution jeden Kontakt mit zionistischen Organisationen, auch mit „peace now”, verboten.

Die Fanatiker auf beiden Seiten und jene, die mit dem Fanatismus ihre persönlichen Interessen verfolgen — sie sind es, an denen jede Friedensbewegung im Nahen Osten (und anderswo) scheitert. An ihnen, an ihrer Festung smentalität scheitert die Menschlichkeit — auf beiden Seiten.

Man kann in einem Gespräch Verrat üben. Der Verständigungsversuch an sich ist niemals Verrat.

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