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Wetten, daß. . .

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Finanzminister Salcher hat seine Wette, daß das Budgetdefizit 1982 unter 65 Milliarden Schilling bleiben werde,* verloren. Es wird, wie nun auch Salcher selbst einbekannte, jedenfalls_ über 70 Milliarden Schilling liegen.

Ich weiß nicht, ob Salcher für sein für 1983 budgetiertes Defizit von 73,8 Milliarden wieder Wetten entgegennimmt, man könnte sie aber beruhigt auch mit hohem Einsatz eingehen. Auch Sal-chers gutgesinnte Fachleute, die mit ihren Angaben keineswegs ein politisches Süppchen kochen wollen, sondern einen Ruf als Experten zu verlieren haben, sind sich sicher, daß das Brutto-defizit 1983 mindestens zwischen 90 und 95 Milliarden Schilling liegen wird.

Österreichs Steuerzahler haben also eine traurige Zukunft vor sich — und Herbert Salcher hat seine Zukunft als Finanzminister nach diesem Budget wahrscheinlich

schon hinter sich. Denn es ist, unabhängig vom Wahlausgang, nur schwer vorstellbar, daß nach einem zweiten ,J.rr-tum" in dieser Größenordnung ein drittes Budget des Schotten aus Tirol, und sei dieses dann nach geschlagenen Wahlen noch so seriös, auch nur ein Mindestmaß an Glaubwürdigkeit hätte.

Salcher, dem es gelang, mit Aufrichtigkeit, Konsensbereitschaft und harter Arbeit Anerkennung auch beim politischen Gegner und den Wirtschaftsverbänden zu finden, scheiterte weder an mangelnder Sachkenntnis noch an zuwenig guten Willen, sondern an der Unmöglichkeit, eine Budgetsanierung mit Mitteln durchzuführen, die die Programmatik seiner Partei, insbesondere aber die Wahlstrategie seines Parteichefs, zuläßt.

Im Grunde genommen ist daran ja auch sein Vorgänger Hannes Androsch gescheitert. Ohne dessen Ambitionen um eine Kurskorrektur hätte er das Hick-Hack um seine privaten Vermögensverhältnisse wahrscheinlich locker durchgestanden

(SPÖ-Spitzenpolitiker haben, wie man weiß, schon ganz andere Sachen durchgestanden!). Es ging, sicher nicht zufällig, exakt an dem Tag los, als Hannes Androsch erstmals von der Gefahr des Zusammenbruchs des Systems der sozialen Sicherheit sprach.

Ich sehe sogar gewisse Parallelen zum Scheitern der SPD-FDP-Koalition in der Bundesrepublik, wo selbst der Pragmatiker Helmut Schmidt dem verhängnisvollen Irrtum erlag, daß eine Budgetsanierung, als ,J)efla-tionismus" verteufelt, die Arbeitslosigkeit nur weiter erhöhen würde.

In Wirklichkeit nützt, das zeigt sich jetzt ja weltweit, auch eine mit immer höheren Budgetdefiziten künstlich geschaffene Kaufkraft nicht mehr, wenn es in der Wirtschaft nachhaltig an Vertrauen fehlt. Wetten, daß Salchers jüngstes Budget dieses Vertrauen nicht wiederherstellt?

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