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Leo Brod

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Gebürtiger Prager, glühender Lokalpatriot, der nie sein Leben anderswo beenden wollte, wurde er zweimal in die Welt gedrängt: einmal durch Hitler ins Britenreich, das zweite Mal durch Husak, der zur Rückkehr in normale Verhältnisse aufforderte, in die Bundesrepublik Deutschland. Dort kamen Leo Brod die Verhältnisse normaler vor als in Prag. Emigration? Nur die erste Emigration ist schwer, bei weiteren hat man sich bereits an den Zustand gewöhnt. Sie hat auch seelische Vorteile, man lernt neue Länder und Menschen kennen, Franz Kafka wäre — von Prag und seiner Familie losgerissen — an ihr vielleicht gesundet.

Leo Brod hat Kafka und seine Familie weniger gut gekannt als viele anderen Schriftsteller des Prager Kreises, als dessen jüngsten Ausläufer ihn Max Brod bezeichnet hat. Egon Erwin Kisch hat von Leousek behauptet, daß dieser der einzige sei, mit dem man sich über die Prager Judenstadt und ihre Typen unterhalten könne, Gustav Janouch, Franz Kafkas Eckermann, sagte voraus, daß er einmal die Legenden um die Prager Autoren Max Brod und Franz Kafka entmythologisieren werde.

Leo Brod hat auf denselben Schulbänken wie sie gesessen, die juridische Fakultät an der Deutschen Universität absolviert, einen Brotberuf in der Versicherung wie sie ausgeübt, dabei immer als Externer mit Prager Zeitungen gearbeitet, nach 1946 vieles auch in österreichischen, bundesdeutschen, Schweizer und angloamerikanischen Zeitungen veröffentlicht.

In den letzten Monaten hat der Westdeutsche Rundfunk in seiner „Stillen Stunde“ vielbeachtete Lebenserinnerungen und Golemstudien ausgestrahlt, der Bremer Rundfunk historische Miniaturen gesendet. Mit seinen Vorträgen über das jüdische Prag hat er in vielen Städten ein dankbares Publikum gefunden. Seine Humoresken und historischen Erzählungen würden einen schönen Sammelband füllen, aber urgierenden Freunden sagt er: „Warum soll ich mich anstrengen, andere zu unterhalten? Ich lese nicht meine alten Sachen wieder, dazu ist das Geschehen um mich zu interessant!“

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