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„Somalia braucht noch immer Hilfe"

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Der letzte US-Soldat hat Somalia verlassen. Was hat die große „Operation Hoffnung" wirklich gebracht?

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Der letzte US-Soldat hat Somalia verlassen. Was hat die große „Operation Hoffnung" wirklich gebracht?

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Was unter riesigem Medienspektakel vor rund 15 Monaten begonnen hatte, endete dieser Tage in einer fast peinlich-gedrückten Stimmung. Die letzten US-Soldaten haben Somalia verlassen, mit ihnen zogen auch die meisten europäischen Länder ihre UN-Truppen ab. Geblieben sind nur mehr 20.000 Blauhelme aus Afrika und Asien.

Die entsetzlichen Bilder von sterbenden Menschen, die einst die Welt schockierten, wurden abgelöst vom Shake-hands der einst verfeindeten und jetzt siegreich lächelnden Bürgerkriegsrivalen Farah Aidid und Ali Mahdi. Sie haben in Kenias Hauptstadt Nairobi überraschend eine Frie-densdeklaratioh unterzeichnet uÄd gelobten für die Zukunft die Achtung der Menschenrechte und der demokratischen Prinzipien.

War der ganze Einsatz also doch sinnvoll? So viele Zweifel waren aufgekommen angesichts anderer grausamer Bilder. So wrie die von toten, durch den Straßenstaub von Mogadischu gezerrten US-Soldaten. Oder die von einheimischen Opfern einer grotesk-sinnlosen Jagd auf Clanchef Ai-did.

Erzbischof Alois Wagner, Ständiger Beobachter des Heili-!;en Stuhls )ei den Organisationen und Dienst-FoToGüRER Stellen der

UNO in Rom, zieht allen widrigen Umständen zum Trotz ein positives Resümee. Es sei gelungen, meint Wagner gegenüber der FURCHE, die einfache Bevölkerung vor dem sicheren Hungertod zu retten, „Der Einsatz von Soldaten aus vielen Nationen zeigt ferner, daß es möglich ist, miteinander zu helfen. Auch auf die Gefahr hin, daß Soldaten im Einsatz sterben", sagt er. Dies alles seien Zeugnisse dafür, daß man sich für eine neue Gerechtigkeit einsetzen und Hilfsbedürftigen beistehen will. „Das ist ein neuer Weg in unserer Welt" ist der Erzbischof überzeugt. Dieser neue Weg dürfe nie aufgegeben werden, auch wenn er -wie im Fall Somalia - nur un-vollkomme Früchte bringe.

Was die Zukunft des Landes betrifft, zeigt er sich ebenfalls optimistisch. Das Chaos stehe mit der Rückkehr der

Clanchefs nicht unvermeid-hch bevor. „In Somaha gibt es genug im Westen ausgebildete Afrikaner mit Kenntnissen über politische Spielregeln. Die könnten - wenn sie wirklich den Friedenswillen haben - eine somalische Lösung der Probleme fmden'W

Wagner bestätigte auch Warnungen, wonach die nächste Dürrekatastrophe bevorstehe. Allerdings sei zur Verteilung von Hilfsgütern in der gegenwärtigen Situation kein militärischer Schutz mehr notwendig.

Wagner: „W^enn auch in Somalia fast keine Christen sind, hat die Kirche doch viele Programme für die Nothilfe laufen". Die Welt dürfe Somalia jedenfalls keinesfalls schon abhaken, sondern müsse dem Land weiter beistehen, wann immer es nötig sei (Interview Seite 5, Analyse Seite 10).

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