"Verpfusch es bloß nicht, Kumpel!"

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Bei seinem Parteitag-Auftritt wird Barack Obama wieder das tun, was er am besten kann: reden!

Barack Obama habe ihn nicht gefragt, mit welchem Vize er ins Finale um die US-Präsidentschaft ziehen soll, sagt Michael Haltzel bei den Politischen Gesprächen des Europäischen Forums Alpbach. Doch hätte Obama den Spezialisten für transatlantische Beziehungen von der amerikanischen Johns Hopkins Universität um Rat gebeten, Haltzel hätte ihm keinen Besseren als "Running Mate" nennen können als Senator Joseph R. Biden.

Haltzel war von 1994 bis 2005 im Beraterstab von Biden, und er überschlägt sich im Lob für seinen früheren Chef: "der am besten über Außenpolitik informierte US-Politiker" und "der am meisten eurozentrierte" und ein "exzellenter Wahlkämpfer" und ein "großer Kämpfer für Frauenrechte" und "mit seiner Herkunft aus der Arbeiterschicht weiß er, mit den Menschen zu reden …"

Wann er wo, zu welchem Publikum, wie reden muss, weiß auch Obama. Kein Zufall, dass er für die Hörfassungen seiner Bücher mehr Grammys (zwei) gewonnen hat als Jimmy Hendrix und Bob Marley (null) zusammen.

Obamas Rhetorik ist das Um und Auf seiner politischen Karriere, und wenn er es ins Weiße Haus schafft, dann vor allem, weil er ein mitreißender Redner ist - auch wenn er dabei oft nicht viel sagt! Es ist seine Rede bei der Vollversammlung der Demokraten 2004 gewesen, die ihn mit einem Schlag zum Polit-Superstar macht. Der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry engagiert damals den unbekannten Senator aus Illinois überraschend als Hauptredner - wohl um sich einen Ted Kennedy oder Bill Clinton zu ersparen und daneben zu verblassen. Doch auch neben einem Obama in Bestform fällt nicht mehr viel Licht auf den steifen Kerry.

Bei dieser Rede verwendet Obama zum ersten Mal sein Motto: "Hoffnung wagen" - übrigens der Titel einer Predigt seines (ehemaligen) geistlichen Begleiters Jeremiah Wright Jr. Auch bei seiner Parteitagsrede am Donnerstag in Denver wird dieser Aufruf nicht fehlen. So wie sein Plädoyer gegen die Unterscheidung in ein liberales und konservatives oder schwarzes und weißes Amerika, denn für Obama gibt es nur "die eine vereinte amerikanische Familie".

Obama wird nichts Neues mehr sagen, weil er alles, wofür er steht, schon gesagt hat - doch auch wenn er sich bloß noch wiederholt, es wird trotzdem wieder schön! Und seine Frau kann ihm auch nichts anderes, Besseres raten als 2004, bevor Barack Obama auf das Podium gestiegen ist: "Verpfusch es bloß nicht, Kumpel!"

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