Willkommen in schwierigen Zeiten

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Wie sieht die Lage in Polen in diesen stürmischen Tagen aus? Erstaunlich ruhig - erstaunlich nicht für uns, sondern für die westlichen und östlichen Beobachter, die gerade jetzt im Herbst nach Polen kommen. Die Gründe dafür sind sehr komplex: "Unsere" Banken - auch wenn ihre Zentralen oft weit weg sind - sind in der Kreditpolitik sehr konservativ gewesen, die Zahl der "faulen" Kredite ist eher gering. Die Hauptsorge betrifft die Währung, in der die Kredite genommen wurden: meistens - wegen der damals niedrigen Zinsen - in Schweizer Franken statt in Zloty. Der Zloty ist nun schwächer geworden, was dem Export zwar sehr hilft, aber bewirkt, dass die jungen Familien höhere Kreditraten zu bezahlen haben. Das Hauptproblem für die Wirtschaft ist jetzt das allgemeine Misstrauen unter den Banken, die einander kein Geld leihen wollen und sich staatliche Garantien wünschen würden. Die Regierung bleibt aber vorsichtig und konzentriert sich auf die Garantie für Geldanlagen bis zu 50.000 Euro.

Die Börse geht natürlich nach unten wie überall. Die Lage Polens wird oft von ausländischen Investoren mit jener Ungarns und der Ukraine verglichen, obwohl unsere Situation viel besser ist (helfen würde hier vielleicht die eindeutige Deklaration pro Euro-Beitritt seitens der Regierung und der Opposition). Bis jetzt hat jedenfalls noch keine einzige Bank Probleme gemeldet.

Und was tun meine krisenfesten Landsleute in dieser Lage? In Island haben die polnischen Emigranten sofort ein "Familien-Krisenpaket" gekauft, was ich noch aus der Kindheit kenne: 10 Kilo Zucker + 10 Kilo Mehl + Graupen + Reis und ruhig die weitere Entwicklung abwarten. Das Ausbleiben dieser Reaktion ist für mich noch mehr Grund zum Optimismus als jeder mögliche optimistische Bankbericht. Wir haben schon so viele Krisen gesehen - auch diese wird vorbeigehen, was ich uns allen wünsche.

Die Autorin war von 2000 bis 2004 polnische Botschafterin in Österreich

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