Nina de Vries, in Potsdam lebende Holländerin, bietet für Menschen mit schwerer geistiger Behinderung erotische Berührungen an.Das kam ganz spontan", meint Nina de Vries, "ich habe gemerkt, dass mir das unheimlich Spaß macht." Im Jahr 1994 beginnt die Grafikerin und Künstlerin, erotische Massagen anzubieten. Vorher hat sie eine Therapie- sowie eine Massageausbildung absolviert und anschließend als Erzieherin in einem Rehabilitationszentrum gearbeitet. "Da konnte ich meine Scheu vor Menschen mit Behinderungen abbauen."Nina de Vries' Massagekünste sprechen sich herum. Mit der Zeit kommen
In ihrem Buch "Kein Zeuge darf überleben. Der Genozid in Ruanda" hat die US-amerikanische Historikerin und Menschenrechtsaktivistin alison des forges eine minutiöse Chronik des Völkermords 1994 gezeichnet; kürzlich wurde sie in Wien dafür mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch 2003 geehrt. Die furche sprach mit ihr über die blutigen Ereignisse von vor zehn Jahren.Die Furche: In der internationalen Presse hat man den Völkermord in Ruanda häufig als blutige Eruption einer alten Feindschaft zwischen den Tutsi, die lange Zeit die staatliche Elite gebildet hatten, und den Hutu
Neun Jahre nach dem Genozid ist die Bevölkerung Ruandas aufgerufen, sich an der Suche nach den Schuldigen zu beteiligen. Vor tausenden Dorfgerichten sollen sich Täter und Angehörige der Opfer aussöhnen.Es ist keine normale Beerdigung, die in Nyamata, 40 Kilometer südlich von Ruandas Hauptstadt Kigali, stattfindet. 200 Trauergäste haben sich in der schlichten katholischen Kirche versammelt. Vor dem Altar steht ein Sarg, in dem sich die Überreste von zwei Männern, einer Frau und drei Kindern befinden. Die sechs gehörten dem Volk der Tutsi an und wurden im April 1994 umgebracht, von den
Die Wertestudie 2000 attestiert den Österreichern eine zunehmend positive Einstellung zur Solidarität - aber eher in der Theorie als in der Praxis.Im Rahmen der Gespräche über "Wirtschaft und Ethik" beim diesjährigen Forum Alpbach präsentierte Univ.-Prof. Paul Zulehner die Ergebnisse einer Studie zur Solidarität in Österreich. Die Österreicher denken zwar solidarischer als 1994, handeln aber weniger solidarisch. Offensichtlich seien die Menschen mit ihrem eigenen Vorankommen so beschäftigt, dass sie immer weniger Energie übrig haben, so Zulehners Kommentar.Auch wünschten sich die
Ethisches Verhalten darf in der Wirtschaft nicht zum Konkurrenz-Nachteil werden. Ein Gespräch mit dem Präsidenten der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl.Solidarität sei für Österreichs Wirtschaft kein bloßes Schlagwort, stellte Christoph Leitl mit Bezug auf die Solidaritätsstudie fest und illustriert das an drei Beispielen:Bei der Hotline, die die Wirtschaftskammer angesichts der Hochwasserkatastrophe eingerichtet hatte, seien ein Drittel der Anrufe Hilfsangebote gewesen. Die Unternehmer würden nicht nachfragen, wie ihnen geholfen werden kann, sondern wie sie helfen können.Auch bei
Dieser Frage ging eine Diskussionsrunde heuer in Alpbach nach. Die Chefs internationaler Konzerne stellten sich der Kritik von Globalisierungsgegnern. Rückblick auf eine spannende Debatte.Geld regiert die Welt" - ein Indiz dafür, dass diese alte Volksweisheit nach wie vor gültig ist, sieht Klaus Werner, Autor von "Schwarzbuch Markenfirmen", in den Statistiken des Washingtoner "Institute for Policy Studies". Danach befinden sich unter den 100 größten Wirtschaftsmächten der Welt mehr transnationale Unternehmen als souveräne Staaten. Die Regierungen der Staaten seien demokratisch
Die Globalisierung wird derzeit überwiegend den wirtschaftlichen Akteuren überlassen. Für eine weltweite Umsetzung des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft plädiert Investkredit-Generaldirektor Wilfried Stadler.
Coca-Cola Manager Steve Leroy über die Kraft der Marke, die Gefahr kultureller Nivellierungund die soziale Verantwortung von Unternehmen. Ein Gespräch.Ethisches Verhalten zahlt sich aus, so die Überzeugung von Steve Leroy, dem Kommunikationschef von Coca-Cola in Zentraleuropa, Eurasien und dem Mittleren Osten. Er war bei den von der Wirtschaftskammer Österreich initiierten Gesprächen über Wirtschaft und Ethik beim Forum Alpbach zu Gast. Ethik rechne sich, weil sie der einzige Weg sei, auf Dauer eine erfolgreiche Marke aufzubauen, so Leroy. Der Wert einer Marke bemisst sich nach ihrem
Die Parteiendemokratie wird zur Mediendemokratie, warnt der Politologe Thomas Meyer. Hohe Aufmerksamkeitswerte werden zum Maß aller Dinge, die Inszenierung verdrängt politische Inhalte. Ein Gespräch über die Kolonisierung der Politik durch die Medien.die furche: "Mediokratie" kann man als Herrschaft der Medien lesen. Sehen Sie dahinter eine Strategie der Medien, die Politik zu entmachten?thomas meyer: Politik und Medien beeinflussen sich wechselseitig. Die Medien folgen den Regeln, die maximale Aufmerksamkeit garantieren. Politik sollte den Regeln folgen, die einer demokratischen,
Zeit, Ruhe, Muße sind der wahre, größte Luxus unserer Zeit. DIE FURCHE sprach mit dem Münchner Zeitforscher Karlheinz A. Geißler.die furche: Laut einer Life-Style Studie von Fessel+GfK leiden mehr als die Hälfte der Österreicher unter Zeitstress, sie haben "zu wenig Zeit". Was empfehlen Sie als Gegenmittel?Geissler: Man hat natürlich nicht zu wenig Zeit, sondern zu viel zu tun. Das ist etwas ganz anderes. Aber wir sagen, wir haben zu wenig Zeit, um das viele, das wir tun müssen, glauben tun zu müssen oder tun wollen, erledigen zu können. Wir sagen daher, wir haben zu wenig Zeit,
Die religiöse Wahnidee von der Reinheit der Rasse ist - keine sechzig Jahre nach dem Untergang des Dritten Reiches - wieder politisch mächtig. In Indien.Weiße Hemden, Khaki-Shorts, den rechten Arm vor der Brust angewinkelt, Handfläche nach unten. Nur das Ausstrecken des Armes fehlt noch zum Hitlergruß. Der Vergleich ist nicht ganz abwegig, denn das, was das gute Dutzend Männer jeden Morgen um sechs Uhr im Stadtpark der nordindischen Stadt Benares zusammenführt, ist eine totalitäre, rechte Ideologie.Die Männer sind Mitglieder des hinduistischen Raschtria Swayam Sewak Sangh, des
In den russischen Meisterwerkstätten östlich von Moskau kommen Liebhaber der Miniaturmalerei voll auf ihre Kosten.Rosa Ferkel quieken aufgeregt in zwei grob gezimmerten Holzkäfigen. Daneben sitzen zwei Babuschkas, tratschen ein wenig und warten auf Käufer, die sich heute gar nicht recht einstellen mögen. In der Mitte des staubigen Dorfplatzes steht ein ausrangierter Linienbus der Weimarer Verkehrsbetriebe, Marke Ikarus. Kleine Birken ragen aus dem Dachgebälk der halbverfallenen Kirche.Auf den ersten Blick sind damit sämtliche Sehenswürdigkeiten des kleinen Örtchens Mstjora erschöpft.
Mehr als drei Millionen Afghanen sind nach Pakistan geflohen, wo sie teilweise in miserable Notcamps gepfercht werden, wo sie ums nackte Überleben kämpfen müssen. Im Land selbst hat sich die Lage verschärft. Rund 40 Prozent der pakistanischen Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.Das reicht gerade für zehn Tage, dabei ist es die Ration für einen ganzen Monat!" 40 Kilogramm Mehl, vier Kilogramm Linsen und zwei Liter Öl hat Mohammad Shafiz in den Schubkarren geladen, um es in sein Lehmhaus zu fahren, wo seine Frau und zwei Kinder auf ihn warten. "Die Menge ist nie genug. Außerdem
Die Fischer des Titicacasees lieben es bunt. Lila, grün, weiß und rot sind die Segel ihrer kleinen Boote, die auf dem tiefblauen See vor sich hin dümpeln. Vor den weißen Gipfeln der Königskordillere wirkt diese Segelfarbenpracht wie für einen Hochglanz-Reiseprospekt gestellt.Leider sind wir nicht mit einem dieser gemütlichen Segelboote unterwegs, sondern mit einem kleinen, lauten Motorboot. Unterwegs von dem zwei Busstunden nördlich der bolivianischen Hauptstadt La Paz gelegenen Fischerdorf Huatajáta zu zwei kleinen Inseln im südlichen Teil des Titicacasees. Etwa eine Stunde tuckert
Wenn Geld nach Rüstungsindustrie, nach Pornografie, Alkohol oder Tabak riecht, dann macht Schwester Nicole, die Finanzverwalterin des Pariser Notre-Dame-Ordens, einen weiten Bogen darum. Jedes halbe Jahr lädt sie die Chefs großer Konzerne ein und bombardiert sie mit Fragen: "Wie viele Mitarbeiter haben Sie eingestellt? Wie steht es mit der Mitbestimmung, der Fortbildung, der Beschäftigung Behinderter ...?" Anhand eines Fragenkatalogs klopft sie die Unternehmen auf ihre ethischen Vorstellungen, vor allem auf ihr soziales Engagement hin ab und klassifiziert sie ähnlich wie die
Kaffee ist nach Erdöl die zweitwichtigste Handelsware der Welt. Doch
der Weltmarktpreis für die schwarzen Bohnen befindet sich seit
Jahrzehnten im Sinkflug und ist derzeit auf einem historischen
Tiefststand angelangt. Nur der Faire Handel bietet den kleinen
Kaffeeproduzenten noch Überlebenschancen. Die FURCHE hat
Handelspartner Österreichs in Guatemala besucht.
Sie zählen zu den weltweit gesuchten, hochbezahlten Experten - die
indischen Informationstechniker und Computeringenieure. Die furche
war in einem Ausbildungszentrum in Indiens Hauptstadt Delhi.
Eine Bäuerinnenbewegung in Bangladesch kämpft gegen die Vergiftung
der Felder und Nahrungsmittel ihres Landes durch chemische
Düngemittel.Die Frauen wollen wie früher wieder biologischen Landbau
betreiben.