Die Internationalen Neuberger Kulturtage, die in diesem Jahr zum sechsten Mal stattfanden, wurden zu einem Ereignis, dessen Qualität aufhorchen läßt und das jedem internationalen Vergleich standhält. Schon das vom ORF aufgezeichnete Eröffnungskonzert — das Martinu-Orchester Brünn unter der Leitung von Jan Stych mit den Solisten Andrjez Grabiez (Violine) und Thomas Riebl (Viola) brachte Werke vonMozart, Martinu, Britten und Haidmaier zur Aufführung — zeigte, daß auch ein weniger subventioniertes Festival durchaus imstande ist, bedeutende musikalische Zeichen zu setzen.Von den
Für ihre „Prospective concerts“ hatte die BBC ein Werk bei David Bedford bestellt. „For 100 Kazoos“ schien Pierre Boulez jedoch allzu abwegig und im letzten Moment wurde der Auftrag an Bernhard Rands (geb. 1935) erteilt, der sein für den Pianisten Roger Woodward geschriebenes Klavierkonzert gerade noch rechtzeitig beendete.„Mesalliance“ heißt das neue Werk und der Titel ist eine Beschreibung dessen, was dem Komponisten vorschwebte: Der Konflikt zwischen antagonistischen 'Elementen, dem Solisten und dem Orchester, liefert den dramatischen Inhalt und bestimmt Spannungskurven,
Wahliamalysen hin, Wahlanalysen her: mit der Bundespräsidentenwahl am vergangenen Sonntag ist der österreiichiische Wähler einmal mehr zum „unbekannten Wesen“ der Innenpolitik avanciert. Franz Jonas ging mit einem 263.000-Stimmen- Vorsprung vor Kurt Waldheim über die Hofburg-Ziellinie und stieg im Vergleich zum Jahr 1965 mehr als zwei Prozent im „Kurswert“.Waldheim hat zwar weniger Stimmen als der ÖVP-Kandidat Gorbach im Jahr 1965 erhalten, aber mehr als die Volkspartei bei den Natiomalrats- wahlen am 1. März 1970. Und das galt sonntags dm VP-Hauptquartier bereits als Erfolg —
Während heute gesellschaftliche Minderheiten ihre Zukunft in einer Untergrundtätigkeit suchen, um von dort aus den Zielvorstellungen zum Durchbruch zu verhelfen, ist ein großes katholisches Lager ungewollt in den „underground” versunken. Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) — jene Organisation, die nicht in der Katholischen Aktion integriert ist — führte in den letzten Jahren ein Kümmerdasein.
Am 8. Februar wurde er während eines „Sacher"-Mittagessens von Kreisky mit seiner Ernennung zum Minister überrascht — und Überraschungen blieben ihm seit diesem Tag nicht erspart: General und Verteidigungsminister Lütgendorf.
Am 17. Februar sind in Brüssel die Beamtenverliandlungen zwischen der Europäischen Wirtscdiaftsgemein-scäiaft und Österreich beendet worden („Furche", Nr. 9). Manche Kommentatoren sprecäien von gescheiterten Verhandlungen, Experten wollen es aber anders sehen: Außenminister Kirchschläger nimmt an, daß noch in der ersten Jahreshälfte 1972 das Interimsabkommen zwisdien der Gemeinschaft und Österreich unter Dach und Fach gebracht werden kann. Und bis 1974 dürfte es doch zu einer endgültigen Lösung kommen — wenn die Verhandlungen mit den übrigen Beitrittskandidaten, allen voran
Die Anschaffung schwedischer ASEA-Thyristorenlokomotiven durch die österreichischen Bundesbahnen tritt immer mehr in ein „schiefes Licht": Nicht nur, daß mit der Bestellung die österreichische Industrie vor den Kopf gestoßen wurde, wie „Die Furche" in ihrer letzten Nummer berichtete, haben auch Bundesbahnexperten schwere Bedenken gegen den „Schwedenimport".
Voraussichtlich am 24. April 1971 werden die Österreicher zur Wahl des Bundespräsidenten gerufen. Sollte die FPÖ — was sich erst im nächsten Frühjahr entscheidet — einen eigenen Kandidaten nominieren, dann kommt es, aller Wahrscheinlichkeit nach, zwei Wochen später zu einem zweiten Wahlgang, wenn nicht einer der Kandidaten die absolute Stimmenmehrheit erhält.
Die Unzufriedenheit mit dem Androsch-Budget organisierte sich rasch. Auf der einen Seite Naturwissenschaftler mit dem „Memorandum der 109“, parallel dazu die .Aktionsgemeinschaft“ von Professoren, Assistenten und Studenten, und auf der anderen Seite die Oppositionsparteien. Und der vergangene Freitag war nicht nur der 13. November, sondern im wahrsten Sinn des Wortes ein „Schwänzer Freitag“, denn von allen österreichischen Hochschulen wehten als Protest gegen das Androsch-Budget die schwarzen Fahnen. Am Rande sei vermerkt, daß solche Proteste in Österreich nicht neu sind, sondern
Was vor Monaten noch die Spatzen vom Dach des Ministeriums am Minoritenplatz pfiffen, ist heute schon fast wieder tabu: Kaum ein Jahr ist es her, daß eine Enquete zum Thema der Sexualaufklärung im Rahmen des Schulunterrichts — vom Unterrichtoninisterium, damals noch von Dr. Mock geleitet — zu dem Schluß führte, daß man die Sexualaufklärung der jungen und jüngsten Österreicher nicht der Straße und dem Zufall überlassen dürfe. Die „Antistorchkampagne“ war ab dem laufenden Schuljahr vorgesehen.Sicherlich sollte das Problem nicht überbewertet werden, leider aber stellt sich nun
Bereits in der Nacht auf den 2. März war es sicher, daß die Wahlrechtsreform in den nächsten Monaten eine ganz bedeutende Rolle in der österreichischen Innenpolitik spielen würde. Fast mit der gleichen Sicherheit konnte man in dieser Nacht voraussagen, daß man von der relativ sachlichen Ebene der Wahlrechtsreformdiskussion abgehen und zurückkehren würde zu der seit 1963 wegen irgendwelchen Geheimabkommen zwischen SPÖ und FPÖ gefürchteten Form der Anti-ÖVP-Wahlrechtsänderung.
„Es gibt gewisse Anzeichen, daß die Handelsbeziehungen mit den sozialistischen Ländern nicht mehr ausschließlich vom Standpunkt der beiderseits erzielten oder erzielbaren Gesamtergebnisse bestimmt sind“, sagte der Präsident der Bundeswirtschaftskammer Sallinger nach seiner Rückkehr vom jüngsten Moskau-Aufenthalt. Er umschrieb damit neue Aspekte im Osthandel und erklärte vieldeutig: „Der Außenhandel nimmt aus der Sicht unserer Nachbarländer nicht mehr die alleinige Funktion eines Instrumentes zur Erfüllung der jeweiligen nationalen Wirtschaftspläne ein.“Welche Funktion
„Defizite mit acht oder neun Milliarden sind doch ein Wahnsinn“, erklärte der jetzige Bundeskanzler Dr. Kreisky noch vor Jahresfrist Jetzt scheint Dr. Kreisky seine Meinung geändert zu haben: Mitte September verabschiedete der Ministerrat den Budgetentwurf 1971, bei dem das Defizit zwischen 9,5 und 10 Milliarden Schilling liegt.
Am 20. September endet die Begutachtungsfrist für die Novelle zum Angestelltengesetz, die Angestellten bei Selbstkündigung nach Erreichung des Pensionsalters und weiblichen Angestellten bei Geburt eines Kindes oder Heirat, wenn sie aus dem Dienstverhältnis ausscheiden, eine Abfertigung in Aussicht stellt. Der Gesetzentwurf soll gleich zu Beginn der Herbstarbeit im Nationalrat behandelt werden.
Improvisation und Gewurstl nennen Österreichs Kulturschaffende das, was von den anderen hierzulande Kulturpolitik genannt wird. Zwar wird viel von einer kulturellen Krise gesprochen, in die das einstmals kreative Alpen- und Donauvolk geschlittert ist, doch nennen die Kulturschaffenden diese Dinge selbst beim Namen, dann munkelt man in der Bevölkerung bald von „Kultur-raunzerei“.Nun, vielleicht ist das schon ein erster Punkt für eine kulturelle Krise in Österreich: Die Vorurteile und die Distanz zwischen dem Kulturträger und dem Konsumierenden. Es handelt sich dabei um ein
Während die Sexwelle in den Illu-' strierten langsam von Jahr zu Jahr stärker geworden ist, wird über Österreich schon in der allernächsten Zeit ein „Aufklärungssturm“ hinwegbrausen. Heute kann man davon zwar noch nicht sagen, ob gut oder schlecht — vorbereitet sollte man aber darauf sein.Nachdem bereits Beate Uhse im Rahmen eines Wien-Aufenthaltes Ende Juni nach bundesdeutschem Muster auch für Österreich ein Versandhaus „Für Liebesstunden, die man nicht vergißt“ angekündigt hat, wollen uns unsere nördlichen Nachbarn auch auf seriöse Art in Sachen „Geschlecht und
Die 20. Gehaltsgesetznovelle für die Lehrkräfte an den Pflicht- und allgemeinbildenden höheren Schulen hat dazu geführt, daß bei den Lehrern der Groschen gefallen ist. Das ist nicht nur sinnbildlich zu verstehen, nämlich derart, daß sie um ihre gesellschaftspolitische Bedeutung besser als früher Bescheid wissen und an diese finanzielle Forderungen knüpfen, sondern jetzt bereits durchaus konkret: Wenn nicht ein zusätzlicher Gehaltsgroschen monatlich in die Brieftasche des Lehrers fällt, dann ist ihm kein Preis zu hoch, sich diesen zu holen.Anlaß für diese an und für sich
Wie es falsch ist, aus einer Maus einen Elefanten zu machen, ebenso sollte man nicht Schwerpunkte schaffen, die keine Schwerpunkte sind. Nun scheint dieser bedauerliche Fall eingetreten zu sein: Die Frage der Errichtung eines Bundesministeriums für Wissenschaft und Kultur ist — auch wenn es so scheinen möchte — noch lange nicht zu Ende diskutiert.Vielleicht ist es ein österreichisches Schicksal, daß man zu sehr an Namen und Bezeichnungen hängt. Und deshalb soll die organische Einheit „Unterricht“ gespalten werden (siehe „Furche“ Nr. 20 vom 16. Mai 1970), um einem fragwürdigen
„Die Mitglieder der Bundesregierung werden dort, wo sich die Möglichkeit bietet, den Vertretern der jungen Generation unseres Landes ein hohes Maß an Mitbestimmungs- und Mitspracherecht einräumen“, stellte Bundeskanzler Dr. Kreisky als Erklärung seiner Aussprache mit Vertretern der österreichischen Jugend voran, zu der er am 27. Mai eingeladen hatte.Diese Aussprache hatte jedoch einen Schönheitsfehler, der gleich zu Beginn der Veranstaltung zutage kam: War in der ersten Ankündigung von einer „Aussprache“ die Rede, so deutete die kurz vorher ausgesandte Tagesordnung einen völlig
Das, was sich heute, — kurz vor dem Reformparteitag — als „Junge ÖVP“ präsentiert, ist zwar die Parteijugend, aber nicht die dynamische junge ÖVP. Läge die Zukunft der Volkspartei in der „jungen ÖVP“, dann hätte sie diese schon heute gegen die SPÖ verspielt, die mit ihrer SJ eine geschulte Nachwuchsgarde „Idee bei Fuß“ stehen hat. Die jeweiligen „Aufstandsversuche“ der ÖJB bleiben Strohfeuer.
Sein Vater hatte noch „zwa harbe Rappen“, denn er war ein Alt-Wiener Fiaker. Der Sohn jedoch zog als Missionar nach Indonesien, um das Wort Gottes zu predigen, und wurde einer der erfolgreichsten Pfadfinder Gottes. In seiner 45jährigen Mtssions-tätigkeit hat der heute 75jährige Pater Johannes Köberl von den Steyler Missionaren 30.000 Indonesier getauft. PaterKöberl wurde 1890 als zweites Kind — der erste Sohn — einer dreizehnköpfigen Familie geboren, niemand ahnte damals, daß er so „aus der Art schlagen werde“. Bald zeigte sich im Knaben der Ruf zum Priesteramt, der Vater