Das Loch im Käse bleibt

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Die Schweiz hat den Käse, wir die Löcher." So oder so ähnlich lauteten hierzulande viele Kommentare nach der hohen Zustimmung des eidgenössischen Wahlvolkes zu den bilateralen Verträgen mit der Europäischen Union. Ein wenig neidisch blicken jetzt viele über den Rhein. Dabeisein ohne Mitgliedsein und selbstverständlich ohne Sanktionen. Ja, die Schweizer haben es wieder einmal verstanden, lobhudeln die EU-Frustrierten.

Stimmt nicht! Der Test ist hier wie bei vielem anderen die einfache Frage: Was wäre, wenn es alle so machen würden? Wenn es alle so machen wie die Schweiz, dann ist Europa nämlich wieder dort, wo es vor mehr als 50 Jahren war. Dann gibt es keine Union. Dann gibt es nur klassische völkerrechtliche Verträge wie eh und je ohne eine multilaterale Rechtsvereinheitlichung. Und von diesem Nur-Nehmen-und-Geben wollten die Gründerväter der Union ja weg, hin zu einem Auch-Tragen-und-Mitgetragen-Werden.

Außerdem, es war kein leichtes Unterfangen, langer und zäher Verhandlungen hat es bedurft, um die sieben Abkommen zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Ergebnis zu führen. Niederlassungsfreiheit, Verzicht auf das Tonnage-Limit beim Lkw-Transit, Liberalisierung bei Ausschreibungen und im Flugverkehr, Handelserleichterungen bei landwirtschaftlichen Produkten, bessere Zusammenarbeit in der Forschung. In diesen Bereichen konnte eine Annäherung gefunden werden, und die rasche Aufnahme von Verhandlungen zu weiteren bilateralen Verträgen sei erwünscht, hieß es nach der Abstimmung von schweizerischen Politikern.

Dass dieser Weg der gemeinsamen Annäherung nicht für immer so weitergegangen werden kann, ist aber beiden Seiten bewusst. Die Europäische Kommission hat in einem Grundsatzpapier im Februar 1999 klar gemacht, die Schweiz könne nicht Schritt für Schritt sämtliche Vorteile des vor fast acht Jahren abgelehnten EWR an Land ziehen, von dessen institutionellen und finanziellen Verpflichtungen indessen verschont bleiben. Und auch der Missbrauch des schweizerischen Territoriums für den Schwarzhandel stösst der EU sauer auf. Denn anders als beim Käse, veredelt ein Loch in Europa keineswegs das Ganze.

E-Mail: w.machreich@styria.com

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