6709286-1964_13_07.jpg
Digital In Arbeit

Wenn zwei sich streiten...

Werbung
Werbung
Werbung

Man darf die Bedeutung von amerikanischen Vorwahlen im allgemeinen und die von New Hampshire im besonderen nicht überschätzen. Dieser Staat ist der Zahl der Delegierten zu den Parteikonventionen sowie der Vertreter im Wahlkollegium nach der unbedeutendste. Seine 650.000 Einwohner stellen 14 Delegierte zur Republikanischen Konvention und 20 zur Demokratischen. Die größere Zahl der letzteren erklärt sich daraus, daß die Demokratische Partei mehr Delegierte als die Republikanische aufstellt. Normalerweise stimmen nur etwa 70.000 Wähler demokratisch, und zirka 100.000 republikanisch.

Trotzdem buhlen die Kandidaten um die Gunst der Wähler mit vollen Geldtaschen. Goldwater gab Ausgaben von mehr als 75.000 Dollar, Rockefeller von mehr als 64.000 an. Jedoch sind die Vorschriften über die Rechnungslegung von Wahlausgaben“ in New Hampshire sehr lax. Es wird geschätzt, daß beide Kandidaten zusammen nahe an 400.000 Dollar ausgaben. Darüber führte die „New York Times“ Klage, weil anscheinend nur noch Millionäre die wichtigsten politischen Ämter ausfüllen können.

Goldwater, Rockefeller und Genossen

New Hampshire wird nur deswegen von den Politikern so hofiert, weil es den Reigen der Vorwahlen eröffnet. Seitdem Dwight D. Eisen-hower 1952, und John F. Kennedy 1960 ihre imposanten Vorwahlsiege in New Hampshire einleiteten, erscheint der Staat den ins Weiße Haus strebenden Poltikem als Talisman.

Infolge einer kleinen Fußoperation humpelte Senator Goldwater von einem Ende des Staates zum anderen. Er wußte, daß, nachdem in Amerika „jeder einen Sieger liebt“, wie das Sprichwort lautet, und sich daher beeilt, auf den sogenannten bandwaggon (den Triumphwagen) aufzuspringen, ein massiver Sieg seine Chancen in den anderen Vorwahlen gewaltig erhöhen würde. Und war er nicht der Favorit, dem 60 Prozent aller Wahlstimmen zufallen sollten?

Gouverneur Rockefeller hin-

gegen folgte erprobten politischen Rezepten und schüttelte jede Hand in Reichweite. Seine Leutseligkeit übertraf die des nicht immer gut gelaunten Senators bei weitem. Man konnte ihn sogar beim Fensterin sehen, aber nur zum Händeschütteln. Er hielt bei jedem Skilift an, um den Läufern das Warten mit freundlichen Worten zu Versüßen. Babys entgingen seinen Küssen nur, wenn sie zu Hause hinter Schloß und Riegel waren.

Unerwartet und unwillkommen kamen andere Politiker den beiden Hauptdarstellern in die Quere. Harald Stassen, vor vielen Jahren als jüngster Gouverneur Minnesotas der „Wunderknabe“, 1948 von Thomas Dewey im Ringen um die republikanische Nominierung geschlagen, läuft seitdem vergeblich jedem halbwegs bedeutenden Amt nach. In diesem Jahr sah er seine letzte Chance. Nur 1282 Wähler wollten sie ihm geben.

Frau Chase-Smith, die energische Senatorin von Maine, die 1950 genug Zivilcourage gehabt hatte, um den auf den Gipfel seiner Macht stehenden McCarthy anzugreifen, mischte auch mit. Sie wollte herausfinden, ob die Wähler eine Frau für das höchste Amt für geeignet halten. Nur 2810 Einwohner von New Hampshire tun es.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung