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Belcanto I In welcher Sprache soll Gaetano Donizettis "Don Pasquale" in Wien gesungen werden? Italienisch, wie es der Trend zum Original gebietet oder deutsch, was - zumal bei einer opera buffa - dem Wortwitz Tür und Tor öffnet? Direktor Dominique Mentha läßt Donizettis geniale Oper an der Volksoper erstmals auf italienisch mit Übertiteln spielen, obwohl er an sich aufs Ensemble und nicht auf eingeflogene Stars setzt, was eigentlich die ideale Voraussetzung für eine Aufführung in der Landesssprache wäre. Aber es will halt nicht sein...

Dafür wird das Publikum bei dieser Neueinstudierung unter Dirigent Niels Muus mit einer ganz außerordentlichen Norina verwöhnt: Die junge japanische Sopranistin Akiko Nakajima, von der Zeitschrift "Opernwelt" zur Nachwuchssängerin des Jahres gekürt, verfügt über eine Weltklassestimme von atemberaubender Wendigkeit und unverwechselbarer Schönheit. Man muß schon ein echter Belcanto-Fanatiker sein, um in ihrer ersten Kavantine - und nur dort - feinste Nuancen von Unvollkommenheit in der Gestaltung der Koloraturen herauszuhören. Bravissima! Michael Krassnitzer Belcanto II Schon die unter Michael Güttler spritzig gespielte Ouvertüre zu Rossinis "Barbier von Sevilla" verspricht ungetrübtes Faschingsvergnügen im Stadttheater Klagenfurt. Man wird auch fast nicht enttäuscht. Die Regie von Anouk Nicklisch zeichnet saftige Charaktere, legt pausenloses Tempo vor und schreckt auch vor Klamauk nicht zurück. Ein Sonderlob gebührt dem stimmstarken und spielfreudigen Herrenchor. Maria Comparato läßt als Rosina saubere Koloraturen blitzen, der Figaro des Marjan Pop überzeugt als Vorstadt-Strizzi. Gabriele Uher darf als Bertha ihre Arie singen, ein erfreuliches Ereignis. Der Graf des Alexander Pinderak bleibt blaß.

Das Bühnenbild von Roland Aeschliman besteht aus bis zu drei hintereinandergeschalteten Zylindern mit steilen Treppen, auf denen die Personen schwindelfrei umherturnen. Der Vergleich mit Laufrädern im Hamsterkäfig drängt sich auf. Diese Szenerie, vorzüglich ausgeleuchtet, kann in Zukunft für beliebig andere Opern verwendet werden. Einmütiger Jubel beim Publikum. Christa Höller Bayer In seiner Bedeutung wird Herbert Bayer (1900 bis 1985) mit Alfred Kubin verglichen, beiden gemeinsam ist ihre Liebe zu Oberösterreich. Bereits als 20jähriger verließ er seine Heimat und wurde Meister im Bauhaus in Dessau, wo er eng mit Walter Gropius zusammenarbeitete. 1938 emigrierte er in die USA, wo er als herausragender Designer und Landschaftsgestalter reüssierte.

Anläßlich seines 100. Geburtstages zeigt die Neue Galerie Linz Werke des Fotokünstlers und Malers. Bei den Fotomontagen bleibt vor allem eine im Gedächtnis: "Trauriger Ausländer". Vor dem Fenster eines Stadthauses sind Hände zu erkennen, aus deren Flächen wie Stigmata Augen hervorschauen. Der Besucher wird zum Beobachteten, das bedrückende Gefühl der großstädtischen Anony-mität überfällt ihn. Bayers Fotos sind voller hintergründigem Humor, seine Gemälde bestechen durch die Kontraste von warmen und kalten Farben. In welchem der zahlreichen Länder, in denen er ausstellte, erblickte er wohl jenen Sonnenuntergang, den er unter dem Titel "Red Sun" in Öl malte? (Bis 9. April) Ulrike Engl

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