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Mozarts "Così fan tutte" in der Mozartwoche am Salzburger Landestheater.

Angeschlossen an ein Schockgerät, verwirren sich die Herzen: Die Dottoressa Despina mit dem Blaulicht auf dem Kopf ist nach Don Alfonso, dem Verursacher aller Wirrungen, jene, die letztlich die Liebenden zum Partnertausch verführt - così fan tutte. Die ursprünglich scheuen, naiven Mädchen - zu Beginn der Oper in einen weißen Tüllberg verstrickt, der sich von der Nähmaschine Despinas höchst ästhetisch in den Raum ergießt - werden auf einmal vom jeweiligen Verehrer der Schwester fasziniert. Die Trenn- und Liebesprobe, auf die sich Guglielmo und Ferrando in einer Wette mit Don Alfonso einlassen, gewinnt ungeahnte Ausmaße.

Die Inszenierung von Christine Mielitz am Salzburger Landestheater in Kooperation mit der Internationalen Stiftung Mozarteum für die Mozartwoche - übrigens ihre erste "Così"-Regie - ist auch für spätere Repertoire-Aufführungen, allerdings mit anderer Besetzung, vorgesehen. Mielitz geht unbekümmert mit bisher gewohnten Denk-, Seh- und Hörweisen der kenntnisreichen Mozart-Freunde um, Hochzeitspaare (Chor) in ständiger Bewegung, wohin man sieht, selbst wenn von einer Trauung erst gegen Ende des Stücks die Rede ist. Die Welt der Liebenden steht schon bei Mozart Kopf, bei Mielitz und ihrem Bühnenbildner Hartmut Schörghofer nun auch im Wortsinn, indem der Kubus, in dem gespielt wird, gelegentlich um 180 Grad gedreht wird - damit man's ja merkt und so, als ob die Musik solches verschwiege.

Manches gerät witzig und erfrischend, manches wirkt hanebüchen. Ohne Schrubber, Putzkübel und Hausschürze scheint man nicht mehr auszukommen - Despina sieht zunächst aus wie eine Hausmeisterin in einem DDR-Plattenbau, die Sommerkleidchen von Fiordiligi und Dorabella zeigen in Schnitt und Muster den Geschmack der Sechziger von jenseits der ehemaligen Mauer (Kostüme:Renate Schmitzer).

Wie dem auch sei: Die Damen vor allen und Don Alfonso sind es, die die Oper sicher und erfolgreich zum Ziel und Ende führen. Die Aufführungen für die Mozartwoche sind erstrangig besetzt: Melba Ramos (Fiordiligi) und Anke Vondung (Dorabella) erweisen sich in dem wie für Mozart geschaffenen Landestheater als wahre Mozart-Interpretinnen, ebenso Christiane Boesiger als Despina, deren "geläufige Gurgel" in Salzburg bekannt ist. Ein in Gesang und Spiel untadeliger Don Alfonso ist Maurizio Muraro. Lothar Odinius (Ferrando) und Paul Armin Edelmann (Guglielmo) zeigten in unserer Aufführung einige Schwächen, ebenso waren im Mozarteum-Orchester ungewohnte Unebenheiten zu registrieren. Für den durchaus umsichtigen musikalischen Leiter Hubert Soudant war es ebenfalls die erste CosìInterpretation. Die Begeisterung galt vor allem den jugendfrischen Stimmen.

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