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Ambitionen

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Ehrgeiz kann man dem Theater für Vorarlberg gewiß nicht absprechen. Unter der Leitung von Alex Freihart hat es in der letzten Zeit einige Mutproben bestanden. Nicht immer zur Freude der alteingesessenen Abonnenten, aber immerhin eine Schützenhilfe für die Liebhaber modernen Theaters. — Die diesjährige Saison wurde mit einer recht hübschen Inszenierung der „Kleinen Stadt“ Thornton Wilders durch Götz O. Rausch eröffnet, der bald darauf Schnitzlers „Liebelei“ folgte. Dazu hatte man den Grazer Oberspielleiter Rudolf Kautek eingeladen, der versuchte, Wiener Atmosphäre gegenwärtig zu machen. Sosehr seine Regtearbeit im einzelnen durchdacht war, sosehr war sie von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil ein Großteil der Schauspieler qualitativ nicht mitzuhalten vermochte. Das gilt aber nicht für die köstliche Tua Paller als Mizzi — eben ein waschechtes Wienerkind — und für die beiden männlichen Hauptrollen (Fritz und Theodor), die von Hans Niklos und Peter Geiger recht ambitioniert gespielt wurden. Die Überraschung des Abends: Franz Michael Westen als überängstlicher, verzweifelter Vater Christines. — Ilse Knoll in der Rolle der Christine brachte sich durch arges Überspielen selbst um die Lorbeeren, alle anderen Darsteller hatten bestenfalls mittleres Provinzniveau, manche lagen noch ein wenig darunter. Ein Grund mehr, sich auf die ganz und gar nicht provinzielle Ankündigung einer österreichischen Erstaufführung, nämlich

der „Klage gegen Unbekannt“ von Georges Neveux zu freuen. Der letzte große Treffer (gemeint sind die Erstaufführungen!) gelang mit „Thomas Morus“ von Bolt, der auch an der Wiener Josef Stadt über die Bühne ging. Gespannt darf man auch auf O'Neills „Mond für die Be-ladenen“ und die „Glücklichen Tage“ von Puget sein, während Goethes „Urfaust“ bereits jetzt als fragwürdiges Unterfangen beurteilt werden muß.

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