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Von Arias bis Chiari

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Vor 23 Jahren vertrieb Präsident Arnulfo Arios, Bewunderer Hitlers und Nachahmer, seiner Rassenverfolgungen, die Chinesen aus Panama und suchte den Negern aus Westindien die Staatsangehörigkeit zu entziehen. Der Kommandeur der 3000 Mann starken Nationalgarde, Jose Antonio Remön, setzte dann Arnulfo Arias abwechselnd ein und ab, ließ sich mit fragwürdigen Wahlen zum Präsidenten machen, bis ihn sein eigener Vizepräsident, Don Jose Ramön Guizado (gesprochen: glsado) ermorden ließ. 1959 gab es dann die „Invasion“ einiger hundert Kubaner, die sich des Kanals („bemächtigen“ wollten, wie man behauptete, im Auftrag des Expräsi-denten Dr. Roberto Arias, Ehemanns der englischen Tänzerin Margot Fon-teyn.

In den letzten Jahren regiert — von neun unter 15 Parteien gestützt —• Präsident Roberto Chiari, ein schwerreicher Geschäftsmann und Eigentümer von Zuckerrohrplantagen. Aber auch die Großkapitalisten , kämpfen gegen Washington —. aus Überzeugung und zur Volkstümlichkeit — für das, was sie alle „Gerechtigkeit für Panama“ nennen. Dabei geht es zunächst um die Souveränität über die 16 Kilometer breite Kanalzone. Während der Vertrag von 1903 den USA mit der „Als-ob-Souveränität“ klare und ausschließliche Hoheitsrechte über die Zone gab, hat Präsident Eisen-hower nach den Unruhen von 1959 die „Titularsouveränität“ Panamas über die „von den USA kontrollierte“ Zone proklamiert. Dabei zeigen sich Nationalismus oder Patriotismus der Panamesen besonders in der sogenannten „Flaggenfrage“. Bis 1960 wurde nur das Sternenbanner in der Zone gehißt; erst 1963 kam es zu der allgemeinen Vereinbarung, daß die Behörden in der Kanalzone nur beide Flaggen gleichzeitig hissen dürfen, Private aber die Flagge, die sie wollen. Das Hissen oder Zerstören der jeweils „feindlichen Flagge“ war 1959 und jetzt der Auftakt blutiger Unruhen.

Da Johnson jetzt die Berechtigung der „Flaggenreklamation“ anerkannt hat, dürfte sich die sogenannte Revision auf die Finanzfragen beschränken.

Die Kanalgesellschaft, die dem USA-Kriegsministerium gehört und unterstellt ist, zahlt nach dem letzten Abkommen (von 1955) 1,9 Millionen Dollar jährlich an den Staat Panama. Präsident Chiari meint, die geographische Lage habe für Panama denselben Vorzug wie das Petroleum für Venezuela. So müßte es auch zu 50 Prozent an Kanaleinnahmen (Reingewinn: 40 bis 50 Millionen Dollar) beteiligt sein. Vor einiger Zeit war er aber bereit, sich mit zehn Millionen Dollar im Jahr zufrieden zu geben.

Das dritte Problem, das die Beziehungen zwischen den USA. und Panama vergiftet, ist das der' sogenannten „wirtschaftlichen Diskriminierung“. „Die Bewohner der Zone haben nur Mißachtung und Feindseligkeit gegen das panamesische Volk“, behauptete der Regierungsdelegierte Boyd im Sicherheitsrat. Schon auf der Konferenz von Punta del Este hat Panama im Rahmen der „Allianz für den Fortschritt“ verlangt, daß der panamesische Arbeiter in der Karialzone dieselbe Bezahlung für die gleiche Arbeit erhalte wie der nordamerikanische. Bei den letzten Verhandlungen zwischen der Kennedy- und der Chiari-Regierung hatte man sich auf die „gleichen Lohnbedingungen für alle“ geeinigt. Doch sagt man in Panama, daß diese Abrede durch eine „Sonderzulage“ für die Nordamerikaner umgangen werde. Auch diese Angelegenheit ist Gegenstand der augenblicklichen Verhandlungen.

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