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Austro-Kommunista, puh ...

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Es muß einmal der Anfang gemacht werden auch bei Dingen, die oft als nebensächlich angesehen werden. Dabei ist das Staatswappen doch sicherlich keine nebensächliche Sache. Und deshalb gebührt der „Furche“ der Dank, den Anfang gemacht zu haben.

Wie unangenehm sich der „schröckliche Vogel“ für den einzelnen gelegentlich auswirken kann und wie sehr er auch dem Ansehen des Staates schadet, möge folgende kleine Begebenheit illustrieren: Vor zwei Monaten machten wir mit unseren Studenten eine Studienreise, die uns auch durch Italien bis nach Turin führte. Wir hatten einen ultramodernen „Gräf-&-Stift-Reisewagen“ der „Austrobus“, der überall viel bestaunt wurde. So auch auf Superga, dem schönen Aussichtsberg von Turin, wo wir, versunken

in das schöne Panorama, gar nicht bemerkten, wie eine stets wachsende Gruppe von „Eingeborenen“ sich um unseren Wagen versammelte und heftig gestikulierend immer lauter wurde. Erst beim Einsteigen merkten wir, um was es ging: „A u s t r o-Kommunista, puh, Austro-Kommunista!...“ und ein Schwall von durcheinandergerufenen Schimpfworten. Wohl machte man uns ein Späher, kein besonders aufmerksames, sondern ein immer schmäler werdendes, und es sah für die zuletzt Einsteigenden schon etwas ungemütlich aus, als vom. Reiseleiter über unseren italienischen Cicerone und Dolmetscher endlich eine Klärung möglich war.

Was aber war geschehen? Bei der Besichtigung des Wagens hatten die Italiener gemerkt, daß über der Bezeichnung „Austrobus“ das österreichische Staatswappen, groß und erhaben ausgeführt, mit Hammer und Sichel und der gesprengten Kette geziert, prangte, und hatten dies natürlich auf ihre Weise interpretiert. — Selbst unser Dolmetsch war von unserer Erklärung, daß die beiden Embleme seit dem Jahre 1918 im Wappen sitzen und tatsächlich nichts mit Kommunismus zu tun haben wollen, augen-

scheinlich nicht ganz überzeugt, und so war es verständlich, daß auch unsere „Belagerer“ uns nur zögernd, schließlich aber doch freigaben.

Eine nichtssagende Begebenheit? Wohl nur, weil nichts Ernstes passiert ist. Wie aber wäre es, wenn eine unbedachte Abwehrgeste eines Schülers, ein falsches Wort die Initialzündung gegeben hätte? Wie viele solcher Begebenheiten, über die nicht berichtet wird, weil eben nichts passierte, könnte man in diesem Zusammenhang noch aufzählen? Sollte man daraus nicht doch Schlüsse ziehen?

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