Der Dezember ist in den Jahreszeiten des Theaterkalenders seit je her so etwas wie ein zweiter Hochsommer. Zunächst einmal der Feiertage wegen, um niemanden mit düsteren Stücken- aus seiner Festtagsfreude aufzuscheuchen, und nicht zuletzt aus kommerziellen Gründen: man hat mit einem Schlag ins seichte Wasser die fahrplanmäßige Premiere und das Silvesterstück unter Dach und Fach.
Im Kleinen Josefstadttheater im Konzerthaus unterhält man sich modern, literarisch, zwielichtig brettlhaft und hintergründig kabaretthaft im Stil lonescos und der komödiantisch impulsiven Avantgarde. Die acht burlesken Einakter, kleine Werkchen aus einem drastischen Theäter-panoptikum der verrückten Possenreißerei sind von Jean Tardieu und heißen „Miniaturen“; das Aushängeschild und Objekt der Publikumsverlockung ist diesmal allzu flach, zu derb und plump, zu platt geraten und heißt Heinz Conrads. Unter seinen Partnern sind vor einem sehr reizvollen Bühnenbild“ (von Arnim F. Akermann) und in der Inszenierung
Werner Krauts Helly Servy, Elisabeth Stemberger, Carl Bosse, Wolf Neuber, Kurt Sobotka und Elisabeth Terval unterhaltsam und höchst liebenswert.
Im Theater der Courage hält man sich an Aelteres, Bewährteres und macht das Geschäft mit Jaques D e v a 1 und seiner schon etwas verblichenen „M a d e m o i s e 11 e“. Das Stück ist aus dem dünnen Stoff der grellen Frivolität und dem Papier besinnlicher Romantik hergestellt und flunkert uns ein flinkes Märchen von reichen Leuten und einem abgehärmten Kinderfräulein vor, das sich von dem an Lebensgütern überfüllten Tisch ihrer leichtsinnigen Herrschaft ein Neugeborenes beiseiteräumt. In der Hauptrolle sehen wir Marianne K o b e r. Sie füllt die sentimental-boulvareske Handlung mit einer starken, ausdrucksvollen Gestaltung. Für die Inszenierung zeichnet Horst Kepka, das Bühnenbild schuf Claus Pack, die übrigen Rollen sind mit Eva Iro, Wolf Harnisch, Stella Kadmon und Kurt Mejstrik gut besetzt.
