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Demontierte Ehe

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FURCHE: Das neue Namensrecht ist einstweilen für die nächste Legislaturperiode auf Eis gelegt. Wie denken Sie über die Frage des gemeinsamen Familiennamens?

FAMILIENMINISTERIN MARILIES FLEMMING: Ich bin absolut dafür, daß sich Ehepaare den Namen aussuchen, den sie haben wollen. Ich kann mir gut vo1·stellen, daß sie sich auch entscheiden, daß der Name der Frau zuerst geführt und der Name des Mannes hintan gestellt wird. Ich halte es aber für entbehrlich, daß die Eheleute zwei verschiedene Namen tragen.

Was bleibt von der Institution der Ehe im staatlichen Bereich noch über? Die Scheidung geht, wenn sie beide wollen, blitzschnell, wohnen kann jeder, wo er will, heißen kann jeder, wie er will, Unterhalt muß man nur mehr zahlen, wenn der andere schwer krank und nicht selbsterhaltungsfähig ist: Was bleibt über? Ein Erbrecht. Da sind die Sozialisten dabei, dieses Erbrecht auch verpflichtend für die Lebensgefährtin einzuführen.

Auf der einen Seite höhlt man die Institution der Ehe total aus, auf der anderen Seite privilegiert man das Miteinander-unverheiratet-Zusammenleben. Ich meine, man sollte ehrlich sagen, worum es geht, nämlich darum, die Institution der Ehe nur noch als Farce übrigzulassen.

FURCHE: Sie stehen also auch dem ÖVP-Vorschlag kritisch gegenüber? FLEMMING: Er wurde in der Partei nie diskutiert. Wenn es wirklich so ist, daß der Familienname nur auf den Urkunden steht, aber sonst jeder mit seinem anderen Namen herumläuft, halte ich das

für schlecht, auch im Interesse der Kinder, die ein gewisses Bedürfnis nach Gemeinsamkeit haben.

FURCHE: Ein anderes heißes Thema ist die Abtreibungspille „R U- 486 ". Ihre Position dazu? FLEMMING: Sie haben gesagt, was es ist: eine Abtreibungspille. Meine seit 20 und mehr Jahren nachvollziehbare Einstellung zur Abtreibung ist ganz klar: Jede Abtreibung ist Tötung eines Kindes. Ich bin nicht bereit, darüber zu diskutieren, daß es für die Frau doch um so vieles „schöner, besser und angenehmer11 sein soll, diese Pille zu schlucken, als eine Abtreibung machen zu lassen. Ich binnicht bereit darüber zu diskutieren, welche Tötungsart die angenehmere wäre.

Für mich ist aber, um hier nicht mißverstanden zu werden, die Frau in jedem Fall ein Opfer. Denn daß es gelungen ist, den Frauen einzureden, daß das Tötenlassen des eigenen Kindes im eigenen Körper etwas Positives für uns Frauen ist, ist eine der unheimlichsten und erschreckendesten Begleiterscheinungen der Abtreibungsdiskussion.

Wir leben leider in einer Gesellschaft, in der die Abtreibung allmählich etwas gesellschaftlich Akzeptiertes wird. Das ist eine schlimme Entwicklung. Es sollte in der nächsten Legislaturperiode vehement und verstärkt Wert auf Aufklärung und Information gelegt werden. Wir müssen in die Familienberatungsstellen in der nächsten Gesetzgebungsperiode noch viel mehr Geld hineinstecken.

Mit Familienministerin Marilies Flemming sprach Hannes Schopf. Zur Diskussion über ein neues Namensrecht siehe auch Seite 4.

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