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Die Rente aus dem Glaspalast?

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FURCHE: Welche Pläne hat der Raiffeisensektor in bezug auf die Pensionskassen?

CHRISTIAN SEDLNITZKY: Es ist so, daß wir selbstverständlich auch im Raiffeisensektor überlegen, Kooperationen einzugehen. Und natürlich wollen wir auch Kooperationen mit all jenen eingehen, die im Rahmen der Raif feisengeld-organisation tätig sind. Das sind unsere Banken, weiters jene, wo wir aktienmäßig beteiligt sind. Aber wir werden auch uns nahestehende Institute und Versicherungen ansprechen, ob sie Interesse haben an einer großen Lösung für eine Pensionskasse. FURCHE: Konkret, wer mit wem?

SEDLNITZKY: Darüber will ich noch nicht sprechen, weil das wäre ein Präjudiz, solange noch nicht alles unter Dach und Fach ist. Aber es kann sich jeder ausrechnen, wer dann mitdabei ist.

FURCHE: Sie sind dafür eingetreten, nicht viele kleine Pensionskassen zu gründen, wie das manche wollen, sondern eher große. Erfordert das nicht einen großen bürokratischen Aufwand?

SEDLNITZKY: Wenn sich mehrere Institute zu einer Pensionskasse zusammentun, so bedeutet das von vornherein eine Kostenmini-mierung. Zur Gründung unserer Pensionskasse sind 70 Millionen Schilling vorgesehen. Die müssen einmal aufgebracht werden, und dieses Geld muß sich auch nach einigen Jahren rentieren. Man wird gerade in der Anfangsphase sicherlich sehr hohe Kosten haben. Je mehr Unternehmungen an so einer Pensionskasse beteiligt sind, desto geringer ist klarerweise die Kostenverteilung auf das einzelne Unternehmen.

FURCHE: Ist eine Kostenbegrenzung nach oben vorgesehen?

SEDLNITZKY: Nein. Aber es wird sehr wichtig und entscheidend sein, wie schnell eine Pensionskasse auf den Markt kommt, wie schnell sie sich behauptet und wie gut dann in der Folge ihre Performance ist. Weiters, ob sie möglichst schnell in der Lage ist zu sagen, wir veranlagen so gut und so optimal und sind kostenmäßig so günstig, daß wir das alles weitergeben können letztlich an unsere Kunden. So wird es natürlich einen sehr harten Wettbewerb geben.

FURCHE: Wie kann man denn als Kundschaß sicher sein, daß der bürokratische Aufwand nicht ausufert? Daß sich nicht das Gefühl breit macht, es entstehen beispielsweise prunkvolle Gebäude für Pensionskassen, oder es werden zahlreiche Direktorensessel geschaffen.

SEDLNITZKY: Ich glaube, das kann verhindert werden, indem sich der Kunde einer möglichst großen Institution anschließt. Denn dort kann er davon ausgehen, daß es zu einer sehr guten und optimalen Kostenverteilung kommen wird. Wenn entsprechend viele Banken und Versicherungen hinter einer Pensionskasse stehen, die diese Ko-stenminimierung an den Kunden weitergibt, dann ist sie auch wettbewerbsfähiger.

FURCHE: Graben Sie sich als Lebensversicherer nicht auch selbst durch die Gründung von Pensionskassen das Wasser ab?

SEDLNITZKY: Es wird für die traditionelle Versicherungen sicher schwer werden. Zumindest in einer Anfangsphase, die eine Lern-und Informationsphase sein wird , bis die Leute wissen, was können diese Betriebspensionskassen eigentlich, was werden sie leisten, wo gibt es sie? Sicher ist, daß die traditionelle Lebensversicherung weiterhin ihren. Bestand haben wird und auch haben muß, weil die Pensionskassen auch nicht alles abdecken werden. Gerade Bezieher von höheren und Höchsteinkommen werden beileibe nicht das Auslangen finden mit dieser Pensionskasse. Sie müssen in jedem Fall zusätzlich etwas machen, damit die Versorgungslücke zwischen aktiven Einkommen und Pensionseinkommen nicht allzu groß ist. In diese Lücke werden die Versicherungen weiterhin stoßen und auch die Leute entsprechend informieren müssen.

FURCHE: Sie sind sicher, daß man auf dem zusätzlichen Bein Pensionskasse nicht nur humpeln wird?

SEDLNITZKY: Besser mit drei Beinen schlecht humpeln, als mit einem zu fallen. Ich glaube, es wichtig ist, daß es zu einer Verteilung von staatlicher, individueller Vorsorge und Pensionskassen kommt. Wenn die Kraft der Unternehmer da ist, daß sie auch etwas in dem Bereich Pensionsvorsorge tun können, dann sollten sie es tun.

Mit dem Generaldirektor der Raiffeisen-Ver-sicherungs AG sprach Elfi Thiemer.

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