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Eine Nische für die Ethik

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Allein zwischen der Definition der Ethik als „die Lehre vom rechten, zum wahren Glück führenden Handeln auf der einen Seite und der der Ökonomie als das „vom Rationalprinzip beherrschte Handeln“ auf der anderen Seite liegen Welten.

Betrachtet man die heute übliche Praxis, möglichst viel, und das nicht unbedingt legal, für sich beiseite zu schaffen, drängt sich die Frage auf, in welcher Nische des Wirtschaftssystems die Ethik heute ihre Daseinsberechtigung hat. Eine Frage, die die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion „ökonomie und Ethik“, veranstaltet vom Wirtschaftsforum für Führungskräfte in Graz, zu beantworten suchten.

Der Grazer Universitätsprofessor für Theologie Philipp Harnoncourt zeigte auf, woran es liegen könnte, daß im Wirtschaftsleben von heute das Gefühl für sittliches Handeln verlorengegangen ist.

Keinesfalls genüge es, wie auch der Innsbrucker Philosophiedozent Elmar Waibl feststellte, ein Fach namens Wirtschaftsethik in die Studie der Sozialwissenschaften einzubinden, um sittlich richtig handelnde Manager auszubilden. Eine Antwort könnte die Parallele zum Lehramtsstudium sein, wo die Studenten sich durchs Pädagogikum büffeln müssen und später als Lehrer gleich gut oder gleich schlecht sind wie ihre Kollegen, die diese pädagogische Ausbildung nicht hatten.

So unterschiedlich die Diskussionsbeiträge der Referenten waren, so einig waren sie sich in der Ablehnung einer isolierten Fachrichtung Wirtschaftsethik.

Für Professor Harnoncourt wäre es eigentümlich, einem Erwachsenen Ethik einimpfen zu wollen. Genau wie es seiner Meinung nach nicht sinnvoll ist, einer Anlage, die Schadstoffe in die Luft bläst, nachträglich Katalysatoren einzubauen, statt sich Gedanken darüber zu machen, welche Brennstoffe umweltschonender sind.

Daher muß es auch die Aufgabe der Familie sein, ein

Gefühl dafür zu wecken, was sittlich gut ist und was nicht. Innerhalb der Familie, aber auch der Schule müssen wieder sittliche Werte und nicht nur Sachwissen vermittelt werden. Denn nur durch stetiges Durchdringen der Gesellschaft mit Sittlichkeit wird auch in der Wirtschaft ein Umdenken erfolgen.

Die Forderung nach strengeren Wirtschaftsgesetzen wurde von den Teilnehmern eher mit Skepsis aufgenommen. Statt dessen sollten die bestehenden Gesetze für die Vertreter der Wirtschaft transparenter werden.

Allen Teilnehmern, ob Politiker, Journalisten, Theologen und Philosophen, war der Mangel an Ethik in der Wirtschaft klar. Unklar hingegen', wie dieses Defizit bekämpft werden könnte. Daß diese Diskussion auffallend gut besucht war, spricht für die Dringlichkeit.

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