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Erwacht Wiens Alte Universität ?

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Ein ehrwürdiges Wiener Viertel steht vor der Revitalisierung durch Forschung und Kunst - auch das alte Jesuitentheater soll zu neuem Leben erwachen. Ein Verein sorgt dafür.

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Ein ehrwürdiges Wiener Viertel steht vor der Revitalisierung durch Forschung und Kunst - auch das alte Jesuitentheater soll zu neuem Leben erwachen. Ein Verein sorgt dafür.

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„Der Verein bezweckt, die zuständigen Behörden und darüber hinaus die Öffentlichkeit auf den derzeitigen Zustand der Alten Universität Wien und des sie umgebenden Viertels aufmerksam zu machen und eine Restaurierung und Revitalisierung herbeizuführen.

Insbesondere umfaßt der Zweck des Vereines:

# die Restaurierung der Universitätskirche und der angrenzenden Gebäude sowie die Entkernung des Hofes der Alten Universität;

• die Wiederherstellung der Orgel der Universitätskirche;

# die Wiederherstellung des Jesuitentheaters;

• die Durchsetzung einer Fußgängerzone auf dem Alten Universitätsplatz (derzeit Dr.-Ignaz-Seipel-Platz).”

So formuliert der gemeinnützige Verein „Revitalisierungs-Ge-sellschaf t Alte Universität Wien”, der sich Mitte Mai konstituiert hat, seine Ziele und lenkt damit die Aufmerksamkeit der Offentlichkeit auf „eine der schönsten Ecken Wiens” (Kulturstadtrat Helmut Zilk), die nun seit knapp hundert Jahren in einen Dornröschenschlaf gesunken ist. Nun wollen sich der Verein und Wiens Kulturstadtrat („Eine der großen Aufgaben der nächsten Jahre”) als wachküssende Prinzen betätigen.

1884 verlagerte sich mit der Fertigstellung des neuen Universitätsgebäudes Wiens akademisches Leben zum Schottentor. Zurück blieben die alten - großteils unter den Jesuiten im 17. und 18. Jahrhundert errichteten — Bauten, die in der Folge staatlichen Dienststellen (Polizei, Statistisches Zentralamt), aber auch wissenschaftlichen Einrichtungen (Akademie der Wissenschaften) zur Verfügung gestellt wurden. Auch der Jesuitenorden ist wieder hier ansässig und betreut die Alte Universitätskirche.

Erster Adressat für die Wünsche der Vereinsgründer (Haus der Gesellschaft Jesu, Gesellschaft für Musiktheater, Consor-tium Musicum Alte Universität und Studentenheim Alte Burse) ist der Eigentümer der Gebäude, also der Bund. Der stufenweise Abzug der Bundesdienststellen aus diesem Komplex hat auch bereits eingesetzt, nun geht es darum, dringend notwendige Restaurierungsarbeiten durchzuführen und die Räumlichkeiten wieder kulturell zu nutzen.

Dabei könnte sich eine hochinteressante Kooperation von Kunst und Wissenschaft ergeben. Die hier im Rahmen des sommerlichen „SPECTACVLVM” schon recht erfolgreichen Bemühungen um barockes Musiktheater fußen auf musikwissenschaftlichen Forschungen.

Die Wiederherstellung des alten Jesuitentheaters würde unter den Fittichen der Akademie der Wissenschaften erfolgen, die hier bereits ein Institut für Publikumsforschung betreibt und in den freiwerdenden Räumlichkeiten weitere Büros und Forschungsstätten einrichten will. Durch die Abtragung eines alten Heizhauses im Hof des alten Jesuitenkollegs soll dieser „entkernt” und ebenfalls künstlerischen Zwecken (etwa Freilichtausstellungen) zugänglich gemacht werden.

Es lag nahe, den Chef des Archivs und Museums der Universität Wien, Univ.-Prof. Franz Gall, zum Präsidenten der Revitalisie-rungs-Gesellschaft zu wählen. Der Historiker Gall ist als Verfasser des Werkes „Die Alte Universität” (Zsolnay Verlag) ein profunder Kenner der Materie und arbeitet auch in diesem Gebäudekomplex, nämlich in den Räumen der ehemaligen Universitätsbibliothek.

Sein Vizepräsident, „SPEC-TACVLVM”-Intendant Franz Eugen Dostal, freut sich, daß nun auch das Interesse der Anrainer, etwa an der geplanten Fußgängerzone, erwacht ist und die konstituierende Sitzung mehr als „Monologe einiger Leithammel” erbracht hat.

Die gewünschte Umbenennung des Seipel-Platzes ist Bezirksvorsteher Heinrich Heinz freilich ebensowenig recht wie die Unterbrechung der nahegelegenen Postgasse durch einen Kardinal-Innitzer-Platz, wie die SPÖ-Be-zirksräte der Inneren Stadt vorgeschlagen haben.

Seine Fraktion könnte sich eher die Grünfläche hinter der Oper (ehemals Philipshof) als Innit-zer-Platz - womöglich mit Denkmal - vorstellen.

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