Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es in Österreich noch nie so viele Kirchenaustritte gegeben wie 1988. 38.368 Personen verließen ihre Religionsgemeinschaft , dagegen wurden nur 5015 Über- und Wiedereintritte gezählt, was einen „Verlust“ von 33.353 Angehörigen für die einzelnen Glaubensgemeinschaften bedeutet. Sterbefälle und vor allem Taufen scheinen in dieser Statistik natürlich nicht auf.
Die evangelische Kirche A.B. und H.B. verlor im Vorjahr 2.126 Mitglieder (2.992 Austritte, 866 Eintritte), die Altkatholiken verzeichnen ein Minus von 14 Angehörigen (113 Austritte, 99 Eintritte).
Der römisch-katholischen Kirche kehrten 1988 35.224 (1987: 34.804) „Schäflein“ den Rücken, nur 3649 (1987: 3.598) traten ein. Damit hat sie seit 1978 schon 327.000 Mitglieder verloren, bei seit 1984 steigender Tendenz. Gegenüber 1987 sind die Austritte im Landesdurchschnitt um 1,2 Prozent gestiegen.
D ie Entwicklung in den einzelnen Diözesen ist unterschiedlich. Ein Uberblick über die Austrittszahlen der letzten zwei Jahre sieht so aus: Diözesen 1987 1988
Wien 20.175 20.864
St. Pölten 1.100 1.183 Linz 4.559 4.658
Eisenstadt 252 217
Salzburg 1.523 1.650 Graz 4.028 3.806
Gurk 1.395 1.314
Innsbruck 1.007 857
Feldkirch 765 675
Österreich 34.804 35.224 Es ist müßig, darüber zu spekulieren, wie weit bereits die Diskussionen um neue Bischöfe (die Emennungen in Salzburg und Feldkirch erfolgten ja erst 1989) Einfluß auf diese Zahlen hatten. Außerdem laufen die Trends in den Diözesen selten Uber einige Jahre einheitlich, der deutlichste Negativtrend zeigte sich in Wien.
Alarmierend sind freilich erste vorliegende Zahlen aus 1989: Gegenüber dem Vergleichszeitraum 1988 stiegen von Jänner bis Mai die Austritte in Feldkirch (wo sicher die Bischofsernennung mitspielte) um 88 Prozent, in Linz um 71 Prozent, in den anderen Diözesen (ausgenommen Gurk, wo besondere Maßnahmen ergriffen wurden) um bis zu 30 Prozent! Der gerade laufenden Kampagne „Trag was bei“ ist bisher kein Erfolg beschieden.